Als ich das Museum der Prophezeiungen betrete, legt die Betreiberin ihre Strick - nadeln nieder und sieht mich von ihrem Sessel aus fragend an. Offenbar be - kommt sie nicht jeden Tag Besuch. Der Ausstellungsraum ist sanft beleuchtet und behaglich. Neben dem Eingang stehen Tische zum Lesen von Tarotkarten, Teeblättern, Runen und Handflächen. An den hinteren Wänden stellen Friese alte isländische Sagen dar, und hoch oben auf einer Vitrine sitzt ein ausgestopfter Rabe, der mich unverhohlen anstarrt. In einer Ecke steht eine majestätisch wirkende Puppe in einem Gewand neben einer leeren Schatztruhe. „Möchten Sie unsere Geschichte hören?“, fragt mich Dagný Marín Sigmarsdóttir im Singsang-Englisch. Sie kennt meine Antwort längst.
Island steckt voller Erzählungen. Geschichte, Folklore und Legenden gibt es in diesem Land wie Schnee im Winter. Eine besondere Bedeutung haben sie am Übergang zur Arktis, in ...