... verengen sich jedoch die Adern, die den Herzmuskel versorgen. Mit der Zeit wachsen die Ablagerungen und behindern den Blutstrom. Das Herz wird nicht mehr ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt. Bemerkbar macht sich das etwa beim schnellen Treppensteigen oder bei einem Sprint zum Bus. Atemnot, Druckgefühl in der Brust, manchmal auch ein Brennen: Das sind typische Anzeichen einer Angina Pectoris, des Hauptsymptoms einer KHK. Im Ruhezustand verschwinden die Beschwerden. Aus medizinischer Sicht ist dennoch klar: Bei einer Gefäßverkalkung in den Herzkranzgefäßen muss etwas unternommen werden. Unbehandelt drohen Herzinfarkt, Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen und plötzlicher Herztod.
Ursache Bei diesem Prozess spielen Vererbung und Alter eine ebenso entscheidende Rolle wie der Lebensstil. Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen und Stress schädigen die Gefäße und sind die größten vermeidbaren Risikofaktoren.
Diagnose An erster Stelle stehen ein Gespräch über die Beschwerden, eine Blutanalyse, eine Blutdruckmessung und ein EKG. Deuten die Ergebnisse auf eine KHK hin, kommen weitere Untersuchungsverfahren zum Einsatz, beispielsweise ein Belastungs-EKG oder ein Herzultraschall.
Therapie Eine KHK im Frühstadium wird meist medikamentös behandelt, um den Blutdruck auf gesunde Werte zu bringen. Zum Schutz der Gefäße gibt es Statine, die den Cholesterinspiegel senken. Zusätzlich sollten die Betroffenen ihren Lebensstil umstellen, sodass Blutdruck und Cholesterinspiegel optimal eingestellt sind. Heilbar ist die KHK nicht. Allerdings lässt sich ihr Fortschreiten erheblich verzögern. Sind die Herzkranzgefäße schon so verstopft, dass bei körperlicher Anstrengung Beschwerden auftreten, werden die Engstellen operativ mithilfe eines Stents erweitert. Dabei handelt es sich um ein Drahtgef lecht in Form einer kleinen Hülse.
Herz-Kreislauf-Krankheiten sind die häufigste Todesursache, hierbei vor allem die koronare Herzkrankheit
Quelle: Robert Koch-Institut
Bei der Implantation unter örtlicher Betäubung schiebt ein Kardiologe einen dünnen Kunststoffschlauch (Katheter) vom Handgelenk oder von der Leiste aus über die Hauptschlagader bis zum Herzen und spritzt ein Kontrastmittel. Mittels Röntgenaufnahme werden die Herzkranzgefäße beurteilt. Auf diese Weise kann auch die genaue Lage der Engstelle lokalisiert werden. Dorthin wird dann über einen Spezialkatheter mit Miniaturballon der Stent gebracht: Durch Auf blasen des Ballons entfaltet er sich, drückt sich in die Wand des Blutgefäßes, erweitert und stabilisiert die Arterie. Bestehende Kalkablagerungen werden dabei an die Gefäßwand gepresst. Der Stent sorgt dafür, dass das Blut wieder ungehindert fließen kann. Zur Vorbeugung von Blutgerinnseln kommen Plättchenhemmer zum Einsatz.
Zu einer Bypass-Operation raten Ärzte, wenn alle drei großen Äste der Herzkranzarterien stark verengt sind und viele Stents eingesetzt werden müssten. In diesem Fall ist es besser, die verstopften Gefäße durch eine Umleitung zu überbrücken: Für den Bypass werden meist Adern oder Venen aus anderen Körperregionen verwendet (siehe auch Kasten Seite 41).
Notfall Herzinfarkt
Treten die Brustschmerzen bei minimaler Belastung oder in Ruhe auf, muss schnell Abhilfe geleistet werden. Dann handelt es sich um eine instabile Angina Pectoris, aus der heraus sich jederzeit ein Herzinfarkt entwickeln kann. Die Übergänge sind dabei f ließend. Bei einer instabilen Angina Pectoris verschließt ein Blutgerinnsel ein Herzkranzgefäß teilweise, beim Infarkt vollständig. Eine instabile Angina Pectoris ist häufig das Vorstadium eines Infarkts. Plötzlich einsetzende, länger anhaltende Schmerzen hinter dem Brustbein und auf der linken Brustseite, dazu kalter Schweiß, Schmerzen im linken Arm, Übelkeit, Atemnot und Angst – das sind typische Symptome für einen Herzinfarkt bei Männern. Frauen hingegen leiden oft unter diffusen Symptomen wie heftiger Übelkeit, Schlafstörungen und Erschöpfung.
Ursache Auslöser sind meist arterielle Ablagerungen (Plaques) aus Cholesterin und Kalk: Beim Infarkt reißt eine Ablagerung in den Gefäßen des Herzmuskels auf, so bildet sich ein Gerinnsel, das binnen 15 Minuten zum Verschluss der Blutbahn führen kann. Dann erhält der Herzmuskel nicht mehr genügend Sauerstoff und stirbt ab.
Diagnose Feststellen lässt sich ein Infarkt mittels EKG und Blutuntersuchung. Wenn Gewebe abstirbt, entstehen Abfallprodukte, die im Blut nachweisbar sind. Dazu gehört Troponin, ein Protein, das bei einer Schädigung des Herzens freigesetzt wird. Die Bestimmung des Troponin-Werts ist daher eine Art Herzinfarkt-Schnelltest. Das Problem: Bei einer instabilen Angina Pectoris steigt der Troponin-Wert anfangs nicht an, und das EKG ist oft unauffällig.
Therapie Bei einem akuten Infarkt zählt jede Minute. Wenn die Therapie nach zwei bis drei Stunden seit Auftreten der ersten Beschwerden erfolgreich ist, erholt sich der Herzmuskel in der Regel vollständig. Bei der Behandlung wird das verstopfte Gefäß mit einem Ballonkatheter wieder geöffnet und mit einem Stent versehen. Um einen weiteren Infarkt zu vermeiden, müssen die Patienten oft bis ans Lebensende verschiedene Medikamente einnehmen. Sie hemmen die Blutgerinnung und verbessern die Herzarbeit.
SABINE HOFFMANN
PRODUKT TIPPS
→ KONTROLLE Kleine Messgeräte für zu Hause erleichtern es, den Blutdruck im Blick zu behalten. Praktisch: unauffällige Blutdruckmessgeräte, die am Handgelenk angelegt werden, wie etwa das Omron RS7 Intelli IT mit Positionierungssensor, der die optimale Lage für eine genaue Wertkontrolle angibt. Das Gerät misst Blutdruck sowie Puls und zeigt an, wenn unregelmäßige Herzschläge oder Bluthochdruck auftreten.
→ NÄHRSTOFF Einen wertvollen Beitrag zur Gefäßgesundheit kann die Aminosäure L-Arginin liefern, die etwa in Fleisch, Nüssen und Meeresfrüchten steckt. Sie weitet nachweislich die Gefäße, fördert die Durchblutung und senkt so den Blutdruck. Eine ausreichende Zufuhr unterstützen kann das rezeptfreie Apothekenpräparat Telcor Arginin plus.
→ BUCHTIPP Die Medizinerin Prof. Angela Maas klärt in ihrem Buch „Der andere Herzinfarkt: Schluss mit Fehldiagnosen, die Frauenleben kosten“ über die Besonderheiten des weiblichen Herzkreislaufs auf. Lübbe, 224 Seiten, 11 Euro