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KUNST & AUSSTELLUNG


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INKA Stadtmagazin - epaper ⋅ Ausgabe 182/2024 vom 01.05.2024

ZKM: (A)I Tell You, You Tell Me

Die erste große Ausstellung unter der konzeptionellen Leitung von Alistair Hudson startet. Für „(A)I Tell You, You Tell Me. Drei Begegnungen für Menschen/Maschinen“ wurden drei raumgreifende Werke rund ums Thema Künstliche Intelligenz in Auftrag gegeben. Die Karlsruher KünstlerInnengruppe Robotlab, die seit zehn Jahren mit dem ZKM assoziiert ist und vielfältige Mensch-Maschine-Beziehungen erforscht, füllt den ersten Lichthof mit „AEIOU“: Zwei Industrieroboter in sich selbst vertieft, an einem langen Fließband Texte schreibend, werfen Fragen auf. Wie unterscheidet sich ihr selbstreflexiver Dialog mit unserem? Welche Schlaufen beobachten wir in unseren Köpfen? Anne Duk Hee Jordan, Professorin an der HfG für Kunst Digitaler Medien, schafft mit „Electrify Me, Baby“ einen Kosmos zwischen natürlichem Lebenslauf und technischen Phänomenen. Humorvoll wird dazu eingeladen, das Denken in starren, binären Kategorien aufzubrechen – gibt es auch eine „Artificial Stupidity“? Dazwischen oszilliert die Intervention „Flatware, Hardware, Software, Wetware“ des Hertz-Labors, der künstlerischen Forschungsabteilung des ZKM. In einem interaktiven Handlungsfeld bietet die Ausstellung die Möglichkeit, mit algorithmischen Systemen in Dialog zu treten. Was ist mein Ich und wie bin ich in Beziehung mit dem „vermeintlich technologisch anderen“? Was macht es, wenn ich Maschinen als mein tägliches Gegenüber wahrnehme, vielleicht stärker als ein menschliches? Im Rahmen der Eröffnung führt Portrait XO ihr audiovisuelles Album „Wire“ auf. Gesangsaufnahmen der transdisziplinären Künstlerin wurden in die KI „Other Self “ eingespeist; aus zehn Stunden ähnlich-anderem KI-Gesangsmaterial, das daraus entstand, schuf Portrait XO ihre finalen Kompositionen als „neuronale Gesangsduette“ (19.40 Uhr, Medientheater). (Abb. links oben: Anne Duk Hee Jordan – „Electrify Me, Baby“, 2024, multisensorische Installation; links unten Foto: Emma Teuscher) -sb · Vernissage: Fr, 3.5., 19 Uhr, bis 24.11., ZKM-Lichthof 1 2

Ettlingen: Top 0024 MeisterschülerInnen

Traditionell ist die Ausstellung der Karlsruher MeisterschülerInnen außerhalb der gewohnten Räume der Kunstakademie verortet und geht auf Reise. Bis Basel im Süden, Ulm im Osten oder Heidelberg im Norden ging es schon – dieses Jahr haben es die 17 Absolventen jedoch nicht weit mit dem Transport ihrer Arbeiten. In einer Doppelausstellung öffnen sich gleich zwei Türen von Ettlinger Institutionen: Im Museum im Schloss sowie im Kunstverein Wilhelmshöhe bestücken die unterschiedlichen Positionen von Bildhauerei, Malerei, Neue Medien bis Performance und Klang die Räume. Nach sechs Jahren Studium und spezifischer Suche nach der eigenen künstlerischen Handschrift ist es ein bedeutender Übergang in die freie Arbeit in der Kunstwelt. Denn auch der höchste akademische Abschluss an einer Kunstakademie sichert keineswegs automatisch eine klare berufliche Perspektive für die Zukunft. Das Ausstrecken in neue Räume ist daher nicht nur eine Feier der langen Studienzeit, sondern auch noch ein letzter wichtiger Ausbildungsschritt. Eine Besonderheit ist der fulminante Katalog, für den die Werkstatt Digitale Medien mit Manfred Brosch und Julian Hepner verantwortlich ist. Mit den Einzelbeiträgen und Portfolios dient er als kraftvolle Grundlage für die künstlerische Selbstständigkeit. Kuratorisch begleitet hat die Ausstellung dieses Jahr Professorin Sophie von Hellermann; Meisterschüler sind Mohammad Al Helal, Hoyeon Byeon, Jieun Choi (Abb. oben), Jiawei Guo, Hanna Heidt, Hyein Jang, Hangyol Kim, Alexandra Lehmann, Georg Mayerhanser, Mara Olschowa, Yukiko Oyama, Olga Richter, Lukas Schönthal, Yvonne Schuster, Sophia Seidler, André Wendland (Abb. unten) und Hazel Zander. -sb · Vernissage: Sa, 11.5., 17 Uhr, Schloss Ettlingen; 19 Uhr, Kunstverein Wilhelmshöhe, bis 30.6.

