... WURDEN WIEDER VERWORFEN
Der vordere Teil des Hauses ist im Stil einer traditionellen Heuscheune gebaut und mit schwarzem Zedernholz verkleidet. Dahinter, von der Straße nicht sofort zu erkennen, dockt ein gemauerter Anbau an. Marjolein, Einkaufsmanagerin in der Einrichtungsabteilung von Hema und Mitgründerin des MINT Interior Stylingstudios, hatte von Anfang an genaue Vorstellungen, wie sie wohnen wollte. Der geplante Grundriss gefiel ihr nicht, also entwarf sie kurzerhand einen neuen: „Wir wollten eine große offene Küche mit einem Durchgang zum Wohnzimmer.“ Das Wohnzimmer ist zum Garten orientiert, Terrasentüren öffnen es zum sonnigen Hinterhof. Davor befindet sich eine moderne Küche mit Kochinsel und direkt daneben ein Spielzimmer für die Kinder. Der Architekt hatte diesen Raum ursprünglich als Speisekammer geplant. „Diese Idee kann ich allen Familien empfehlen! Die Kinder sind immer in der Nähe, aber die Unordnung bleibt in einem Raum“, freut sich die zweifache Mutter. Im ersten Stock befinden sich drei Schlafzimmer und ein großzügiges Badezimmer, ein viertes Schlafzimmer befindet sich unter dem Dach im Vorderhaus.
PASTELLFARBEN UND SCHWARZ SORGEN FÜR KONTRASTE
14 Monate Bauzeit kamen ihr anfangs sehr lang vor, aber am Ende war Marjolein froh, dass ihr Zeit genug blieb, Ideen auszuarbeiten und unzählige Moodboards und Zeichnungen anzufertigen. Ihre Pläne beinhalteten auch einige Schreinerarbeiten. Sie sei ein Fan von Sonderanfertigungen, erklärt sie: „Man kann jeden Zentimeter des Hauses ausnutzen und hat am Ende etwas ganz Exklusives und Individuelles.“ Den Wohnzimmerschrank und den Einbauschrank im Ankleidezimmer ließ sie von Schreinern maßfertigen, und im Badezimmer, das sie statt mit Fliesen mit Beton Ciré verputzen ließ, plante sie dekorative Wandnischen ein. Der zementgebun-dene Feinputz hat eine klare Optik und passt gut zum Betonboden, der im ganzen Haus verlegt wurde. Die Stylistin mag den Mix aus frischen Farben und Industrial Design. Eine Glastür mit schwarzem Stahlrahmen trennt Flur und Küche voneinander und zwischen Küche und Wohnzimmer befindet sich ein bodentiefes Fenster aus demselben Material. So sind die Räume zwar voneinander getrennt, bleiben aber durch die Sichtbeziehung miteinander verbunden. Die Küche ist Dreh- und Angelpunkt des Hauses. Die weißen Fronten werden mit einer Arbeitsplatte aus Beton kombiniert, handgefertigte grüne Fliesen im Vintage-Look sind ein schöner Blickfang und geben dem Raum eine persönliche Note. Wie die Wandfarben in Pastellrosa oder -grün schenken sie dem Interieur eine frische Note. Selbst mit vielen pastelligen Kissen und Decken wirkt die Einrichtung keineswegs kitschig, dafür sorgt die gelungene Kombination mit industriellen Elementen und viel Schwarz.
PERSÖNLICHES UND GESAMMELTES WIRD LIEBEVOLL IN SZENE GESETZT
Dass das Zuhause der Familie vom ersten Tag an warm und familiär wirkte, liegt an den vielen persönlichen Gegenständen. Marjolein fotografiert gerne. Fotos von Nika und Naud, ausgedruckt auf besonderem Papier, sind im ganzen Haus zu finden, ebenso Illustrationen, die sie von Leonie Verver anfertigen ließ. Ihren Ehemann Marco, der als Polizist arbeitet, hatte sie einst auf Kuba kennengelernt – nicht von ungefähr trifft man auch auf das ein oder andere Reisesouvenir wie zwei Kalligraphie-Pinsel, die an diese glückliche Begegnung erinnern. Durch die Kombination von Designer möbeln von Kartell oder Vitra und Vintagestücken wie dem Wandregal in der Küche und persönlichen Akzenten hat Marjolein einen minimalistischen, skandinavischen Stil geschaffen, der nicht mit originellen Details spart. Sowohl im Schlafzimmer als auch in Küche und Esszimmer zieren Baumtapeten die Wände, und in Nauds Kinderzimmer schaffte sie es, mit nur zwei Bahnen einer mit Baufahrzeugen bedruckten Tapete einen nostalgischen Look zu kreieren. Tochter Nika wollte unbedingt ein rosa Zimmer mit Schmetterlingen. Marjolein verteilte die Falter auf zwei Zonen: Zum einen um Nikas Bett herum, zum anderen an der Wand über dem Schreibtisch. Auch hier findet sich übrigens ein Reiseandenken: Den Kasten mit den Schmetterlingen hatte Marjolein schon Jahre vor der Geburt ihrer Tochter von einer Geschäftsreise aus Hongkong mitgebracht.
DER NEUBAU WURDE ZU EINEM ZUHAUSE MIT PERSÖNLICHKEIT
Nach der Fertigstellung hatte die kreative Hausherrin einige Fotos auf Instagram gestellt. Die Resonanz war so positiv, dass sie seither auch Styling-Tipps gibt. Marjolein geht voll auf in ihrer Rolle als Stylistin und hat sich längst an die Beschaulichkeit im Dorf gewöhnt. Auf die Frage, ob sie die Stadt nicht manchmal vermisst, antwortet sie schmunzelnd: „Was sind denn schon 15 Minuten Fahrt?“
Dajana Vidmar