... staffiert Porsche das Cayenne Coupé mit nahezu allen fahrdynamischen Highlights aus, die der Baukasten so hergibt. Die adaptive Luftfederung ist um 15 Prozent steifer ausgelegt, Wankstabilisierung und Hinterachslenkung wurden noch mal sportlicher adaptiert, an der Vorderachse fährt der Turbo GT um einen Zoll breitere Felgen, und auch der negative Sturz ist noch mal aggressiver ausgelegt. Um 0,45 Grad neigen sich die Vorderräder weiter nach innen. Dadurch sollen Einlenkverhalten und Vorderachsgrip erhöht werden. Um das herauszufahren, müsste man aber auf eine Rennstrecke.
Wie passend, denn wir befinden uns gerade auf einer. Und zwar auf Gotland – dem größten Eiland Schwedens und der Heimat einer der grandiosesten Rennstrecken auf diesem Planeten. Der Gotland Ring ist mit seinen 7,3 Kilometern länger als Spa- Francorchamps, besticht mit extremer Topografie und vielseitigen Kurvenkombinationen, von denen die meisten multiple Scheitelpunkte haben, am Ende zu- oder aufmachen, nach außen hängen – oder am besten als Kombination aus alldem ausgelegt sind. Eine fahrwerksseitig anspruchsvollere Rennstrecke diesseits der Nordschleife bin ich zumindest noch nicht gefahren. Und es ist erstaunlich, wie gut sich der Turbo GT hier schlägt. Natürlich will auch er mit seinen 2,3 Tonnen inklusive Fahrer vor allem nicht auf der Vorderachse überfahren werden. „Slow in, fast out“ ist das Credo in Kurven, obwohl die Pneus erst in der dritten schnellen Runde merklich abbauen. Diese Reifen sind auch der Hauptgrund für die Mega-Performance des Cayenne: Neben der souveränen Keramikbremse sind nämlich auch Pirelli P Zero Corsa werksseitig verbaut. Sie sind nicht ganz so spitz und regenuntauglich wie ein Trofeo R oder Michelin Cup 2 R, aber der Zugewinn an Grip ist doch immens. Allein was die Traktion aus engen Ecken angeht: Man glaubt fast zu spüren, wie sich die Gummimischung unter einem verwalkt, wenn der Turbo GT nach dem Scheitel die Kraft auf alle viere verteilt, mit der Seitenführung kämpft und eigentlich dorthin strebt, wo ihn der Fahrer mit dem ergonomisch kleinen und wundervoll präzise übersetzten Lenkrad dirigiert.
PORSCHE CAYENNE TURBO GT
MOTOR V8, Biturbo, vorn längs • HUB- RAUM 3996 cm 3 • LEISTUNG 471 kW (640 PS) bei 6000/min • MAX. DREH MOMENT 850 Nm bei 2300-4500/min • ANTRIEB Allrad/Achtstufenautomatik • L/B/H 4942/1995/1636 mm • LEER GEWICHT 2220 kg (DIN) • 0–100/200 KM/H 3,3/12,2 s SPITZE 300 km/h • PREIS ab 196 078 Euro
Dabei klingt er übrigens, als hätte es nie OPF-Einschränkungen gegeben. Eine Akrapovič-Abgasanlage ist hierfür verantwortlich. Mittelschalldämpfer raus, ab dort ist alles aus Titan. Bis hin zu den beiden mittig sitzenden und bereits leicht bläulich verfärbten Endrohren. Und was ist jetzt mit der Physik? Auch der Turbo GT kann sie nicht überlisten, aber zumindest weiter beugen als jeder Sport-SUV zuvor. Der Beweis: Lars Kerns Rekordrunde von 7:38,9 Minuten – auf der Nordschleife. Wo sonst?
„Porsche treibt mit dem Turbo GT das Thema Sport-SUV mal wieder auf die Spitze.“
Alexander Bernt, Redakteur
Fazit
Alexander Bernt
Das Auto, nach dem keiner gefragt hat, das aber eigentlich jeder haben sollte. Platz für vier, restkomfortabel im Alltag und dazu ein Biest auf der Rennstrecke. Trotz des Gewichts Fahrdynamik der Extraklasse.