... charmante TV-Sylvie oder Sylvie, die Unternehmerin, die aktuell eine Sonnenbrillenkollektion für und mit Edel-Optics designt hat, sondern auch eine nachdenkliche, gereifte – und, ja, sogar ziemlich wütende Frau …
Lassen Sie uns über Paparazzi sprechen. Kannten Sie die Fotografen vor Ihrer Haustür irgendwann?
Sylvie Meis: (lacht) Ja. Und einige sind auch immer noch da. Irgendwann fleht man die dann auch an: Lass mich jetzt bitte, bitte, bitte in Ruhe. Oder wir verhandeln: Okay, ein Bild, aber dann gehst du weg. Aber die Aufmerksamkeit ist natürlich auch eine Chance. Ich bin eine Businessfrau, weil ich es geschafft habe, aus meinem Namen eine Brand zu machen. Da muss man präsent sein. Wer nicht präsent ist, ist over.
„Ich bin heute so viel mehr als die Blondine an der Seite eines Fußballers“
Die Kampagne von Edel-Optics erinnert an die typischen Paparazzi-Bilder…
Die Leute assoziieren mich eben mit solchen Fotos. Und ich denke kaum, dass man in Deutschland jemals eine solche Paparazzi-Crazyness gesehen hat wie bei mir damals in Hamburg. Daher fanden wir das Thema als Auf hänger für die neue Kollektion sehr passend.
Manchmal heißt es: Die Paparazzi hat sie doch selbst angerufen…
Das sind Fake News. Ich habe nie Paparazzi angerufen.
Wann wurde Ihnen klar, dass Sie ein Star sind?
Ich finde es ein bisschen crazy, das von mir selbst zu sagen. Aber ich weiß noch, als wir (Anm. d. Red.: Sylvie und ihr damaliger Mann, der Fußballer Rafael van der Vaart) nach Hamburg gezogen sind. Deutschland war im Vergleich zu Holland noch mal ein anderes Ding. Bei unserer Hochzeit in Holland hatte das ganze Dorf schulfrei bekommen. Und die Kinder standen mit Flaggen an der Straße. Und trotzdem hat es uns nicht darauf vorbereiten können, was wir dann hier in Deutschland erlebt haben. Das war schon heftig.
Hat das auch die Beziehung belastet?
Nein. Eher die Zeit nach meiner Krebserkrankung. Das verändert einen. Man möchte andere Dinge vom Leben.
Können Sie das genauer beschreiben?
Ich glaube, dadurch wurde mir klar, dass das Leben nicht forever ist. Darüber denken junge Leute nicht nach. Gott sei Dank! Es ist herrlich, naiv zu sein. Aber wenn man so eine Chemotherapie durchläuft, kommt schon irgendwann der Gedanke: Wenn das hier nicht klappt… was dann? Dann bin ich nicht mehr da! Ich hab ein Kind. Ich bin Mutter. Ich will noch so viel aus meinem Leben herausholen. Deswegen sage ich auch immer:
Ja, ich bin 43. Und für viele bin ich der alte Hase. Aber ich selbst finde, ich habe gerade erst angefangen.
Mit Niclas Castello haben Sie einen Mann gefunden, der mit Ihnen Schritt halten kann. Aber wie geht er damit um, dass Sie selbst beim Badeurlaub in Saint-Tropez fotografiert werden?
Der genießt sein Leben mit mir zusammen. Er nimmt das natürlich wahr, aber er ist nicht so ein Kontrollfreak.
Redet er Ihnen beim Style rein?
Mein Mann ist Künstler, ein visueller Typ. Er liebt es, bei seinen Outfits Akzente zu setzen. Das habe ich auch sofort gemocht, als ich ihn kennengelernt habe.
Und was passiert, wenn ihm einer Ihrer Looks nicht gefällt?
Er findet immer alles toll, was ich anziehe. Außer meine Dad-Sandalen von Chanel. Die findet er schrecklich, und das sagt er auch jedes Mal, wenn ich sie anziehe. Ich ziehe sie aber trotzdem an.
In den letzten Jahren wurde viel über Feminismus gesprochen. Wie empowert waren Sie zu Beginn Ihrer Karriere?
Ich glaube, in mir war immer eine moderne Feministin. Mein Team ist schon lange weiblich. Auch da spüre ich die Kraft der Unterstützung von Frauen sehr stark. Das ist mir sehr wichtig. Aber ich war früher im Kern nicht anders als jetzt. Aber fand sich das auch in der Außenwahrnehmung wieder?
Na ja, ich bin einen weiten Weg gegangen. Ich bin heute so viel mehr als eine Blondine an der Seite eines Fußballers.
Man hat Sie Rabenmutter genannt, weil Sie arbeiten gegangen sind…
Unglaublich, ja! Heute würde man das nicht mehr schreiben. Da hat sich etwas verändert. Und an alle, die diese Geschichten geschrieben haben: Shame on you!
Die können sich alle schön schämen! Die haben Heidi Klum fertiggemacht, die haben mich fertiggemacht, die haben jede Frau fertiggemacht, die als Mutter gearbeitet hat. Und heute schreiben sie Empowerment-Texte. Die Scheinheiligen!
Wow, ich spüre Ihre Wut.
Ja, das musste raus.
Interview: Friederike Trudzinski