Villa Streccius: Triple A

Mit dreifach A bezeichnet man Anleihen, deren Kreditwürdigkeit als besonders sicher gilt; in der Gamingbranche werden mit „AAA“ Videospiele betitelt, die als wahre Blockbuster gelten. In der Villa Streccius steht das „Triple A“ nicht nur für drei spannende österreichische Positionen, sondern auch für eine hohe Messlatte künstlerischer Qualität: Richard Kaplenig (Abb.: SST-Frohn, 2023, Öl auf Papier auf Leinwand, 100 x 80 cm) gilt als meisterhafter Maler des Realen, Michael Kos als Objektkünstler und Bildhauer mit beschwingter Leichtigkeit und Gerlinde Thuma als feinfühlige Gestalterin von grafisch-malerischen Bildhorizonten. Die drei beherrschen das Spiel zwischen Sinn und Sinnlichkeit, Ernst und Vergnügen und der Brechung von Aussage und Widerspruch – dreifach A! -sab Vernissage: Fr, 10.5., 19 Uhr, bis 30.6., Kunstverein Villa Streccius, Landau

VVK-Start: Ornamenta

Weit über Pforzheim und die Region Nordschwarzwald hinaus erwartet man den Start des neuen Kulturformats, das moderne Positionen der Gegenwartskunst abseits der großen Metropolen in einem völlig neuen Umfeld zeigt. Im Rahmen der „Ornamenta“ werden in Pforzheim sowie an außergewöhnlichen Orten verschiedener Kommunen Positionen aufstrebender europäischer KünstlerInnen vorstellig, die sich mit einer Vielzahl von (die Menschen im Nordschwarzwald und in Europa gleichermaßen bewegenden) Themen beschäftigen. Das Besondere: Fast alle der gezeigten Kunstwerke, die zwischen Anfang Juli und Ende September von Freitag bis Sonntag präsentiert werden, sind in Kooperation mit regionalen Organisationen, Unternehmen oder Künstlern entstanden. Die „Ornamenta“ zeigt somit Kunst, die vor Ort unter Berücksichtigung örtlicher Spezifika und im Austausch mit Menschen aus der Region entstanden sind. Bevor am Fr, 5.7. die Ausstellungen der fünf Themengemeinden Bad Databrunn, Zum Eros, Schmutzige Ecke, Inhalatorium und Solartal eröffnen und darüber hinaus auch die öffentlichen Kunstwerke der fünf Themengemeinden allgemein zugänglich werden, ist der Ticket-VVK für das Festival zeitgenössischer Kunst gestartet: Einzeltickets fürs neue Kulturformat, das künftig mind. alle fünf Jahre wiederholt werden soll, gibt’s zu zehn Euro, das Wochenendticket kostet 27 Euro und das den Besuch aller kuratorischen Ausstellungen vom ersten bis zum letzten Tag ermöglichende Saisonticket liegt bei 50 Euro; Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben freien Eintritt. (Abb. oben: „Ornamenta“-Kuratoren Jules van der Langenberg, Willem Schenk u. Katharina Wahl, unten: Besucherbergwerk Hella Glück, Neubulach, Fotos: Karolina Sobel) -pat · 5.7.-29.9., www.ornamenta2024.eu

