... für sich die Frage beantworten, was mit den Bildern später geschehen soll. Denn danach richtet sich die grundlegende Entscheidung, ob man eine Kamera mit einem APS-C- oder einem Vollformatsensor kauft. In Sachen Auflösung spielt das in der Einstiegs- und in der Mittelklasse bedingt eine Rolle: Hier bewegen sich mit Ausnahme der Canon EOS R7 alle Kameras zwischen etwa 20 und 26 Megapixel. Das ist allemal genug für die Präsentation der Bilder auf den meisten Displays; immerhin liegt man hier deutlich über einer UltraHD-Auflösung. Wer Fotos für die Wand aufnehmen möchte, kommt hier auf Postergrößen von 80 cm bei der längsten Seite, zumindest bei Hochglanzaufnahmen. Bei Leinwand darf es wegen der gröberen Struktur auch etwas größer werden. Etwas mehr – etwa DIN A0 – lässt die EOS R7 zu, die einen APS-C-Sensor mit 32.5 Megapixeln besitzt. Für richtig große Formate allerdings braucht es dann Vollformat- oder sogar Mittelformat-Kameras aus dem Profibereich mit 40 Megapixeln oder mehr. Was aber spricht dann für welches Sensorformat? Etwa die Mobilität, denn mit APS-C lassen sich kleinere Objektive mit weniger Glas realisieren, die entsprechend leichter sind. Das hängt mit dem sogenannten Crop-Faktor zusammen, der im Vergleich zum Vollformat für eine Brennweitenverlängerung bei Objektiven sorgt. Dieser Faktor beträgt 1,5 bis 1,6. Das bedeutet, dass ein Normalobjektiv, das an einer Vollformat-Kamera 50 mm Brennweite hat, an einer Crop-Kamera zu einer 75-mm-Optik wird. Oder andersherum: Um bei APS-C die Normalbrennweite zu realisieren, braucht man, bezogen aufs Vollformat, nur 33 mm Brennweite. Für Vollformat wiederum spricht, dass damit geringere Tiefenschärfe möglich ist. Wer also gerne unscharfe Hintergründe realisieren möchte, fährt damit besser. Am Ende ist es aber auch eine Preisfrage. In der Klasse bis 1.000 Euro ist hier im Test mit der Canon EOS RP lediglich eine Vollformatkamera vertreten. Und die liegt auch nur ganz knapp unter der magischen Grenze. Zudem ist sie eben mit fast 500 Gramm auch ein „Schwergewicht“ in der Einstiegsklasse, allerdings auch nur 40 Gramm schwerer als der Testsieger von Nikon, die Z fc. Im Vergleich zur Sony Alpha sind es dann aber schon mehr als 140 Gramm. Allerdings ist die Canon dann immer noch deutlich leichter als die beiden Vollformat-Modelle von Nikon und Panasonic aus der oberen Klasse. Hier bewegt man sich im Bereich von rund 700 Gramm.
Auch für Gelegenheitsknipser
Die Entscheidung für eine Systemkamera fällt meist aus dem Wunsch nach mehr fotografischem Potenzial bei guter Mobilität. Für Fotoerfahrene bedeutet das neben der Möglichkeit, auf eine große Auswahl an Objektiven zugreifen zu können, das Zusammenspiel von Blende und Belichtungszeit beliebig zu steuern. Ist man hier nicht so trittsicher, so kann man zumindest bei Canon, Sony, Fujifilm und Panasonic auf eine ganze Reihe von Motivprogrammen zurückgreifen, die einem bei der Aufnahmesteuerung zur Hand gehen. Alle Kameras bieten zudem in gewisser Weise eine integrierte Bildbearbeitung, weil sich die Fotos auch mit diversen Kreativ-Effekten versehen und speichern lassen. Selbstverständlich können sämtliche Modelle aber auch Rohdaten (RAW) speichern, sodass man die ganze Nachbearbeitung am Rechner erledigen kann, was für die meisten der wahrscheinlich typischere Weg sein dürfte. Dennoch kommt man, wenn man will, auch ohne diesen ganzen Prozess zu teils spektakulären Bildern, weil eben die Kameras inzwischen viel von dem können, wofür man noch vor einigen Jahren zwingend den Computer brauchte. Allerdings wird man auf Dauer sicher ganz ohne fotografisches Hintergrundwissen mit keiner der Kamera glücklich. Spätestens wenn weitere Objektive hersollen, kommt man kaum umhin, sich mit Brennweiten, Lichtstärken oder der Vergütung der Linsen zu befassen.
