Es geht wieder in den Süden, in die Wüsten Afrikas auf unendlichen Rennkilometern Richtung Dakar. Der luxuriöse Start in Monaco steht in krassem Gegensatz zu dem, was auf die Teams in den nächsten Tagen zukommen wird. „Sieht noch nicht nach einer Wüstenrallye aus!“, lacht Uwe Schmidt von der FIA, der in diesem Jahr als Beobachter mit von der Partie ist. Aber es ist natürlich eine: Die Fahrzeuge, die Serviceteams und die Teilnehmer sind für die Wüste bereit! Halbherzig geht hier keiner ans Werk.
Vollgas am Limit: Fast schon unmenschlich – die Leistung der Motorradfahrer beim Africa Eco Race!
AB NACH NADOR
Vom marokkanischen Hafen geht es für die Rallye in Riesenschritten weiter südwärts. Nach einer kurzen Specialstage in Rekkam folgt die Monster-Etappe entlang der algerischen Grenze und passiert den Erg Chegaga. Nach fünf Tagen ist der Rallyetross bereits in Dakhla. Wie immer ist es eine spannende Kombination aus präziser Navigation, Fahrtechnik und enorm hohen Durchschnittsgeschwindigkeiten, die das AER ausmacht. Es gibt Stages, da wird ein Durchschnittswert von 100 km/h nicht unterschritten – auf einer Länge von 400 bis 500 Kilometern. Der Franzose Dominique Laure will unbedingt bei den Autos gewinnen in diesem Jahr und kämpft mit seiner Konkurrenz um jede Sekunde. Von Etappe zu Etappe wird er schneller und es kommt zum Showdown mit Sergey Kuprianov und die zweiKampfhähne crashen spektakulär auf der Zieleinfahrt zusammen. Buggys fliegen durch die Luft und ergeben ein bizarres Bild. Zum Glück ist allen Beteiligten nichts passiert und am Abend trinkt man zusammen ein Bier und einen Wodka auf den Schock.
Solang er hält, wird gefahren: Das russische GAZ-Team hat Ausdauer.
Unglaublicher Speed: Die Teilnehmer fahren auf einigen Etappen 100 km/h im Mittel.
Zoll mal einfach: Das Africa Eco Race ist überall willkommen.
Erfahrene Hasen: Die Rennleiter Metge und Schlesser.
Inmitten des Nichts: Ein Biwak des AER in der Wüste!
Geschafft: Ehre, wem Ehre gebührt – der komplette Rallyetross im Ziel am Lac Rose!
Dünenflieger: Wer gewinnen will, muss ein wenig Risiko gehen.
DURCH DIE WÜSTE
Das Bild im Biwak ändert sich. Die klassischen 4x4-Renner verschwinden zusehends, die hochmotorisierten V8-Heckbuggys übernehmen das Feld. Mit Power und großen Reifen pflügen die meis ten Teams in diesem Jahr durch den Sand der Sahara. Elisabete Jacinto zählt zu den schnellen Brummi-Piloten. Nach zwei Jahren mit viel Pech und unglücklichen Ausfällen will sie sich und ihr Team in diesem Jahr mit einer guten Leistung belohnen. Nach fünf Etappen liegt die Portugiesin zwar in Führung, bleibt aber realistisch: „Führen ist gut, aber wir wissen leider auch, dass man in Mauretanien noch alles verlieren kann!“ Aber die Konkurrenten müssen drauflegen. Igor Bouwens und Tom de Leeuw aus Belgien sind mit dem ehemaligen de Rooy Iveco unterwegs, einem 1100-PS-Monster, kommen jedoch noch nicht richtig ins Rennen. „Wir haben auf der dritten Etappe zu viel Zeit verloren mit unserer defekten Lenkung. Ich hoffe, wir bekommen es wieder hin“, erzählt der enttäuschte Igor, der es normalerweise gewohnt ist, schneller als die Buggys unterwegs zu sein. Der vom letzten Jahr schon bekannte „Iron Man“ Tomáš Tomecek wagte sich erneut allein in seinem Tatra 815 nach Dakar. Nach seinem sensationellen 2. Platz im Vorjahr sind natürlich alle Augen auf ihn gerichtet. „Allein im Truck – das ist immer noch eine wahr gewordener Traum für mich“, schwärmt er, der die echte Herausforderung liebt. Fahrer, Navigator und Mechaniker in Personalunion. Und es läuft auch heuer wieder gut, bis ihm auf Etappe 5 die Hauptwelle des Getriebes bricht! Dann wird mal kurz Ersatz aus dem 3000 Kilometer entfernten Zagora geholt, um im Rennen zu bleiben.
