Die in die Sichtung eingebundenen Gehölzsorten werden über einen Zeitraum von mindestens drei Jahren ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln geprüft. Dabei stellen die unterschiedlichen Standorte innerhalb Deutschlands sicher, dass die veröffentlichten Ergebnisse der Gehölzsichtung (www.gehoelzsichtung.de ) in nahezu allen Regionen des Landes Gültigkeit haben.
Ziel der Sichtung ist es, aus dem jeweils am Markt vorhandenen Sortenspektrum einer Gehölzart diejenigen zu ermitteln, die über einen besonderen Gartenwert für die Verwendung im öffentlichen und privaten Grün verfügen. Im Leitfaden für die Durchführung der „Bundesgehölzsichtung“ heißt es hierzu: „Die Sichtungsergebnisse sollen dazu beitragen, Sortimente für Produzenten und Verbraucher überschaubarer zu machen und die Verwendung hochwertiger Sorten zu fördern.“
Zum Rahmen
Die Gehölzsichtung wird als eine berufsständische Aufgabe angesehen, und so wird der BdB die Gehölzsichtung auch in Zukunft aktiv unterstützen. Es werden Mittel für die Beschaffung der in die Sichtung eingebundenen Sortimente sowie für die Koordinierung der Arbeit beim Bundessortenamt zur Verfügung gestellt. Diese sollen – so die Planung – in den kommenden Jahren weiter aufgestockt werden.
Ein neu erstelltes, geschütztes Logo, das zur Verwendung an ein aufgrund der Sichtungsergebnisse „ausgezeichnetes Gehölz“ vorgesehen und in das Erscheinungsbild des BdB eingebunden ist, soll helfen, die vermehrt zu leistende Öffentlichkeitsarbeit für die prämierten Sortimente zukünftig zu unterstützen. Mehr und detailliertere Informationen zu Sichtungsergebnissen sind sowohl nach außen – in Richtung Verbraucher – als auch nach innen – in Richtung Produzenten – notwendig. Dazu gehört unter anderem eine zeitnahe Veröffentlichung der Ergebnisse nach Beendigung einer Sichtung und die breite Streuung dieser Informationen in Richtung Verbraucher durch gartenaffine Medien, über betriebliche beziehungsweise überregionale Ausstellungen, Messen, Gartenschauen, und in Richtung Produzenten über die BdBFachgremien sowie die internen Veranstaltungen und Treffen des Verbands auf Landes- und Bundesebene. So soll unter anderem geprüft werden, ob es möglich ist, anlässlich der BdB-Wintertagung ein Neuheitenfenster fest zu etablieren, das in Wort, Bild und am Objekt über prämierte Sorten informiert.
Im Rahmen der „grundsätzlichen“ Aussprache zur Sichtungsarbeit wird seitens der in Dresden-Pillnitz anwesenden Gehölzexperten – darunter auch einige Baumschulunternehmer – zudem dafür plädiert, wo immer möglich, Gehölzeigenschaften, die aktuell in der Diskussion sind und über die reine Standorteignung hinausgehen – etwa die Bedeutung als Nahrungsbasis für Insekten – mit in die Prüfung und anschließende Beschreibung prämierter Gehölze einzubeziehen.
Die diesjährige, sehr engagierte Aussprache zeigt, dass es notwendig wird, die vorhandenen Eckdaten der Gehölzsichtung zu überprüfen und notwendige Anpassungen an die aktuellen Anforderungen des Gehölzmarkts vorzunehmen. Intern beginnend mit einer deutlicheren Zuordnung der Aktivitäten zu den BdB-Fachgremien sowie einer umfassenden Information der Produzenten und extern endend mit einer intensiveren Nutzung der Sichtungsergebnisse überall dort, wo es gilt, Verwendern ein zeitgemäßes Gehölzsortiment für das öffentliche und private Grün zu präsentieren.
Hier sind die Informationen unterwww.gehoelzsichtung.de ein seit Jahren bewährtes Instrument, um sich zu informieren. Diese Homepage wird bereits von den ausbildenden Institutionen wie Fach- und Berufsschulen sowie Hochschulen konsequent und intensiv genutzt.
Diskussionen am Objekt – vorhandenes Wissen und Beobachtungen werden diskutiert.
Die Sichtung von Wisteria-Sorten läuft in diesem Jahr aus.
Harald Buner (3.v.r.) ist verantwortlich für die Sichtungsarbeit am Standort Dresden-Pillnitz.
Fotos: Schwarz
Auch hier Diskussionen am Objekt und Austausch unter- und miteinander
Sichtungen – hier von Hecken-Buxus –, die in Eigenregie durchgeführt werden.