Skulpturengarten Schweigen-Rechtenbach

Bereits seit mehreren Jahren stellen die wechselnden Ausstellungen im Gemeindepark von Schweigen-Rechtenbach einen Ort der Begegnung mit Skulptur dar. Auch in diesem Jahr eröffnet der Skulpturengarten im Rahmen eines Konzerts am So, 5.5. und bleibt bis Ende Oktober durchgehend geöffnet. Die Auswahl der daran beteiligten KünstlerInnen könnte kaum vielfältiger sein: U.a. zeigen Jean-Marie Ganeval (Südpazifik), Martin Schöneich (Südpfalz), Jean-Luc Hattemer (Elsass) und Christiane Kiefer (Karlsruhe) neue Werke. Wie immer geht es hierbei sowohl figurativ als auch abstrakt zu – Holz trifft auf Metall, Terrakotta auf Beton. Und während eine schwere Eisenskulptur inmitten der Wiese im weichen Gras ruht, schwingen meterhohe Wolken aus Stahl darüber fast schwerelos im Wind. Der vielseitige Rundgang gibt einen gelungenen Überblick, was Skulptur so alles kann, und ermöglicht zugleich spannende Entdeckungen und inspirierende Augenblicke. -sab · Vernissage: So, 5.5., 11 Uhr, bis 31.10., Gemeindepark Schweigen-Rechtenbach

Ludwigshafen: Deltabeben Regionale

Im Wechsel zwischen Mannheim und Ludwigshafen zeigt sich die Kunstszene der Metropolregion Rhein-Neckar alle zwei Jahre in neuem Licht. 2024 findet das etablierte Projekt zum siebten Mal in Ludwigshafen statt. In der „Deltabeben Regionale“ zeigen 21 KünstlerInnen ihre aktuellen Arbeiten, ausgewählt von elf Nominatoren. Eine Altersbeschränkung bei der Auswahl gibt es nicht, jedoch sollten die BewerberInnen nicht bereits mehr als zweimal an einem „Deltabeben“ teilgenommen haben. Die Bestandsaufnahme der regionalen Kunstszene zeichnet sich durch ihre Aktualität und Vielseitigkeit aus, gespeist aus unterschiedlichen Medien, Blicken und Generationsperspektiven. Von Zeichnung über Performance bis Skulptur wird ein Rundumblick gegeben, wie Kunst sich mit politischen, gesellschaftlichen und historischen Fragen auseinandersetzt. Geben wir den Tieren überhaupt noch die Möglichkeit, sich in ihrem eigenen Wohnraum zu behaupten? Wie vermischt unsere Architektur von Stadt und Wald und Wiese ist, erforscht Cynthia Wijono mittels spezieller Papierschöpftechniken. Denn da wandern neben Gräsern und Blüten auch der Waldbodenmüll ins Papier. Gleichfalls bedient sich Fritzi Haußmann einem Material, das oft weggeworfen wird: Gummischläuche. Für das Wilhelm-Hack-Museum hat Haußmann eine ortsspezifische, raumgreifende Installation aus Fahrrad- und Lkw-Schläuchen geschaffen. Achtung, Triggerwarnung: Laura Gaiser nimmt die Grundstoffe des Lebens wie Organe, Lebenssäfte und Adern und schachtelt Tausende Einzelbilder zu Stop-Motion-Filmen. „Ebenso sinnlich wie grob, idyllisch wie verstörend“ sind es „keine flüssigen Bilder, sondern flackernde Impulse wie Herzrhythmusstörungen“. Begleitend zur Ausstellung gibt es einen Katalog und Führungen (Do, 16. 23.5., 18 Uhr) mit den beteiligten Künstlern. Und am Fr, 3.5., 19.30 Uhr, zeigt das Künstlerduo superart.tv ihren Film „Filmische Langzeitbeobachtung der Utopien der Ludwigshafener im Wandel von 20 Jahren“. Parallel ist im Kabinett im Wilhelm-Hack-Museum noch die Ausstellung „Richter/

Polke. Umwandlung“ zu sehen (bis 14.7.). Künstler sind Christopher Amm/Eva Gentner/Adrian Nagel, Gin Bahc, Sarah Degenhardt, Philip Emde, Laetitia Eskens, Laura Gaiser (Abb. links: Becoming Animal), Ralf Gudat, Fritzi Haußmann, Illig Illig, Markus Kaesler, Sabrina Karl, Margarita Kopp, Dajana Krüger (Abb. rechts: Powers Keeper Spinning Communion), Jordan Madlon, Noomi Moyal, Raoul Muck, Anna Schwehr, superart.tv (Michael Volkmer / Eric Carstensen), Konstantin Weber, Cynthia Wijono und André Wischnewski. -sb · bis 16.6., Kunstverein &Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen

