... nicht ernsthaft erwarten, hier Class AB- oder gar Röhrentechnologie vorzufinden, das ist auch nicht nötig, denn das Kaliber stimmt trotzdem vollauf.
Die STEREO nun schon in mehreren Geräten der neuesten AVM-Generation begegnete X Stream Engine, also der Netzwerkspieler, soll gemäß Udo Besser rund 750.000 Euro Entwicklungskosten verschlungen haben. Gut angelegt, wie wir finden, denn Bedienung, Funktionsumfang und vor allem auch die klangliche Musikalität zahlen sich am Ende in Hochgenuss aus.
Egal, welchen der gängigen Streaming- Dienste Sie bevorzugen, die kleine AVM wird ihn beherrschen, sogar Roon wird unterstützt, die Zertifizierung ist in Kürze abgeschlossen. Ein schnödes Radio, ob nun UKW oder DAB+, wurde diesmal übrigens nicht (mehr) verbaut, denn schließlich kann die Inspiration ja ohnehin auf das gesamte Web mit Zigtausend maßgeschneiderten und auch qualitativ selektierbaren Sendestationen zugreifen.
Streamer, CD und Phono
Mit Begeisterung sehen wir die zwar miniaturisierten, aber dennoch ernst zu nehmenden Lautsprecherterminals, die im Gegensatz zum britischen BFA-Standard beliebig lose Kabelenden, Bananas oder Gabeln aufnehmen, bemerken den zeitgemäßen HDMI/ARC-Anschluss (für den Fernsehton im Wohnzimmer) und je zwei Digitalein-/ausgänge, Bluetooth/WLAN-Antennen, LAN und USB, etwa für einen Stick.
Zwei Hochpegeleingänge und einen Line- Ausgang hat das mehrköpfige Entwicklerteam spendiert – sogar Vorverstärkerausgänge für eine Endstufe, einen Subwoofer oder Aktivboxen gibt es. Die Kopfhörerbuchse fand ebenfalls Platz auf der extrem aufgeräumten Frontplatte, hier können Bügel mit 3,5er-Klinke sofort, die mit 6,3er-Klinke per Adapter andocken.
Genial finden wir den Einfall, den Inspiration zum B&O-Digitalstandard kompatibel zu machen. Somit lassen sich die digital anzusteuernden Bang & Olufsen am Inspiration betreiben und selbstredend auch in der Lautstärke regeln – was für eine brillante Idee!
Das großzügige Display wird bei der Funktion als Netzwerk-Player vollends zum Genuss und blendet dezent nur die Menü-Unterpunkte ein, die auch tatsächlich als Option zur Verfügung stehen. Die entsprechenden Tasten waren beim CS 2.2 noch Hardware.
DAMIT HABEN WIR GEHÖRT
Safri Duo: Greatest Hits
Das Percussion-Duo sorgt für Stimmung und indirekt für Nachbarkontakte.
Tori Amos: Little Earthquakes
„Winter“ überzeugt auch auf diesem ersten Studioalbum der Künstlerin, die mit Stimme und Klavier emotional buchstäblich alles gibt.
APP
Die eigene RC- X-App ist auf die X-Stream-Architektur abgestimmt, und die weitgehend intuitive Handhabung macht Spaß.
Eine Klangregelung fehlt auch nicht, sie ist über besagtes Menü abrufbar. AVM liefert zur Inspiration als Standard keine Fernbedienung mit, da die gelungene und kostenlose RC X-App diese Funktionen – und natürlich noch mehr – gleich mit übernimmt.
Optional kann man aber selbstredend eine bekommen. Ich selbst bin auch so ein Typ, der, Smartphone hin oder her, für die Basisfunktionen wie Eingangswahl und Lautstärke oder Muting gern eine hat, selbst eine simple.