Vom Rahmen zum Inhalt
Den Schwerpunkt der jährlichen Zusammenkunft des Expertengremiums bildet die Aussprache zu den aktuell laufenden Sichtungen. In diesem Jahr standen die Sortimente vonHamamelis ,Prunus laurocerasus ,Photinia ,Wisteria ,Hydrangea und Zwergformen vonSyringa im Mittelpunkt. Intensiver diskutiert werden insbesondere die Beobachtungen und Bonitierungsergebnisse, die als „abweichend von der Norm“ eingeordnet werden. Hier sucht man nach den Ursachen, um in der abschließenden Beschreibung der gesichteten Sortimente auf Besonderheiten hinweisen zu können. Von den Standorten, die an dem Projekt „Klimabäume“ beteiligt sind, wurde zudem von den dortigen Sichtungsergebnissen berichtet.
Nahezu bundesweit einheitlich waren in diesem Jahr die Auswirkungen der Witterung auf die in Sichtung befindlichen Sortimente. An keinem der Prüfstandorte konnte die durchschnittliche Niederschlagsmenge – teilweise weniger als die Hälfte – erreicht werden, die Anzahl der Sommer- und Tropentage ist gestiegen und alles dies nicht ohne deutliche Auswirkungen auf die Gehölzentwicklung. Dennoch sind in Teilen, insbesondere in der Wuchsleistung, große Standortunterschiede zu erkennen. Es wird Aufgabe der Mitglieder des Gremiums und der Koordinierungsstelle – des Bundessortenamts – sein, die von den Standorten vorgelegten Bonitierungsergebnisse richtig zu interpretieren und das gesichtete Sortenspektrum entsprechend zu bewerten und zu beschreiben.
Die in den Sichtungsgärten ermittelten Daten fußen auf einem vorgegebenen, der Pflanzenart oder -gattung entsprechenden und detaillierten Bonitierungsschema, das für jede der Prüfungen durch das Bundessortenamt gesondert erstellt wird. Die Kriterien werden vorab umfassend diskutiert und bei Bedarf während der Sichtung ergänzt oder angepasst. Dies gilt auch für die Festlegung der Sichtungsziele; so ist die laufendePrunus Sichtung darauf ausgelegt, die Heckeneignung der aufgepflanzten Sorten zu beurteilen.
Um die Schwerpunkte der Sichtungsarbeit darzustellen, nachfolgend beispielhaft die Merkmale, die es bei der laufendenSyringa -Sichtung (Zwergformen) zu bewerten gilt:
Holger Hachmann, Marius Tegethoff und Dr. Burkhard Spellerberg.
Engagierte Fachkompetenz im Arbeitskreis „Gehölzsichtung“.
Erste Begutachtung von Syringa-Zwergformen.
● die Wuchsform,
● die Blütenbildung,
● den Duft,
● die Pflanzengesundheit und
● die Remontiereigenschaft.
Für diese Merkmale sind neun Ausprägungsstufen vorgegeben, die es für die Bewertung einer Sorte zu nutzen gilt. Zudem erfolgt eine Einstufung des dekorativen Gesamteindrucks der Sorten und eine Auflistung beschreibender Merkmale, wie zum Beispiel des Insektenflugs.
Die im Verlauf des Jahres mehrfach durchzuführende Bonitierung der in den Sichtungsgärten aufgepflanzten Sortimente ist bisher noch nicht so strukturiert, dass eine elektronische Erfassung und Auswertung der Bonitierungsergebnisse durchgeführt werden kann. Aktuell wird an diesbezüglichen Lösungen gearbeitet, die insbesondere zur zeitlichen Entlastung der eingebundenen Gehölzspezialisten beitragen sollen.
Fortsetzung außer Zweifel
Auch die Aussagen des in DresdenPillnitz anwesenden BdB-Hauptgeschäftsführers Markus Guhl haben den Wunsch der Mitglieder des Arbeitskreises Gehölzsichtung bekräftigt: Die BdB-Gehölzsichtung wird fortgesetzt und soll im Hinblick auf die Darstellung der Sichtungsergebnisse in der Öffentlichkeit deutlich intensiviert werden.
Dies bedeutet, dass gute Chancen bestehen, die Kenntnisse hinsichtlich der Praxisnutzung der Arbeitsergebnisse des Gremiums „Gehölzsichtung“ zu verbessern. Dadurch können Erkenntnisse und das Wissen der beteiligten Sichtungsgärten mit ihren Gehölzexperten und der Koordinierungsstelle unter anderem durch eine Überarbeitung der Kultur- und Pflanzpläne in den Baumschulunternehmen in einem ersten Schritt besser genutzt werden.
Der Arbeitskreis „Gehölzsichtung“ ruft Produzenten und Verwender von Gehölzen dazu auf, sich zukünftig intensiver mit den Ergebnissen der Sichtungsarbeit zu beschäftigen und sich bei der Gehölzauswahl auch daran zu orientieren.