... Schirm. Genauso schnell gelangt man auch zu den detaillierten Meldungen. Man braucht also nicht erst groß eine App zu starten und darin durch längeres Wischen und Scrollen einen Überblick verschaffen.
Geschichtlicher Rückblick
Das weltweit erste Teletext-Angebot startete am 23. September 1974 in Großbritannien. Es trug den Namen Cefax und war anfangs nur in Schwarzweiß. Mit der Einführung der digitalen TV-Übertragung wurde der britische Teletext ab 2012 schrittweise abgeschaltet.
Österreich
Nachdem Schweden 1979 mit Teletext- Versuchssendungen startete, war der österreichische ORF ab 21. Januar 1980 die dritte europäische Sendeanstalt mit einem eigenen Teletext-Angebot. Dieser wurde täglich von 8.30 Uhr, also zu der Zeit, als die TV-Sender im Lande angeknpist wurden, bis Sendeschluss angeboten. Angefangen hatte man mit gebrauchtem Teletext-Equipment mit 64-Seiten-Speicher, das man kostengünstig von der BBC erwerben konnte. Diese hatten ihr Angebot kurz zuvor auf 200 Seiten erweitert. Obwohl damals nur etwa 500 teletexttaugliche Geräte im Land vorhanden waren, erregte man großes Aufsehen. Insbesondere, weil die Textseiten vor Beginn des regulären Programms für alle sichtbar anstatt des Testbilds ausgestrahlt wurden. Bereits Ende 1980 erweiterte der ORF sein Textangebot auf 200 Seiten. Seine größte Reichweite genoss der ORF-Teletext um das Jahr 2014. Damals wurden über 1 400 Textseiten angeboten und man zählte pro Woche rund 1,9 Millionen Nutzer. Schon damals waren etwa zwei Drittel aller ORF-Sendungen auf Seite 777 mit Teletext-Untertiteln versehen. Obwohl der Teletext längst großer digitaler Konkurrenz ausgesetzt ist, wird er von den Österreichern nach wie vor hoch geschätzt. Laut einer Studie von Mitte 2021 nutzen ihn heute noch 41 Prozent der Bevölkerung, davon 12 Prozent täglich. 93 Prozent konsumieren die Textseiten übrigens nach wie vor über das TV-Gerät. Parallel dazu gibt es den ORF-Text auch seit 2002 als Website und seit 2016 als App. Selbstverständlich ist er auch via HbbTV präsent und präsentiert sich da genauso, wie schon zu analogen Zeiten.
Deutschland
In Deutschland wurde Teletext unter der Bezeichnung Videotext eingeführt. Dieser wurde erstmals auf der Berliner Funkausstellung 1977 vorgestellt. Der Startschuss für den bundesweiten Testbetrieb erfolgte am 1. Juni 1980. Anfangs wurde der Videotext von ARD und ZDF gemeinsam gestaltet und von Montag bis Donnerstag von 16 bis 23 Uhr angeboten. Während des Wochenendes startete man schon eine Stunde früher. Erstellt wurden die Videotextseiten in einem fensterlosen Studio des Senders Freies Berlin (SFB). In dieses wurden zwei Computer-Spezialanfertigungen inklusive Monitoren und Tastaturen aus Großbritannien aufgestellt. Alles riesengroße Kisten. Nachdem die Fernseher von damals noch nicht für Teletextempfang geeignet waren, brauchte es spezielle Teletext-Beistelldecoder, die etwa die Größe eines Sat-Receivers aus den frühen 1990ern hatten und die bis zu 600 DM (rund 300 Euro) kosteten. Bis zum Jahr 2000 boten Das Erste und das ZDF einen gemeinsamen Teletext an. Erst danach trennten sich ihre Wege. Als erste Landesrundfunkanstalt startete der WDR am 3. Januar 1983 in seinem Dritten Programm einen eigenen Teletextdienst. Bis 1992 hatten alle Dritten Programme ihr eigenes Textangebot. Auf 3sat war Teletext ab 1990 verfügbar, auf Arte startete er zwei Jahre später. Mit etwas Verzögerung schalteten auch die Privaten ihre eigenen Teletext-Angebote auf.
SAT.1 startete 1990, RTL folgte 1992 und 1994 betrat ProSieben die Teletext-Welt.
USA
In den USA wurde Teletext nur für kurze Zeit während der 1980er-Jahre von CBS und NBC angeboten. Als ab 1990 ein Gesetz den Einbau von Untertitel-Decodern in den TV-Geräten vorschrieb, verzichteten die Hersteller darauf, ihre Fernseher zusätzlich mit einem Teletext-Decoder auszustatten.