Durchdachte Universalität
Ein Clou, auf den die bisherigen Komplettanlagen von AVM verzichten mussten, ist die komplette Phonosektion MM/MC, wobei Letztere über mitgelieferte Abschlusswiderstände 100/200/1k Ohm oder einen beliebigen anderen, nachrüstbaren Wert – wir hätten für die Benz ACE-Typen als Standard beispielsweise zusätzlich um 500/600 Ohm begrüßt – konfiguriert werden kann. Die Verwandtschaft zum kleinen, externen und nicht weniger als fantastischen Phonovorverstärker P30 ist unverkennbar.
Und so großartig spielt sie auch, der Plattenspieler-Anschluss ist also alles andere als ein Alibi-Feature. Wer anspruchsvoll einen Vinyldreher betreiben möchte, wird hier nicht enttäuscht, ganz im Gegenteil. Die Ambition, auch einen AVM Rotation gleich mit anzubieten, könnte dabei als Ansporn gedient haben. Das merkt man auch schon messtechnisch, denn die Rauschabstände der kleinen AVM-“Kiste“ sind absolut beeindruckend, erst recht, wenn man gerade die Abmessungen respektive die geringen Abstände der Kleinsignal- und Großsignal-Sektionen in diesem Gehäuse zueinander berücksichtigt. Großes Kino!
Für mich als bekennenden CD-Fan ist das integrierte Slot-In-Laufwerk von Bedeutung, das aufgrund seiner Aufhängung nicht nur von besonnderer Dauerhaftigkeit und Robustheit ist.
Man stattete es in der Signalverarbeitung sogar mit unterschiedlichen Filtercharakteristika aus, um an dieser Stelle feine Klangjustagen vornehmen zu können. So hat man die Wahl zwischen „Smooth“ für einen leichten Frequenzgangabfall bei optimierter Impulstreue oder „Steep“ für einen linearen Frequenzgang mit steilflankigem Standardfilter. Eine dritte Option mixt die Eigenschaften beider Konfigurationen und ist oft der Idealkompromiss.
Tatsache ist aber auch, dass man mit dieser Lösung gewissermaßen „auf einen Streich“ drei klanglich unterschiedliche CD-Player zur Verfügung hat und je nach Musik oder persönlicher Präferenz umschalten kann.
Das eingebaute Class D-Triebwerk sorgt für unglaublichen Schub. Ob Kompaktoder Standlautsprecher, die Schallwandler werden mit der für eine Midi-Anlage doch ganz enormen Kraft von 140 Watt je Kanal an die kurze Leine genommen und ordentlich durchgepustet. Aber adäquat sollten die Schallwandler schon sein, denn die AVM liefert Topklang!
Wow!
Da ging also doch noch was, muss man gegenüber dem schon exzellenten Vorgänger CS 2.2 sagen. Einiges sogar. Deshalb blieb es auch nicht bei einer Überarbeitung, der CS 2.3 wurde eher völlig neu gedacht. Man tut sich als Autor gar nicht so leicht, die nahezu endlose Feature-Liste in einer lesbaren Form abzuarbeiten und dabei nicht in Begeisterungsstürme zu verfallen, die ohnehin selten sind. Aber dies hier ist so ein Fall. Das Gerät fasziniert gleichermaßen optisch, haptisch, ästhetisch und klanglich.
Gibt es denn gar keine Schwachstelle? Nun, 5000 Euro sind kein Pappenstiel, das ist eine Tatsache. Als Gegenwert müssen wir aber fairerweise aufzählen und in die Waagschale schmeißen, dass hier CD-Spieler, Phono-Pre, HD-Streamer, ESS Sabre-DAC und kräftiger Vollverstärker in einem vergleichsweise kompakten Gehäuse untergebracht und in Bestform präsentiert werden. Ohne Gerätestapel, aber auch ohne Kompromisse.
AVMs Ziel, mit der Inspiration CS 2.3 die „kleinste und auch klangstärkste All-in-One auf dem Weltmarkt“ zu erschaffen, sollte wohl geglückt sein. Das ist High End in seiner buchstäblich schönsten Form!