Städtische Galerie Offenburg: Behind The Wall

Wandfüllende Zeichnungen, lebendige Figuren, intime Momente und komplementäre Skulpturen – die soziale Dimension der künstlerischen Arbeit der Schwestern Julia und Claudia Müller ist von dem feinfühligen Blickwinkel der Künstlerinnen geprägt. Seit über 30 Jahren arbeiten beide als Duo. Mit ihren Wirkungsstätten im Atelier in Basel und an der Karlsruher Kunstakademie bringen beide Künstlerinnen einen relevanten Impuls in die Kunst der Gegenwart am Oberrhein und wurden nun mit ihrer präzisen Ikonografie und den stimmungsvollen Räumen mit dem „Oberrheinischen Kunstpreis“ ausgezeichnet. In der Ausstellung „Behind The Wall“ laden sie die BesucherInnen dazu ein, die Komplexität menschlicher Beziehungen, Gefühle und Interaktionen zu erfahren. Die Architektur des Raumes wird in der Präsentation der Arbeiten fortgeführt: Wiederholungsmotive, die sich auch in den Kunstwerken finden, vermitteln ein Gefühl von Struktur und Harmonie. Zu sehen sind sowohl neue als auch ältere Arbeiten des Duos. (Abb oben.: Nachtwald 1, 2008, Acryl auf Papier mit Passepartout, gerahmt, 114 x 98 cm; unten: Komparse, 2009, Laser Druck, Laser Druck, Papier, Spiegel, gerahmt, 50 x 65 cm) -sab · 5.5.- 6.10., Städtische Galerie Offenburg

Pforzheim: Internationaler Museumstag

Am So, 19.5. öffnen von 10 bis 17 Uhr die Museen in P forzheim unter dem Motto „Museen mit Freude entde cke n“ ihre Türen. Ausstellungen und Mitmachaktionen in Handwerk, Kunst, G eschichte oder Technik – die Fülle der Angebote ist groß. Im Technischen Museum – wie auch im Schmuckmuseum (s. sep. Text) – sind mobile Kinderangebote des SJR vertreten: „Handfest mit Moki“ bietet die Möglichkeit, vielfältige Handwerkskünste kennenzulernen und auszuprobieren. Neben Kurzführungen durch die Pforzheimer Schmuckindustrie (11/14/15 Uhr) gibt es einen Goldschmiedeworkshop für Groß und Klein (14-16 Uhr) und eine abenteuerliche Escape Academy (11-17 Uhr). Was rattert und hämmert denn da? Mit „Schmucki der Perlsau“ nimmt Raphael Mürle die Kleinen mit auf Entdeckungsreise. Treffpunkt zum Figurentheater im Eingangsbereich (15.15.-16 Uhr). Ein weiteres Highlight ist der „Raum 243“ im Stadtmuseum, in dem sich junge EntdeckerInnen kreativ ausprobieren können; parallel findet die Finissage von „Kitschy Couture“ dort statt. Um 17 Uhr gibt die Designerin Abarna Kugathasan einen Artist-Talk und stellt ihre Kollektion für die Berlin Fashion Week vor. Vom Glamour in den Kuhstall – wer in die Lebenswelt von bäuerlichen Familien von vor über 100 Jahren eintauchen will, ist im Bäuerlichen Museum im Eutinger Schafhaus genau richtig. Und noch weiter zurück geht’s im Archäologischen Museum, wo die Welt der Römer auf eine Zeitreise von 2.000 Jahren einlädt. Von der Vergangenheit auf die Überholspur: Mit „Future Mobility And Other Ghosts From The Past“ landet man humorvoll wieder im Hier und Jetzt – oder zwei Ecken weiter. (Foto: Sebastian Seibel) -sb · So, 19.5., 10-17 Uhr, Stadtmuseum/Archäologisches Museum/Pforzheim Galerie/Museum Johannes Reuchlin (ab 12 Uhr)/Bäuerliches Museum/Friedhofsmuseum im Wandelgang /DDR Museum/Haus der Landmannschaften, Pforzheim

Yvonne Hohner Contemporary: Métamorphoses

Wie bewegen sich Pflanzen, in sich, mit ihren Geschwistern drum herum, mit Wind und Regen? Ihr Wachstum reagiert in enger Beziehung auf das Draußen, das Nicht-Ich – oder gibt es das überhaupt in der Natur, wenn alles von Pilzen durchdrungen ist und per Kommunikation sogar Nährstoffe ausgetauscht werden können? Die französische Künstlerin Pascale Klingelschmitt erforscht diese Fragen in ihrem neuen Werkzyklus „Métamorphoses“ mit lebendigen, ausdrucksstarken Keramikplastiken. Klingelschmitt, die am Maison de la Céramique Mulhouse ausgebildet ist und in Besançon Kunst studiert hat, lebt und arbeitet im elsässischen Lautenbach. Es ist die erste Einzelausstellung der Künstlerin in einer Galerie in Deutschland. (Abb.: Pascale Klingelschmit– „Ex nihilo“, Porzellan, 2024, 50 x 50 cm) -sb bis 1.6., Yvonne Hohner Contemporary