Wie funktioniert Teletext
Beim analogen Fernsehen bestand in unseren Breiten das TV-Bild aus 625 horizontalen Zeilen, von denen aber nur 576 für die Ausstrahlung von Bildinhalten genutzt wurden. Die scheinbar nicht genutzten Zeilen bildeten die so genannte Austastlücke, während der im TV der Empfang des nächsten Bildes vorbereitet wurde. Die ungenutzten und unsichtbaren Zeilen boten sich für die Übertragung zusätzlicher Inhalte an. Für den Teletext kamen folglich während des ersten Halbbildes die Zeilen 7 bis 15, 20 und 21 und während des zweiten Halbbilds die Zeilen 320 bis 328 sowie 333 und 334 zum Einsatz. Pro Textseite stehen 25 Zeilen zu je 40 Zeichen zur Verfügung. Davon entfallen zwei Zeilen für die Kopf- und Fußzeile, womit nur 23 für Texte aller Art genutzt werden können. 96 Zeichen, darunter Buchstaben, Ziffern und Sonderzeichen wie Punkt und Beistrich, sowie 128 Grafikzeichen stehen dafür zur Verfügung. Und damit der Teletext auch schön bunt wird, schöpft er aus einer Palette von acht Farben, schwarz und weiß inklusive. Jeder Teletextseite ist eine dreistellige Zahl, beginnend mit 100, zugeordnet. Die höchstmögliche Seitennummer ist 899, womit maximal 800 direkt anwählbare Seiten angelegt werden können. Üblich sind zudem Unterseiten, etwa bei Börsenberichten oder auch bei Programmvor schauen. Auf diese Weise können insgesamt bis zu 1 500 Seiten erreicht werden.
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Teletext am TV
Die Teletextseiten wurden nicht gleichzeitig, sondern der Reihe nach in einer Dauerschleife übertragen. Um die Wartezeiten zu verringern, befanden sich darin die wichtigsten Seiten mehrmals, während selten aufgerufene Inhalte mit größeren Intervallen ausgestrahlt wurden. Da die ersten Teletext-tauglichen Fernseher noch über keine Seitenspeicher verfügten, musste man beim Wechsel auf eine neue Textseite mit einer Wartezeit von bis rund 30 Sekunden rechnen. Längst sind die TVs mit umfangreichen Teletext-Seitenspeichern für bis zu 2 000 Seiten ausgestattet. Sie machen den Teletext zu einem ultraschnellen Medium.
Teletext im digitalen Zeitalter
Der Teletext war von Beginn an ein digitales Medium. Beim Analog-TV wurden seine digitalen Inhalte im Huckepackverfahren gemeinsam mit dem analogen AV-Signal übertragen. Im digitalen DVB-Zeitalter wird er als eigenständiger Datenstrom verbreitet. Genauso, wie auch das Video und alle Audiospuren im Grunde eigenständige Datenströme sind, deren Zusammengehörigkeit sich nur durch ihre Adressierungen ergeben.
Teletext-Datenvolumen
Angesichts der Fülle der übertragenen Inhalte würde man dafür ein vergleichsweise hohes Datenvolumen erwarten. Dem ist aber nicht so. Am 9. Januar 2021 beanspruchte der gesamte auf ORF1 und 2 ausgestrahlte Teletext gerade einmal eine Speicherkapazität von 1 039 kB, und am 25. September 2021 der des BR Fernsehens 1 625 kB. Blicken wir etwas zurück, begegnen uns noch deutlich kleinere Teletext-Datensätze. So beanspruchte etwa jener des Ersten am 28. September 2015 gerade einmal 561 kB und der von Servus TV vom 25. April 2010 650 kB.
Historische Teletextseiten
Im vergangenen Dezember präsentierte Das Erste eine Reihe originale, historische Teletextseiten aus den 1980ern und 1990ern, die mittels moderner Technologie sozusagen geborgen werden konnten. Denn das gesamte Textangebot der TV-Sender wurde, mehr oder weniger perfekt, auf Videokassetten mit aufgezeichnet. Vorgesehen war das nicht und war eher dem Zufall geschuldet. Zumindest früher war es, auch unseren eigenen Erfahrungen nach, nicht möglich, Teletextseiten während der Wiedergabe einer Videoaufzeichnung am TV sichtbar zu machen. Das gelingt uns auch heute mit Röhrenfernsehern von damals nicht. Wie wir jedoch feststellen konnten, kann man mit modernen HD- oder UHD-TVs bedeutend bessere Karten in der Hand haben. Um Teletextseiten auf den Schirm zu bekommen, müssen jedoch mehrere Rahmenbedingungen erfüllt sein. Vor allem musste die Sendung über den eingebauten Analogtuner des Videorekorders aufgezeichnet worden sein. Womit als Empfangswege nur das analoge Antennen- und Kabelfernsehen infrage kommen. Zumindest bei den uns bekannten Mitschnitten, wurden keine Textinfos mit aufgezeichnet, wenn der Sat-Receiver via Scart mit dem Rekorder verbunden war. Weiter waren S-VHS-Rekorder eher in der Lage, Teletext mit aufzuzeichnen als ihre VHS-Kollegen. Außerdem spielt die verwendete Geschwindigkeit eine entscheidende Rolle. Zumindest hochwertige VHS- Rekorder boten zwei Geschwindigkeiten. Im Longplay-Modus war es so möglich, bei etwas verringerter Bildqualität auf eine E240-Vierstundenkassette, acht Stunden aufzuzeichnen. Auf in Longplay aufgenommenen VHS-Bändern hat man laut unseren Erfahrungen kaum eine Chance, Teletextinhalte decodiert zu bekommen. Nach 30 Minuten Laufzeit ist es uns lediglich gelungen, Fragmente der Kopfzeile angezeigt zu bekommen. Bei S-VHS-Mitschnitten in Standardgeschwindigkeit dauerte indes nur wenige Minuten, bis die Textseiten von einst verfügbar waren. Auf dem uns vorliegenden Band von 1987 reichte es dennoch großteils nur für Textmatsch, in dem nur einzelne Wörter korrekt dargestellt wurden. Die alten Tapes von damals bergen auch manche Überraschung. So ist auf ihnen etwa erhalten geblieben, dass Ende der 1980er-Jahre sogar das DDR-Fernsehen schon erste Teletext-Tests ausgestrahlt hatte. Dem entsprechend konnte der letzte in der DDR entwickelte Fernseher, der RFT Color 40, mit einem Teletext-Modul nachgerüstet werden.
