... betroffen. Viele Kollegen hat das in prekäre Lebenssituationen gebracht und irgendwie verlässt mich das Gefühl nicht, dassdie schwierige Lage in der die Kultur – unter anderem durch die Pandemie – steckt, nicht so wirklich ernst genommen wird. Das sollte sich so schnell wie möglich ändern. Wenn wir die Kultur und ihre scharfe Zunge, den Spiegel den sie uns vorhält oder auch die Leichtigkeit und Unterhaltung verlieren, wird uns als Gesellschaft, um mit Asterix zu sprechen, der Himmel irgendwann auf den Kopf fallen.
Wie geht man am Set damit um, in einer Zeit voller Masken und Abstandsregeln zu drehen und gleichzeitig zu versuchen, dies nicht zu thematisieren?
Es ist nicht möglich diesen Zustand nicht zu thematisieren. Wie geht man damit um? Mit viel Geduld … bestmöglich. Das gelingt manchmal besser und manchmal schlechter.
Sie sind gerade in Thailand – Was wird hier gedreht und wann bekommen die Zuseher das Urlaubsflair auf ihre Bildschirme?
Die sechsteilige Miniserie „Was zählt“, die von Gaumont Deutschland im Auftrag des ZDF produziert wird. Eine Gruppe guter Freunde macht 2004 Weihnachtsurlaub in Thailand als der Tsunami große Teile des Landes verwüstet und Trauer, Chaos und große Armut hinterlässt. In dieser verzweifelten Situation entsteht eine Art Schuldgemeinschaft der Überlebenden. Diese Schuld lässt keinen der handelnden Personen je wieder los und wir erleben mit ihnen wie sie versuchen ihr Leben zu meistern. Urlaubsflair kann ich also nicht versprechen, aber was ich versprechen kann ist eine sehr intensive und spannende Reise der Menschen, die nicht per se schlecht sind aber einen Fehler gemacht haben, der nicht wieder gut zu machen ist.
Wie war es für Sie nach längerer (Fern-)Reisepause wieder am anderen Ende der Welt zu arbeiten?
Ich bin für das Erlebte unendlich dankbar. Thailand ist ein wundervolles Land bestehend aus vielen Gegensätzen. Ich bin noch dabei die ganzen Eindrücke zu verarbeiten, aber so viel kann ich sagen, es wird nicht das letzte Mal gewesen sein. Ich werde bestimmt wiederkommen. Das Fantastische am Reisen ist ja, Abstand zum eigenen Sein zu bekommen. Sich selbst und seinen Alltag, quasi aus der Ferne zu betrachten. Das macht den Kopf und das Herz wieder freier und gibt einem die Chance einiges an Angestautem zu relativieren. Danke Thailand, ich sehe wieder klarer.
Wie ist die Situation vor Ort? Kann man als Tourist Ihrer Meinung nach derzeit wieder entspannt in Thailand urlauben?
Die Thailänder haben sehr restriktive Einreisebestimmungen und eine sehr niedrige Inzidenz. Wenn man verantwortungs-und respekt-voll mit der Pandemie und den Bestimmungen im Land umgeht, spricht denke ich nichts dagegen. Im Gegenteil die Menschen hier leben ja hauptsächlich vom Tourismus, der in den letzten zwei Jahren fast komplett weggebrochen ist. Das stellt das nicht gerade reiche Land und die Menschen vor sehr große Herausforderungen.
Können Sie etwas von der Destination selbst genießen, wenn Sie zum Drehen unterwegs sind, wie jetzt in Thailand?
Ich hatte in diesem Fall sehr großes Glück. Von den Corona bedingten drei Wochen, die ich hier verbringen durfte, war ich nur wenige Tage am Set. Ich habe so etwas noch nie erlebt und hatte anfangs ein sehr schlechtes Gewissen. Ich habe dann aber beschlossen dieses Geschenk, das mir das Leben macht, nicht mit Füßen zu treten und begonnen es zu genießen.
Wo war bis jetzt der schönste Ort, an dem Sie gedreht haben?
Ich habe an vielen schönen Orten arbeiten dürfen. Aber so kurz nach der Rückkehr aus Thailand sind die Eindrücke und das Erlebte noch so präsent, dass es mir nicht schwerfällt, mich zu entscheiden.
Wo würden Sie gerne noch drehen?
Ich bin in meinem Leben immer sehr gut damit gefahren, Erwartungen nicht zu viel Platz einzuräumen und lasse mich sehr gerne überraschen. Schönheit findet man überall.
Reisen Sie privat gerne?