Pforzheim: Gabi Dziuba & Friends

Tablettenverpackungen, Bohnen, Münzen, Streichhölzer oder das Vorbild eines berühmten Frosches – alles kann bei Gabi Dziuba in edles Metall gegossen und zu Schmuck werden. Einen außergewöhnlichen Einfluss auf ihr Schaffen hat die Freundschaft; viele ihrer Werke sind in Kooperation mit befreundeten KünstlerInnen entstanden. Neben den gemeinsamen Schmuckstücken werden auch einige repräsentativen Arbeiten der über 20 Friends zu sehen sein. Es ist die erste Ausstellung, die die gesamte Bandbreite ihrer künstlerischen Arbeit der vergangenen 40 Jahre zusammenbringt. Eine Woche vor Finissage gibt’s anlässlich des „Internationalen Museumstags“ (So, 19.5.) großes Programm: Für die „Ornamenta“ wird ein riesiger gefilzter Black Ball durch die Region rollen – die „Filzparty“ lädt ein, mit an dem dreieinhalb Meter großen Werk zu arbeiten (10-17 Uhr, Foto). Wer seine Hände weiter kreativ werkeln lassen will, findet beim „Moki Handfest“ in der Grünholzwerkstatt, der Zauberschmiede und weiteren offenen Werkstätten genügend Material und Werkzeug, um sich auszutoben (11-17 Uhr). Für die Kleinen gibt’s mit dem Figurentheater Raphael Mürle eine „Entdeckungsreise mit Schmucki der Perlsau“ (14-14.45 Uhr) und auch die Kuratorenführung durch „Gabi Dziuba & Friends“ gilt es nicht zu verpassen (15 Uhr)! -sb · Museumstag: So, 19.5.; bis 26.5., Schmuckmuseum Pforzheim

Bietigheim-Bissingen: Reiche Ernte – Die Frucht in der Kunst

Einmal mehr eine toll kuratierte Themenschau ist in Bietigheim-Bissingen zu erleben: Früchte sind nicht nur Teil unserer Ernährung und Gärten, sondern seit jeher Metaphern für vielerlei Seelenzustände und Sehnsüchte. Und daher ein starkes Motiv in der Bildenden Kunst über die Jahrhunderte hinweg. Wohl am meisten musste der Apfel herhalten – die verbotene Frucht vom Baum der Erkenntnis. Doch auch aufgebrochene Granatäpfel, Trauben, Zitronen oder Mandarinenhälften sind in ihrer Saftigkeit und Fülle Symbol für eine Sinnlichkeit, die direkter oft nicht abgebildet werden durfte. Die Ausstellung „Reiche Ernte. Früchte in der Kunst des 20. und 21. Jh.“ präsentiert mit rund 100 Werken von Alexej Jawlensky, Paul Klee, Andy Warhol, Ai Weiwei und Karin Kneffel eine umfassende Schau, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt: Früchtebilder von der Klassischen Moderne bis in die Gegenwart in den Medien Malerei, Zeichnung, Aquarell, Grafik, Skulptur und Video – zum Anbeißen schön! Am Do, 16.5., 18.30 Uhr, findet im Begleitprogramm unter dem Titel „Das Land, wo die Zitronen blühn…“ eine Führung mit Dr. Isabell Schenk-Weininger statt, begleitet von Gedichten und Liedern mit Rüdiger Erk und Ina Maria Saussele. Vom 12.5. bis 22.9 ist in der Studioausstellung eine Werkschau des bekannten Musikfotografen Reiner Pfisterer (geb. 1967) zu sehen. Ihn interessiert immer auch der Alltag der MusikerInnen, egal ob er mit den Toten Hosen oder dem Stuttgarter Kammerorchester auf Welttour war. Eines seiner Langzeitprojekte war die Fotoserie „Die Rückkehr der Musik“, eine Hommage an die Kulturschaffenden, die in Zeiten der Corona-Pandemie neue Wege suchten, um Musik erlebbar zu machen (Vernissage: So, 12.5., 13 Uhr, bis 22.9.). (Abb.: Elvira Bach – „Am Anfang war der Apfel“, 1993, Acryl auf Leinwand, 165 x 130 cm, Kunststiftung Rainer Wild, Heidelberg) -sb Reiche Ernte, bis 16.6., Städtische Galerie, Bietigheim-Bissingen