Das Bild der Rallye ändert sich: Immer mehr Buggys nehmen an den Rennen in der Wüste teil – mit großem Erfolg, wie man in diesem Jahr sehen kann. Platz eins bis drei im Tableau.
AUF ZUM LAC ROSE
„Was für ein Rennen!“, jubelt Rudy Roquesalane, den wir nur zu gut von der Breslau und der Balkan kennen, nach dem Ziel aus seinem Side-by-Side. „Das hohe Tempo, die gute Navigation und die tollen Roadbooks: Einmalig!“ Nach und nach hat er sich im Klassement weiter nach vorne gearbeitet. Nicht mit vollem Risiko und kontrolliert fahren zahlt sich für den Mann aus Lyon dieses Mal voll aus. Nach 12 Etappen ist er mit seinem Can-Am der verdiente Sieger in seiner Klasse. Jean-Pierre Srugo macht das Glück der Trikolore in diesem Jahr dann noch komplett. Er gewinnt mit seinem Optimus-Buggy vor zwei weiteren Landsleuten und Markenkollegen die Autowertung des Africa Eco Race – mit einer beeindruckend konstant guten Leistung.
Gratulation zu einem grandiosen Rennen: Zweiter Platz für David Gerard und Pascal Delancour im Optimus.
PECHVOGEL ZUM GLÜCKSPILZ
Die Portugiesin Jacinto holt sich den so lang ersehnten Titel bei den Trucks und kann im Ziel ihr Glück gar nicht mehr in Worte fassen. So viel investiert und nun endlich die gerechte Belohnung nach all der Mühe! Da verschlägt es ihr vor Siegesfreude einfach die Sprache. Aber nicht jeder sieht den Lac Rose: Aleksei Ignatov will noch einmal richtig Boden gutmachen und denkt sich eine kurze, riskante Linie aus. Mit dem Erfolg, dass man ihn und seinen GAZ bis spät abends ausbuddeln muss. Viel gewagt und nichts gewonnen, so kann es auch manchmal gehen.
Der Tarek fliegt immer noch: Martin/Bigot sind mit dem Volkswagen schnell unterwegs.
Vollgas: Ein hohes Tempo schlagen auch die Trucks an.
Fertig: Nach getaner Arbeit gibt es Emotionen im Finish.
Ohne Worte: Fliegende Buggys in Zielnähe.
Allein im Tatra: Tomecek, der absolute Ironman.
Echte Manpower: Dann muss man halt ziehen!
DIE BESONDERE RALLYE
Als das letzte Auto ins Ziel kommt, kehrt am Lac Rose wieder Ruhe ein. Was macht die Faszination AER aus? Die Orte, die Symbolik, die stille, aber gefährliche Wüste? Die Rückkehr in den Sand und der limitierte Komfort? Ein bisschen von allem wahrscheinlich. Was wir sicher wissen, ist, das es nächstes Jahr noch weiter in die Wüste rein und an Plätze geht, die vor Jahren noch als unmöglich angesehen wurden! Die Wüste öffnet sich wieder dem Spektakel und das sind großartige Aussichten, und zwar nicht nur für das Rennen, sondern für die gesamte Region. Das Eco Race bringt die Teilnehmer wieder in wilde, unberührte Natur zurück und hat sich dadurch eine Alleinstellung in der Rallyraid-Szene errungen. Diese Veranstaltung mag vielleicht nicht die Mutter aller Wüstenrallyes sein, mit den Urgesteinen Jean Louis Schlesser und Rene Metge in der Verantwortung stellt sie aber doch sicher deren Essenz und Gewissen dar …
Geiles Rennen, wundervolle Crew: Auch das Balai-Team ist endlich am Lac Rose eingetroffen! Bis 2020!
F | RallyCool, Goverts