... und Ruhe vermittelte.“ Genau dieses Gefühl kam wieder in ihr auf, als sie 2015 ein Haus im historischen Zentrum von Anse besichtigte. Es fühlte sich goldrichtig an: „Die Sonne schien auf die alten Mauern und in den Innenhof, der nur darauf zu warten schien, dass wir ihn wiederbeleben. Ich mochte den Charme und fühlte mich ein bisschen wie in Italien“. Viele Vorbesitzer hatten in dem 400 Jahre alten Haus immer wieder historische Elemente verdeckt, aber die Konditorin und der Krankenpfleger ließen sich davon nicht abschrecken. Sie beschlossen, den urprünglichen Charakter wiederherzustellen und kauften das Haus.
„Mein Stil passt zum Geist des Ortes. Ich liebe Fundstücke vom Flohmarkt"
DIE RENOVIERUNG MACHTE MEHR ARBEIT ALS GEDACHT
„Zwei Wochen nach unserem Einzug kam unsere zweite Tochter zur Welt. In der Zeit wohnten wir mit kiloweise Sand auf dem Boden, weil viele der Steine gereinigt werden mussten“, erzählt Anne-Charlotte und gibt zu, dass sie den Renovierungsaufwand zu Beginn des Projektes unterschätzt hatten. Das Paar hatte sich zum Ziel gesetzt, alle historischen Elemente, die hinter Zwischendecken, Putz oder Anstrichen verborgen waren, wieder freizulegen. „An manchen Wänden mussten wir bis zu sechs Schichten entfernen! Und heute, sechs Jahre später, gibt es immer noch Feinarbeiten zu erledigen. Es gab viele Überraschungen, gute wie schlechte“, so erzählt sie.
Der Grundriss des 180 Quadratmeter großen Hauses, das sich über drei Etagen erstreckt, blieb erhalten. Entfernt wurden lediglich die Trennwände im Wohnbereich. An deren Stelle ließ das Paar Glaswände mit Stahlrahmen einsetzen, die von ortsansässigen Handwerkern gefertigt wurden und für deutlich mehr Licht sorgen. Selbst die Speisekammer, die auch als Weinkeller dient, so wie es sich in einer Weinregion gehört, bekommt so eine Portion Tageslicht ab. Neben der Küche und dem Wohnzimmer befindet sich im Erdgeschoss noch das Bad. Die erste Etage gehört den Töchtern Margaux (8), Ninon (6) und Alice (2), die zum Spielen Platz ohne Ende haben: Zwei Schlafzimmer, ein Spielzimmer und ein „Klassenzimmer“, in dem die Mädchen Schule spielen, gehören zu ihrem Reich, während sich die Eltern ihr Schlafzimmer unter dem Dach eingerichtet haben.
WER AUF DEN FLOHMARKT WILL, MUSS FRÜH AUFSTEHEN
Die meisten Möbel im Haus stammen von Flohmärkten. Anne-Charlotte liebt es, auf Schnäppchenjagd zu gehen und erzählt, dass sie jeden Sonntag um vier Uhr morgens aufsteht, um die Flohmärkte in der Region zu besuchen: „Mein Nachbar, der mit antiken Spielsachen handelt, begleitet mich oft. Für Frédéric ist das zu früh, er bleibt lieber zu Hause und kümmert sich um die Mädchen.“ Der Mix aus Flohmarkt- Fundstücken und einigen wenigen neuen Einrichtungsgegenständen strahlt eine warme und familiäre Atmosphäre aus. „Mein Stil passt zum Geist des Ortes”, sagt die kreative Hausbesitzerin, die jeden der Räume individuell und im Stil der Zeit gestaltet hat. Zwischen freigelegtem Mauerwerk und restaurierten Deckenbalken aus rauem Holz setzt sie hochwertige Tapeten mit Blumenmotiven ein, um eine nostalgische Basis zu schaffen. Zum meist antiken Mobiliar gesellen sich neue Einrichtungsgegenstände, die zum Look passen. Wie die Küche von Ikea oder die Betten, Lampen und Deko, die sie ebenso gerne bei Maisons du Monde oder La Redoute kauft wie in ungewöhnlichen Läden im Internet. So stammt der Bambi-Teppich in einem der Kinderzimmer von dooing-goods.com.
IM HOF FÜHLEN SICH MENSCH UND TIER WOHL
Ein besonders schöner Raum ist das Badezimmer im Erdgeschoss. Mit seinem gewaltigen Steinbogen und den freigelegten Deckenbalken wirkt es wie ein umfunktionierter Weinkeller. Weiße Metrofliesen und der fugenlose Boden geben dem Raum einen modernen Touch, die antike Werkbank, die als Waschtisch dient, die historische Note. Die mehrere hundert Jahre alten Steine versprühen im Inneren des
„Das 400 jahre atte Streinhaus erhiett seine ursprüngliche Seele zurück"
Hauses ebenso viel Charme wie draußen. Zum Haus gehört ein Innenhof. Anne-Charlotte erklärt: „Wir hatten Glück, denn das gibt in dieser Gegend nur selten. Deshalb laden wir auch oft unsere Nachbarn ein.“ Nachbarn und Familie kommen gerne zu Besuch und sitzen dann im Hof an dem langen Tisch, den Frédéric aus alten Holzbrettern gebaut hat. Aus der ehemaligen Betonwüste ist ein charmanter Patio entstanden, zu dem sich die Küche öffnet, und auch der ehemalige Dorfbrunnen erhielt seine ursprüngliche Bestimmung zurück.
Mit begrünter Pergola und einem kleinem Gartenbereich entstand eine grüne Oase, in der nicht nur die Eltern und Kinder, sondern noch sechs weitere „Familienmitglieder“ ihren Spaß haben: die abenteuerlichen Katzen Doowy und Zoa, die neugierigen Hühner Joséphine und Colette sowie die verschmusten Kaninchen Biscuit und Cookie. „Die Mädchen haben die Namen der Kaninchen beim Teetrinken ausgesucht“, lacht Anne-Charlotte, die ihr ländliches Zuhause genießt und gerne zeigt. So teilt sie ihre Deko-Tipps und ihr quirliges Familienleben auf Instagram unter @ac_fait_son_nid. „Der Blog war ursprünglich nur Teil einer Wette“, erzählt sie. „Ich hätte nie gedacht, dass ich so viele Follower haben würde. Mittlerweile gehört er zu meinem Alltag und macht mir jeden Tag aufs Neue viel Freude.“
Dajana Vidmar