Orgelfabrik: Everything You Do, It’s Been Done, Done, Done Before

Internet – alles da, alles nichts, großer Raum, wo bin ich? Es ist real, dass der digitale Space ein Bezugspunkt ist, Möglichkeiten des Lernens, der Verbindung und Kommunikation in sich birgt. Doch auch illusorisch, denn da ist nur so viel, wie wir von uns reingeben. Sobald etwas in uns leer ist, vereinzelt der Internetraum noch mehr, etwas schneidet sich ab, das Klickdopamin wirkt bitter nach.

Die vier KünstlerInnen Ian Batchelor (Abb.), Lara Barth, Greta Göbel und Lu Haselböck untersuchen in der Ausstellung diese „digitalen Oasen, die Freude und Bestätigung sowie Schutz und Trost bieten, aber auch das Risiko bergen, uns mehr einzunehmen als wir sie“. -sb · Vernissage: Mi, 1.5., 19 Uhr, bis 12.5., Mi-Sa 15-19 Uhr, So 11-18 Uhr, Orgelfabrik

Wieoftnoch: Simon Herkner – „Fame Umano“

In seiner Einzelausstellung zeigt Simon Herkner (geb. 1986) vier seiner neuesten Wandobjekte, die er mit einer korrespondierenden Soundinstallation inszeniert. Herkner lebt und arbeitet in Stuttgart. Er ist Grafikdesigner und studierte bei Prof. Reto Boller in Stuttgart Kunst. Er stellte u.a. in der Galerie Elisabeth & Reinhard Hauff, im Artist Studio Berlin, im Württembergischen Kunstverein Stuttgart, im Künstlerhaus Ulm und im Kunstverein Marburg aus. -rw Vernissage: Fr, 17.5., 19 Uhr, bis 29.6 (n. Anmeld.)

Badischer Kunstverein: Lily Greenham

Wer die Ausstellung „An Art Of Living“ noch nicht gesehen hat oder aber mit anderem Augenmerk betrachten möchte, bekommt hierzu am ersten Mai-Wochenende im Rahmen eines breit gefächerten Symposiums die Möglichkeit. Das abwechslungsreich gestaltete Programm reicht von KuratorInnenführungen über Performances, Listeningsessions und Lesungen über Vorträge von und über Lily Greenham bis hin zu lockerer Partyatmosphäre mit Drinks und Musik – das alles bei freiem Eintritt! (Foto: Felix Grünschloß) -sab · Symposium: Fr Sa, 3. 4.5., Badischer Kunstverein

Orgelfabrik: Say The Stupid Thought

„Es ist ein metaphorisches Stolpern an Dingen, eine alltägliche Reibung mit dem Selbst. Sich gegen etwas zu sträuben, bedeutet gegen etwas anzukämpfen.“ Die sieben künstlerischen Positionen von Felicitas Kunisch (Abb.), Rebecca Müller, Catalena Janitz, Jessica Reiter, Emma Tietze, Bettina Winter und Luca Winterkorn drehen sich alle um den einen produktiven wie frustrierenden Moment: das Sträuben. Es kann sehr kraftvoll sein, sich gegen etwas zu stellen; hadern und zweifeln hat durchaus Sinn in einer Zeit, wo vieles vom bisher Selbstverständlichen nicht mehr funktioniert. Aber liegt im Sträuben nicht auch eine Angst, sich Neuem zu öffnen? -sb Vernissage: Mi, 22.5., 19 Uhr, bis 2.6., Mi-Sa 15-19 Uhr, So 11-18 Uhr, Orgelfabrik

