TITEL
Ich sitze mit schwulen und lesbischen Freund*innen im Südblock. Als bisexuelle Person scheine ich in ihrer Welt nicht zu existieren, nicht in ihren Witzen oder in ihren Gesprächen über Queer-Politik. Anstatt einfach meinen Wein zu genießen, bin ich angespannt und erwische mich dabei, wie sehr ich darauf achte, was ich sage: Wenn ich von meiner Jugend erzähle, frage ich mich, ob diese Geschichten irgendwie zu hetero wirken und damit irgendwelche Klischees über Bisexuelle bestätigen. Bin ich überhaupt queer genug? Nehme ich hier zu viel Raum ein? Einige Zeit später gehe ich zum offenen Bi-Treffen im Sonntagsclub. Ich stehe gerade an der Theke, als mir eine bisexuelle Bekannte sagt, ich solle mich doch langsam für ein Getränk entscheiden. „Frechheit“, antworte ich. „Ich bin bisexuell, bikulturell und polyamourös. Ich entscheide mich aus Prinzip nicht!“ An ihrem Lachen erkenne ich, dass mein ...