Bildqualität auf hohem Niveau
Wer den Umgang mit den Grundfunktionen der Kameras beherrscht, dem danken sie es mit durchweg sehr guter Bildqualität. Durchweg alle Kameras machen Aufnahmen auf qualitativ sehr hohem Niveau. Zudem sind sie dabei schnell; einen wirklich langsamen Autofokus besitzt keines der getesteten Modelle. Die größten Unterschiede gibt es noch bei der Farbwiedergabe. Aber selbst hier liefern die in dieser Disziplin „weniger guten“ Kameras noch vollkommen befriedigende Ergebnisse. Hier fallen vor allem die drei Nikons durch eine sehr hohe Genauigkeit auf, mit der die anderen Kameras nicht ganz mithalten können. Trotzdem sind es letztlich eher Nuancen, über die man hier redet; die Kameras begegnen sich hinsichtlich ihrer Aufnahmeergebnisse sogar klassenübergreifend auf Augenhöhe. Bei der ISO-Empfindlichkeit etwa stellt ISO 3.200 für keines der Modelle ein ernsthaftes Problem dar; die Aufnahmen werden durchweg bei allen Kameras rauschfrei. Das bedeutet, dass man auch bei eher bescheidenen Lichtverhältnissen mit kleiner Blende und kurzen Belichtungszeiten für zum Beispiel hohe Tiefenschärfe arbeiten kann, ein entsprechend lichtstarkes Objektiv vorausgesetzt. Die EOS RP rauscht sogar bei ISO 6400 noch nicht, hier macht sich das Vollformat bemerkbar. Das gilt auch in der höheren Preisklasse für die Nikon Z5 und die Panasonic Lumix S5, die ebenfalls ein sehr gutes Rauschverhalten haben. Allerdings sind die immens hohen ISO-Werte von über 30.000 oder noch mehr, die sich bei allen Kameras einstellen lassen, dann doch jenseits dessen, was noch eine gute Bildqualität liefert.
Verarbeitung, Ausstattung, Bedienung
Sehr deutliche Unterschiede gibt es bei der Ausgestaltung der Kameras. Vorweg: Durchweg alle Modelle hinterlassen einen wertigen Eindruck. Es kommt viel Metall – Aluminium oder Magnesiumlegierungen – zum Einsatz; dazu haptisch angenehm gummierte Griffbereiche. Die jeweiligen Bedienkonzepte sind stimmig, und die Anordnung der Bedienelemente passt. Ohnehin hat hier keiner der Hersteller das Rad neu erfunden, sodass man, wenn man D-SLR gewöhnt ist, keine wirklichen Probleme hat, sich zurechtzufinden. Etwas ungewohnt dürfte dann allerdings der Umgang mit der Nikon Z30 oder der Sony Alpha ZV-E10 sein. Die besitzen beide keinen elektronischen Sucher (EVF), was bei grellem Sonnenlicht ein Nachteil sein kann. Der Grund liegt übrigens darin, dass die beiden Kameras ihren Fokus deutlich mehr auf Vlogger legen, weshalb hier das Display und auch das Mikrofon priorisiert sind. Die beiden Kameras sind zusammen mit Alpha 6600 die einzigen Modelle, die sich nicht im eher klassischen SLR-Design präsentieren. Und „klassisch“ trifft bei einigen Modellen voll zu. Denn sowohl die Fujifilm X-T30 II als auch die Nikon Z fc sind im Retro-Look gehalten, was sie zu echten Hinguckern macht. Dennoch steckt auch hier, wie bei den anderen acht Geräten, jeweils unter anderem auch ein Wi-Fi-Chip im Gehäuse. Entsprechend können alle Kameras mit einem Smartphone verbunden werden. So lassen sich einerseits Bilder übertragen, andererseits dienen die jeweiligen Apps auch als Fernbedienung. Am Ende bleibt es dann also ein Stück weit Geschmackssache, auf welche Kamera die Wahl fällt. Wer allerdings schon SLR-Objektive von Nikon, Canon oder Sony/Minolta besitzt, sollte überlegen, beim jeweiligen Hersteller zu bleiben. Denn die bieten jeweils Adapter an, mit denen die Optiken auch an den Systemkameras genutzt werden können. So etwas gibt es zwar auch von Drittanbietern, aber hier hat man dann alles aus einem Guss. Sinn ergibt das vor allem dann, wenn man sehr hochwertige Objektive besitzt, die man aber nicht regelmäßig nutzt, wie etwa ein Super-Tele oder ein lichtstarkes Weitwinkel.
FAZIT
Der Test zeigt, dass das Qualitätsniveau bei Systemkameras inzwischen insgesamt unglaublich hoch ist. Es sind vor allem Feinheiten bei der Bildqualität oder in der Ausstattung, die am Ende die Nikon ZF c bzw. die Canon R7 zu Siegern in ihren jeweiligen Klassen machen. Man muss aber schon ein sehr gutes Auge und einen sehr guten Monitor besitzen, um die im Labor gemessenen Unterschiede tatsächlich erkennen zu können. Insgesamt ist dabei am Ende die EOS R7 die kompletteste Kamera, auch wegen ihrer zahlreichen Motivprogramme und der hohen Auflösung. Wem allerdings die rund 1.500 Euro zu viel sind, der kann in der oberen Klasse auch zur Fujifilm X-S10 greifen, die immerhin 400 Euro weniger kostet, aber dennoch sehr gut abliefert. Und ist einem das viel zu teuer, dann lohnt ein Blick auf die Sony Alpha ZV-E10, die trotzt ihres günstigen Preises immer noch mehr als gut ist. Außerdem ist sie für alle die spannend, die sich gerne an der Produktion von Video-Content versuchen und preislich nicht gleich weit oben einsteigen möchten.