Galerie Demmer @Café Segafredo: Shmuel Shapiro

Wer noch keinen Kaffee unter den kraftvollen Malereien von Shmuel Shaprio (Foto links) geschlürft hat, sollte das alsbald tun! Noch hängen die Bilder des amerikanischen Farbfeldmalers, die Ausstellung ist fast ausverkauft. Mit starken, schwungvollen Strichen und teils verwobenen Flächen fächert Shapiro Farbe in all ihren Facetten auf. In Öl, Acryl, Gouache oder Collage formt der Maler sein „Fest der Farben“ (Ruth Lichti) und lädt ein in die große Welt der Abstraktion. Da begegnet die kleine Farbe Blau dem weißen Punkt i und überhebt sich nebenbei am Anderswo. Der Maler, 1924 in Connecticut als Sohn russisch-jüdischer Einwanderer geboren, war ein Vielreisender, kam früh nach Europa, wohnte in Paris, der Schweiz und landete in den 60ern auch in der Fächerstadt. Vier Jahre lebt und arbeitet er hier und taucht in die Kunstszene ein. Es entsteht der grafische Zyklus „Tor des Todes“, der sich mit dem Grauen des Holocaust und Nationalsozialismus auseinandersetzt. Doch letztlich ist es das Befreiende der Kunst, das Leiden in Leichtigkeit transportieren kann, was ihn trägt; denn „im Malen vergewissert sich Shapiro der Schönheit der Welt“ (Erich Mansen). Auch in der Galerie Demmer wird abermals verlängert: Das Werk von Max Ackermann in „Die Abstraktion in Grafik von 1955-1975“ (Abb. rechts) bestückt die Galerie in der Herrenstr. 50. -sb · bis 31.5., Galerie Demmer @Café Segafredo, Ecke Erbprinzen-/Bürgerstr.

BBK: Annette Ziegler & Marie Madeleine Noiseux – „Landschaften“

„Landschaften“ – der Titel der Doppelausstellung mag erst mal zum Schmunzeln bringen, wenn einen die abstrakten Farbflächen der beiden Künstlerinnen Annette Ziegler (Abb. links: Auf der Suche nach dem Glück, 60 x 60 cm, 2024) und Marie Madeleine Noiseux (Abb. rechts: Wish I Could Fly,Acryl auf Leinwand, 160 x 120, 2023) umgeben. In unterschiedlichen künstlerischen Positionen drückt sich ein gemeinsames Anliegen aus: Wie die Sehnsucht nach einer Natur darstellen, die voll ist von Leben, ein Paradies vielleicht? Inspiriert durch die Group Of Seven, einem Kreis kanadischer Landschaftsmaler Anfang des 20 Jh., kreiert Noiseux Fantasielandschaften; lässt feine Linien in Farbmeeren wandeln und manchmal hebt sich ein scherenschnittartiges Baumfragment gegen den Pastellhimmel ab. Bei Ziegler gibt es höchstens kleine Kitesurfer, an denen sich ein nach Gegenständen suchendes Auge ausruhen kann; ihre Holzdrucke sind dominiert von monochromen Farbflächen und abstrakt-konkreten Formen. Sie bilden nicht ab, was da draußen ist, sondern fassen die Erlebnisse in Landschaften zusammen und kreieren damit ein neues Bild. -sb · Preview: Fr, 31.5., 19 Uhr; Vernissage: Fr, 7.6., 19 Uhr; Finissage: So, 23.6., 14-18 Uhr, BBK-Künstlerhaus

Städtische Galerie Karlsruhe: Katarina Baumann & Leni Hoffmann

Für die erste umfassende Einzelausstellung der Akademie-Professorin Leni Hoffmann (Abb.) tobt sich die Künstlerin in der einzigartigen Architektur der ehemaligen Munitionshallen der Städtischen Galerie aus: Mit farbiger Knete, aufgeschleudertem Putz, Spiegel, Papier und Sounds erforscht sie nicht nur die Möglichkeiten der Malerei, sondern erweckt gewöhnlich übersehene Zwischenräume zu neuem Leben. Im Mittelpunkt ihrer Werke stehen stets die BetrachterInnen, die aktiv an der Entstehung ihrer Bilder teilhaben. Der Raum verwandelt sich so in eine Erfahrungssphäre, in dem die Besucher zu einem integralen Bestandteil eines visuellen Gedächtnisses werden. Katarina Baumann zeigt in ihrer Einzelschau neue und eigens für den Ausstellungsraum entwickelte Arbeiten, bei denen es sich u.a. um Inszenierungen teils fiktiver Beziehungsgeflechte mit berühmten Persönlichkeiten der Kunstwissenschaft handelt: Die Überreste einer gemeinsamen Geburtstagsfeier zweier Kunsthistoriker, die sich im wahren Leben nie begegnet sind, halten die Besucher dazu an, sich trotz der Abwesenheit der Gäste mit ihnen zu befassen. Geschickt bringt die Künstlerin scheinbar willkürlich heterogene Objekte in Relation und kombiniert sie neu – überraschend, raffiniert und mit der nötigen Prise Humor! -sab · Katarina Baumann: 100 Jahre ohne Gedächtnis, bis 23.6.; Leni Hoffmann: Ubik, un pezzolino da cielo, bis 25.8., Städtische Galerie Karlsruhe

