... Notte a Napoli“. Ok, das klingt jetzt nach Klischee-Italien, war aber alles andere als das.
Erzähl…
Die Kollektion war ein Mix aus Eleganz und Business. Bodenlange Tuniken, klassische Seiden-Foulards zu Cat-Eye-Sonnenbrillen und Korbtaschen oder Espadrille-Sandalen.
Mir sind vor allem die lässigen Bermudashorts, perfekt sitzenden Blazer und die gigantischen Taschen aufgefallen. Toll auch der ikonische 101801-Coat, den Kreativdirektor Ian Griffiths neu interpretierte. Sein Ansatz lautete ja, dass Kleidung funktional sein soll.
Das zeigt sich auch in den Farben. Ist dir aufgefallen, dass alle Looks monochrom waren? Die Models trugen eine Farbe von head-to-toe. Es gab kaum Bestickungen oder Muster. Man hat alles auf das Wesentliche reduziert. Super fand ich, dass sich die Farben der Landschaft in den Entwürfen wiederfanden.
Stimmt, der Terrakottaton der Häuser, das Apricot des Himmels und das satte Pink der Geranien…
Die Blumen sind typisch für Ischia…
Apropos, die Brand hat die Insel nicht ohne Grund gewählt. Die Inspiration war Regisseur Truman Capote, der in den Fifties vier Monate hier verbrachte.
Er schrieb ja sogar einige seiner Essays hier. Die wiederum las der Designer vergangenen Dezember. Capote beschreibt darin die Natur, die Menschen und das Lebensgefühl der Insel.
Wie kann ich mir das vorstellen?
Die Uhren ticken auf Ischia anders. Die Menschen nehmen sich Zeit, etwa um mit der Familie zu essen. Sie genießen den Sonnenuntergang oder das erste Bad im Meer. Alles läuft ein bisschen langsamer und bewusster. Ich finde, das ist der größte Luxus überhaupt.
In den Fünfzigern war die Insel aber auch sehr mondän. Capotes „Schwäne“ prägten diesen Lifestyle…
Genau, so nannte der Regisseur eine Gruppe vermögender Frauen, die die Sommermonate auf Ischia verbrachten. Natürlich nachdem sie sich in Paris mit der neusten Haute Couture eingedeckt hatten. Crazy, oder?
Damals entstand der Begriff des Jetsets. Zu den Schwänen gehörte auch Marella Agnelli – Fotografin, Kunstsammlerin und später Frau des Fiat-Vorstands Gianni Agnelli…
Marella gehörte zu den stilvollsten Frauen ihrer Zeit. Schau dir die Kollektion genau an – Du entdeckst ihren Stil in nahezu jedem Look. Die fuchsiafarbene Tunika etwa oder die doppelreihigen Cape-Mäntel.
Auch ein Look für moderne Schwäne: simpel, elegant, bequem. Darin verbringe ich easy einen Tag im Office, ohne mich eingeengt zu fühlen.
Auch im übertragenen Sinne. Denn moderne Frauen wollen, schaffen und verdienen alles: Karriere, Familie, Freunde, Spaß.
Die Styles passen super in unsere Zeit. Zumal man wieder Lust auf einen zeitlosen Mantel oder den perfekt sitzenden Anzug hat.
Zurückhaltende Eleganz liegt in der DNA der Marke. Ich glaube aber auch, dass man grundsätzlich wieder Bock hat, sich in Schale zu werfen.
Griffiths sieht das ja ähnlich. Er meint, dass viele Frauen sich nach einem Comeback der Eleganz sehnen.
Total, das sah man auch während des Events – übrigens das erste nach 15 Monaten. Neben Redakteuren waren auch Influencerinnen wie Caro Daur oder Hotelerbin Nicky Hilton und ihre Mutter Kathy dabei. Jeder sah toll aus. Jeder war einfach happy, wieder unter Menschen zu sein. Das ist wichtig, Mode lebt schließ- lich von Emotionen.
Ich denke, die vergangenen Monate haben uns ein ganz neues Gefühl für Mode gegeben. Wir schätzen Events viel mehr. Wir genießen die Momente bewusster. Oh Mann, klingt fast ein wenig nach Capote…