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Die Rettung verlorener Teletextseiten
In einem Special präsentierte Das Erste vom 1. bis 31. Dezember historische Teletextseiten, die im Zeitraum von 1987 bis 1999 in Weimar gemeinsam mit TV-Aufnahmen auf VHS-Bändern aufgenommen wurden. Da der Teletext auf Videokassetten nur bruchstückhaft mit aufgezeichnet wurde, ist seine „Bergung“ ein zeitaufwendiges Unterfangen. Zum einen, weil die Qualität der Textinfos stark von der Empfangsqualität des analogen TV-Signals abhängig war, zum anderen, weil die inzwischen Jahrzehnte alten Aufnahmen auf Magnetbändern einem stetig, langsam fortschreitenden Selbstlöschungseffekt unterworfen sind. Er trägt dazu bei, dass etwa die Bildqualität alter TV-Mitschnitte immer schlechter wird. Die alten Aufnahmen müssen per Modulatorausgang, also auf einem UHF-Kanal, einer alten analogen TV-Karte, die das Teletext-Signal auszulesen in der Lage ist, zugespielt werden. Nur über diesen Weg gelangen auch die Teletext-Daten auf den Rechner, wo sie in eine spezielle Linux-Software, wie „vhsteletext“ des britischen Programmierers Alistair Buxton, übertragen werden. Da die Seiten auf den VHS-Bändern nur bruchstückhaft vorhanden sind, müssen diese mehrmals eingelesen werden. Auf diese Weise gelingt es, aus den Fragmenten wieder ganze Seiten zu rekonstruieren. Das gelingt allerdings nur bei Seiten ohne blinkende Banner oder sich laufend ändernden Inhalten im 30-Sekunden-Rhythmus. Bis auf diese Weise ganze Seiten gewonnen werden können, braucht es mitunter die Länge eines ganzen aufgezeichneten Spielfilms.
Teletext digital archivieren
Die VHS-Videokassette wurde längst durch digitale Speichermedien, wie USB- Sticks oder externe Festplatten, abgelöst. Meist lassen sie sich an unsere digitalen Sat-, Kabel- und DVB-T2-Boxen anschlie ßen, die so zu Festplattenreceivern werden. Geräte mit fest eingebauter Festplatte sind heute nur noch selten anzutreffen. Ihnen gemeinsam ist, dass sie alle zu einem Programm gehörenden Daten aufzeichnen, also auch alle zur Sendung ausgestrahlten Audiospuren, die EPG-Inhaltsangabe und den Teletext. Sieht man sich eine Aufnahme aus der Konserve an, kann so auch vollumfänglich im damals ausgestrahlten Teletext surfen. Leider haben laut unseren Erfahrungen sehr alte Festplattenreceiver aus der Zeit bis um die Jahrtausendwende nur Audio und Video gespeichert. Wegen der damals noch extrem kleinen verbauten Festplatten hatte man damals wohl alles Verzichtbare ausgefiltert. Kein Wunder, fanden doch auf eine 15-GB-Platte damals nur an die 15 Stunden TV. In SD versteht sich.
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Klassischer Teletext zeigt mehr
Teletext gibt es längst mit ansprechenderer Grafik auch via HbbTV. Wer nun meint, über diesen neuen, moderneren Weg Zugang zu allen, auch über den altmodischen Teletext verbreiteten Inhalten zu haben, der irrt. Ein gutes Beispiel dafür lieferte im Dezember 2021 die ARD mit ihren Teletext-Retroseiten ab Seite 801. Anstatt den Seiten mit den historischen Texttafeln wurde im ARD-Text via HbbTV nur „Seite nicht gefunden“ angezeigt. Ergänzend wurde man informiert, dass man entweder eine Seite aufgerufen hat, die es gar nicht gibt oder diese aus technischen oder rechtlichen Gründen nicht ausgespielt werden kann. Ein Einzelfall? Nein. Denn in der Seite 889 des ORF-Teletexts haben wir ein weiteres Beispiel gefunden. Sie informiert unter anderem darüber, wie viele Textseiten gerade aktiv sind. Versucht man diese Seite über den ORF-HbbTV-Teletext oder die Teletext-Website zu starten, erhält man nur eine Fehlermeldung.
THOMAS RIEGLER
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