Ich liebe es zu reisen, komme aber in meinem Privatleben viel zu wenig dazu. Unter anderem diese Zeit in Thailand hat mir wieder gezeigt, wie wichtig es ist sich aus dem Alltag rauszunehmen und sich Zeit zum Sein zu verschaffen. Ich hoffe ich schaffe es stringenter auf solche Zeiten hinzuarbeiten.
Welches ist Ihre liebste Urlaubsdestination?
Das Land, das ich am häufigsten besucht habe, ist Griechenland. Aber wie gesagt, Schönheit findet sich überall und es gibt so vieles zu entdecken und erleben in dieser Welt. Ich bin nicht der Typ für eine Urlaubsdestination, die man immer wieder besucht und die sich dann fast schon wie ein zweites Zuhause anfühlt.
Worauf legen Sie besonders großen Wert im Urlaub und in der Unterkunft?
Sauberkeit ist für mich schon ein wichtiger Aspekt. Und Freundlichkeit.
Luxusurlaub oder Selbstversorger?
Ich bin bei den Pfadfindern gewesen und habe viele Nächte im Zelt geschlafen und im Wald Tierspuren verfolgt. Feuer machen und sich mit einfachen Mitteln versorgen, finde ich sehr reizvoll. Ein schönes Verwöhnpaket hat aber auch seine Vorteile. Genau wie ich viele verschiedene Musikrichtungen mag und mich nicht für ein Lieblingsessen entscheiden kann, halte ich es auch mit dem Urlaub.
Wohin geht Ihre nächste Reise?
Wenn ich das schon wüsste – ich arbeite daran.
ZUR PERSON
Ursula Strauss www.ursulastrauss.atstudierte Schauspiel am Wiener Volkstheater. Bereits während ihrer Ausbildung wird sie an mehreren Theatern in Deutschland und Österreich verpflichtet. Ihren Durchbruch, mit dem sie Berühmtheit im deutschsprachigen Raum erlangte und internationale Aufmerksamkeit erregte, gelang ihr mit den Kinofilmen „Böse Zellen” von Barbara Albert und dem für den Oscar nominierten „Revanche” von Götz Spielmann. Sie verfeinerte genreübergreifend und nachhaltig ihr Spiel, das vielfach ausgezeichnet und gewürdigt wurde, unter anderem fünf Mal mit der Romy als beste Schauspielerin, drei Mal mit dem Preis der Diagonale, dem Österreichischen Filmpreis, nominiert für den Deutschen Schauspielerpreis, als beliebteste Schauspielerin des Golden Rooster Festivals in China und mit dem Fipa d'Or of the Festival International de Programmes Audiovisuels ausgezeichnet. Zum Publikumsliebling wird Ursula Strauss durch ihre Hauptrolle in dem Fernseh-Hit „Schnell ermittelt”. Ihre genauen, souveränen Darstellungen machen sie zu einer gefragten Schauspielerin. Regisseure, die den gegenwärtigen Film prägen und mitgestalten wie Barbara Albert, David Schalko, Elisabeth Scharang, Götz Spielmann, Lars Becker, Lisa Bierwirth, Nikolaus Leytner, Nils Willbrandt, Stefan Krohmer und Wolfgang Murnberger engagieren sie immer wieder für ihre anspruchsvollen Film-und Fernsehproduktionen wie „Altes Geld”, „Aufschneider”, „Die Stille danach”, „Le Prince", „Meine fremde Freundin”, „Oktober, November”, „Pregau” und „Vielleicht in einem anderen Leben”. Die Schauspielerin weiß um das Menschliche, die Verletzbarkeit und das Zerbrechliche eines Wesens. Ursula Strauss Einfühlungsvermögen in menschliches Verhalten zeigt sich in den außergewöhnlichen Darstellungen ihrer Rollen. Ihre ganzheitliche und unvoreingenommene Herangehensweise, mit der sie die unterschiedlichsten menschlichen Charaktere im Film zum Leben erweckt, zeugt von einer überdurchschnittlichen Intuition für das Wesen der Figuren und macht sie zu einer der gefragtesten Schauspielerinnen im deutschsprachigen Raum. Ursula Strauss kuratiert sehr erfolgreich ihr eigenes Festival „Wachau in Echtzeit”. Sie war sieben Jahre die Präsidentin der Akademie des Österreichischen Films. Ursula Strauss arbeitet als Schauspielerin in Europa und lebt in Wien und wurde kürzlich zur besten Schauspielerin vom Verband der Deutschen Filmkritik für ihren Kinofilm „Le Prince gewählt”.
TV-Tipp: „Euer Ehren” -Miniserie -09. und 10. April 2022 im Ersten „Gechichten vom Franz” -Kinostart am 14. April 2022