Heidelberg: Reklameschilder aus Togo

„Für die Schönheit der Haarpracht in Togo“: Der Händler und Sammler Volker Schneider war auf seinen vielen Reisen nach Togo immer wieder fasziniert von den überall im Land an Häusern befestigten kunstvollen und plakativen Reklameschildern mit raffinierten Haararrangements, die die Häupter von Frauen wie Männern zieren. Das Farbgefühl und der Erfindungsreichtum der Bilder sind beeindruckend. In einfacher plakativer Form sind Köpfe von Männern und Frauen darauf gemalt. Hingerissen von der Schönheit der Kunstwerke hat Schneider sie gekauft, Lagerplatz angemietet und große Holzkisten für den Transport zimmern lassen, um die Kunstwerke einem möglichst großen Publikum zugänglich zu machen. Nun finden sie – etliche Jahrzehnte später – den Weg in das von Sammlerfreund Egon Hassbecker gegründete Museum Haus Cajeth und können dort noch bis Ende Juni erlebt werden. -rw · bis 29.6., Mo-Fr 11-17 Uhr, Sa 12-16 Uhr, Museum Haus Cajeth, Haspelgasse 12, Heidelberg

Lilo Maisch – Formen & Strukturen

Nahezu monochrome Flächen, rätselhafte Schriftzeichen, Spiralen, Linien, Farbverläufe… Die komplexen Arbeiten der Künstlerin Lilo Maisch fordern zur Auseinandersetzung auf. Ihr umfangreiches Schaffen beleuchtet Aspekte wie der Figur oder der Landschaft über abstrakte Formen bis hin zu aktuellen kulturpolitischen Fragen. Immer wieder stehen dabei der europäische Gedanke, die gemeinsame Geschichte und deren historische Wurzeln im Mittelpunkt. Die Künstlerin zeigt einen spannungsreichen Bogen von ersten Ansätzen bis zu ihrem jüngs- ten Schaffen. Zur Finissage am So, 26.5. 16 Uhr liest Regine Kress-Fricke aus ihrer Novelle „La vache sur le toit – Die Kuh auf dem Dach“. (Abb.: Lilo Maisch – „In Vielfalt geeint“, 2023) -rw · Vernissage: Fr, 3.5., 20 Uhr, bis 26.5., Gedok

Pforzheim: Future Mobility And Other Ghosts From The Past

Wie reisen, wenn das Gestern uns überholt? Wie verhalten, wenn die Erinnerung an eine ungehemmte globale Mobilität als Versprechen für die Zukunft verblasst? E-Auto, Esel, Gefühlswelt. Wie bitte? Wussten Sie, dass Baumalleen zum Schutz für Reisende gepflanzt wurden – gegen Wind, Regen und Sonne? Die Schnelligkeit von Mobilität und der Erwartung, dass sie immer funktioniert, hat ihre Tücken. Sascia Reibel und Mathias Lempart haben sich im Rahmen des „Peter Jacobi Stipendiums“ einer „Future Mobility And Other Ghosts From The Past“ gewidmet. Eine kritische und auch humorvolle Reflexion ist daraus geworden, ein Ausatmen und auch ein Blick über die Schulter. Die GrafikdesignerInnen haben an der hiesigen HfG Kommunikationsdesign studiert und arbeiten seitdem als Shortnotice Studio zusammen in Berlin; ihre Arbeit ist stets geprägt von einer Ergebnisoffenheit und der Lust am Experimentieren. -sb · bis 26.5., Pforzheim Galerie

Stefan Winterle

Stefan Winterle (geb. 1976 in Lörrach) begann 1993 mit Graffitimalerei und ist künstlerischer Autodidakt. Er ist für seine Stencil Art bekannt, dem Malen mit Schablonen, die er eigens herstellt. Sein neuester Werkabschnitt ist vom Vierfarbmodell der Drucktechnik inspiriert und dessen pointilistischer Ästhetik aus Reduktion und Unschärfe. -rw · Vernissage: Fr, 29.5., 19.30 Uhr, bis 29.6., Neue Kunst Gallery

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