Eine bessere Komplettanlage gibt es derzeit schlichtweg nicht, in diesem Format und zugleich so attraktiv ohnehin nicht. Das Cellini-Chromdesign kostet zwar 500 Euro Aufpreis, lohnt sich aber aus unserer Sicht zweifellos, denn edler geht auch nicht. Diese AVM ziert ein Ambiente nicht nur, sie ist ein Fall für „Schöner Wohnen“. In Silber oder Schwarz ist die Inspiration zwar etwas „bürgerlicher“, aber auch schick. Spätestens, wenn Adele in der Royal Albert Hall Bonnie Raitts „I Can’t Make You Love Me“ singt, bleibt kein Auge trocken. Dasselbe gilt bei Tori Amos, die mit dem ihrem Vater gewidmeten und beim Jazzfestival in Montreux intonierten Song „Winter“ eine beeindruckende Weltkarriere beginnt. Die sehr schönen, aber sehr unterschiedlichen Stimmen werden exzellent und plastisch in Szene gesetzt, und die Dynamik der Begleitsinstrumente, lassen Sie es mich als „Leistungsfetischist“ so sagen, profitiert auch schon bei eher sanften Tönen vom Triebwerk dieser „Kompaktanlage“.
Ungeachtet seines kompakten Äußeren klingt der Alleskönner Inspiration CS 2.3 wie ein ganz Großer!
DER MACHER
AVM-Chef Udo Besser ließ es sich nicht nehmen, sein Filetstück persönlich in Euskirchen vorzustellen.
Aber selbst „Party“ kann die AVM, was die Perkussionisten des Safri Duo mit dem berühmt-berüchtigten Klopper „Samba Adagio“ nachdrücklich beweisen. Dabei kann die hohe verbaute Leistung übrigens erst recht nicht schaden. Lautsprecher wie die DALI Epicon „freuen“ sich geradezu darüber, weniger effiziente erst recht.
So oder so thront das kompakte Juwel von AVM ab sofort neben seinem verstärkerseitig wohl noch etwas besseren, aber ansonsten ähnlich fortschrittlich ausgestatteten, stark verwandten und doch schwer vergleichbaren großen Bruder CS 8.3 als Topreferenz der „CD-Netzwerk-Receiver“. Beide sind technisch ähnlich, sprechen aber wohl eher unterschiedliche Nachfragesegmente an.
„Das Auge isst mit“, und wir haben nicht den leisesten Zweifel, dass dieser Tausendsassa sowohl eine Designikone ist als auch ein verdienter Bestseller wird, zumal im Wohnzimmer, wo auch der Partner ein Wörtchen mitredet. Und das könnte „Bitte einpacken“ lauten. Man will das Ding haben, keine Frage. Kein billiges, aber ein großes Vergnügen! ■
AVM Inspiration CS 2.3
Preis: ab 5000 € (in Schwarz/Silber, €5500 als Cellini (Chrom))
Maße: 34x9 x32,5 cm (BxHxT)
Garantie: 4 Jahre (bei Registrierung)
Kontakt: AVM Tel.: +49 7246 309910 www.avm.audio
Ein CD-Netzwerk-Receiver wie aus dem Bilderbuch, mit hervorragenden Streaming-Qualitäten und einem äußerst potenten Verstärker, der auch großen Lautsprechern mächtig einheizt. Absolute Spitzenklasse im attraktiven Midi-Kleid.
Messergebnisse
Labor-Kommentar
Untadelig. Mit impedanzunabhängig 140 Watt je Kanal hohe Leistung, praktisch keine Verzerrungen/Rauschen, auch Bandbreite, Kanaltrennung, Dämpfungsfaktor, Kanalgleichlauf, Jitter, Wandlergenauigkeit – alles top.
Ausstattung
App, CD-Laufwerk, Phono-MM/-MC, DAC, Netzwerk-Player (Qobuz, Spotify, Tidal usw.), Internetradio, Roon-ready, WLAN/LAN, Airplay, HDMI/ARC, USB-A, Klangregelung, Multiroom