... keiner von der Krankheit weiß. So kann ich weiterleben, als wäre nichts, und werde nicht ständig an mein Schicksal erinnert. Ich hoffe, mein Bruder und meine Freunde werden das verstehen.“
„Niemand würde es mir je ansehen, aber ich bin seit vier Jahren obdachlos“
Martina (54): „Es kam eines zum anderen. Ich bin Schauspielerin, habe früher viel am Theater hier in Berlin gearbeitet. Vor ein paar Jahren wollte ich auswandern, verkaufte all meine Sachen und kündigte meine Mietwohnung. Aber eine Freundin ließ mich damals ziemlich mies hängen – und so wurde nichts aus einem Leben im Ausland. Meine Wohnung aber war weg, mein Job auch. Einige Monate konnte ich noch von meinem Ersparten in günstigen Pensionen leben. Doch ich kriegte keine neuen Engagements, und in meinem Alter fand ich einfach keinen Job. Ich war pleite – und stand irgendwann auf der Straße. Ein paar Nächte kam ich noch bei Freunden unter, aber dann? Die erste Nacht unter freiem Himmel war der Horror. Aber ich gewöhnte mich daran – und fing an, meine Situation zu akzeptieren. Viele können das nicht verstehen, aber ich will keine staatliche Unterstützung – dafür bin ich zu stolz. Was mir hilft: Ich mache mich zurecht. Jeden Morgen wasche und schminke ich mich in öffentlichen Toiletten. Meine Kleidung behandele ich extrem sorgsam. Wenn ich mich unter Menschen mische, merkt keiner etwas.“
„Samstags werde ich zur Domina“
Manuela (44): „Ich weiß genau, was die Leute sagen würden: ‚Das kann doch keine gute Mutter sein!‘ Deshalb haben mein Mann und ich auch niemandem erzählt, dass ich am Wochenende in einem SM-Studio arbeite. Ich mache das seit zehn Jahren, und es bringt mir einfach Spaß. Mein Mann kommt damit klar. Die Absprache aber ist: Die Kinder werden es niemals erfahren.“
„Bei der Arbeit denken alle, ich hätte studiert“
Alexandra (32): „Ich war noch ganz neu im Büro, und drei Kollegen standen um mich herum. Sie redeten über ihre Studienzeit. Dann schauten sie mich fragend an. Da hörte ich mich auch schon von meinem Studium erzählen. Es war die Geschichte meiner Schwester, die ich da als meine eigene ausgab. Warum? Ich weiß es nicht. Ich ärgere mich so über meine Dummheit. Aber ich komme da auch nicht mehr raus. Was würden die denken?“
„Der Job ist weg, aber mein Freund ahnt nichts“
Nicole (47) : „Vor zwei Monaten habe ich meine Arbeit verloren. Meine Familie weiß es, meine beste Freundin auch – aber ich traue mich einfach nicht, es meinem Partner zu sagen. Er ist beruflich total erfolgreich, und ich komme mir vor wie die größte Versagerin.“
„Mein Mann ahnt nicht, dass ich in Wahrheit eigentlich auf Frauen stehe“
Angelika (38): „13 Jahre sind wir zusammen, seit elf Jahren verheiratet. Wir haben zwei wunderbare Kinder und ein Haus, das wir noch abbezahlen. Mein Mann ist meine große Liebe, mein Seelenverwandter. Eigentlich müsste ich ja der glücklichste Mensch der Welt sein. Tja. Aber das bin ich nicht. Denn: Ich stehe eigentlich auf Frauen. Aber damit nicht genug: Ich habe mich in meine Arbeitskollegin verliebt. Sie lebt offen lesbisch, weiß von meinen Gefühlen und erwidert sie auch. Und jetzt? Ich kann doch nicht einfach mein Leben wegwerfen. Scheidung, Hausverkauf – und was sage ich den Kindern? Die Mama liebt jetzt eine Frau? Das kann ich ihnen doch nicht antun. Ich fühle mich so zerrissen. Einerseits ist da die Liebe zu meinem Mann und den Kindern, andererseits diese unfassbar starken Gefühle zu dieser Frau. So etwas habe ich noch nie erlebt. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Mein scheinbar perfektes Leben weiterleben, aber innerlich sterben? Das alles ist ein Albtraum – und ich hoffe, einfach aufzuwachen.“
”Mein Liebhaber könnte auch mein Sohn sein“
Iris (52): „Dominik ist 27, der Sohn meiner besten Freundin – und ich schlafe mit ihm. Als ich ihn vor zwei Jahren bei einem Essen wiedersah, traf mich fast der Blitz. Wow, sah der gut aus! Die Blicke, die er mir zuwarf, sein Lächeln … Aber Dominik konnte doch nicht mich meinen, oder? Ich kenne ihn von klein auf. Doch abends schrieb er mir eine Nachricht. Die erste von ganz vielen. Er sagte mir, wie heiß und sexy er mich findet. Ich war hin- und hergerissen – hatte ich mich doch noch nie so begehrt gefühlt. Seitdem haben wir eine Affäre. Seine Mutter ahnt nichts.“