... of Zoology in London. Nichts zeigt die wechselseitige Abhängigkeit von Mensch und Tier deutlicher und auch die Dringlichkeit, etwas zu unternehmen: Nur sauberes Wasser sichert beiden das Überleben.
Seepferdchen und der Aberglaube
Das Neuseeland-Topfbauchseepferdchen gegen Impotenz, Tigerknochen gegen Rheuma, Rhinozeroshorn gegen Krebs: Aberglaube und missinterpretierte chinesische Medizin rotten wie ein Flächenbrand hunderte Tierarten aus – sinnloserweise: Nahezu alle Zutaten für diese Medikamente lassen sich künstlich herstellen.
Schnabelbrustschildkröte: Nummer als Schutz
Sie haben 200 Millionen Jahre Evolution hinter sich, jetzt drohen ihnen Buschfeuer, eingeschleppte Raubtiere und Wilderer den Garaus zu machen. Zumindest gegen Letztgenannte hat man ein Gegenmittel: In die Panzer geschnitzte Zeichen und Zahlen machen die in Madagaskar heimischen Tiere als Souvenir uninteressant.
Lemur-Laubfrosch: Alles hängt zusammen
Die sich ständig ausbreitende Zivilisation braucht aufgrund ihrer notwendigen Infrastruktur die Natur auf, zerstört sie oft unwiederbringlich. Die reduzierte Artenvielfalt hält uns mitleidlos den Spiegel vor: Selbst wenn nur ein kleines Amphibium wie der Lemur-Laubfrosch ausstirbt, ist am Ende doch der ganze Kreislauf massiv gestört.
Beispiel Philippinenadler: Wenn Gesetze schützen
1995 erhielt der allein auf den Philippinen heimische Vogel – unser Cover- Modell – als Wappentier Schutzstatus: Der Bestand erholte sich und beträgt nun knapp 300 Brutpaare. Zuvor war das Tier in einer evolutionären Sackgasse gelandet: Als einziger Raubvogel der Inseln war er schlicht zu groß geworden. Als der Wald abgeholzt wurde, verschwanden die Beutetiere – und mit ihnen der Adler.
BESTANDSAUFNAHME DES AUSSTERBENS
Fünf Aussterbe-Wellen hat die Erde bereits erlebt. Neue Zahlen zeigen: Wir arbeiten an Nummer sechs. Noch aber gibt es Hoffnung.
Infografik: Valerio Pellegrini
NEUE ARTEN ENTSTEHEN, ALTE ARTEN STERBEN AUS: DAS IST DER LAUF DER DINGE SEIT DER ENTSTEHUNG DES LEBENS.
Doch wie an der Börse kommt es bisweilen zum Crash – und innerhalb von wenigen tausend bis ein paar hunderttausend Jahren gehen ganze Familien und Gruppen verloren. So wie die Dinosaurier, die vor etwa 66 Millionen Jahren vom Erdboden verschwanden, als ein Meteoriteneinschlag in Kombination mit gewaltigen Vulkanausbrüchen drei Viertel aller Tier- und Pflanzenarten auslöschte. Es war das letzte der bisher fünf großen Massenaussterben in der Erdgeschichte.
Doch die Anzeichen verdichten sich, dass wir uns gerade mitten im sechsten großen Sterben befinden: Laut dem aktuellen WWF-Report sind die Tierpopulationen seit 1970 um 60 Prozent zurückgegangen. Die Rote Liste der gefährdeten Arten wächst unaufhaltsam. Mittlerweile ist etwa ein Viertel aller Säugetiere und fast die Hälfte der Amphibien vom Aussterben bedroht. Die Gründe: Lebensraumverlust, Umweltverschmutzung, Überjagung – kurz: der Mensch.
Damit sind wir die einzige Spezies der Erdgeschichte, die sogar Supervulkanen und Meteoriten Konkurrenz macht, was ihren Einfluss auf den Planeten anbelangt. Doch wir sind auch die einzige Spezies, die noch etwas gegen das große Artensterben tun kann. Das zeigt sich an einzelnen Erfolgsmomenten: In den letzten zehn Jahren ist etwa die Zahl der Pandabären in China wieder gestiegen. Und auch der Europäische Biber, der einst fast ausgerottet war, ist dank groß angelegten Auswilderungen wieder in fast ganz Europa heimisch. Noch bleibt also Zeit, viele Arten zu retten. Doch sie wird immer knapper.
Das Buch zum Thema. Tim Flach: „In Gefahr – Bedrohte Tiere im Porträt“
Vor- und Nachwort vonJonathan Baillie , Texte vonSam Wells ; erschienen im Verlag Knesebeck; € 68, – (D) / € 70, – (A), ISBN 978-3-95728-092-3
Pangolin: Was gut schmeckt, hat’s schwer
Sein Fleisch ist schmackhaft, seine Schuppen – so der Aberglaube – halten Feinde und Krankheiten ab: Das Weißbauchschuppentier oder Pangolin hat mit dem Menschen zwar nur einen Feind, aber einen mächtigen. Dass Ameisen und Termiten ohne diese Tiere in der afrikanischen Steppe eine Plage wären, nützt ihnen leider kaum.
Schwarzweißer Vari: Die Natur ist fragil
Wie fragil, zeigt die Situation dieses Lemuren, der auf Madagaskar lebt. Als einer von wenigen Primaten baut er sein Nest auf Bäumen, wo seine Nahrung wächst, vor allem Früchte und deren Nektar. Illegaler Holzabbau reduziert zuerst die Anzahl der Varis und in der Folge die Fähigkeit der Regenwälder, das Klima positiv zu beeinflussen.
Goldstumpfnase: Glück im Unglück
Als Primaten sind diese in Zentralchina heimischen Tiere ebenfalls unsere Verwandten. Auch die Goldstumpfnasen litten unter dem Verlust ihres waldreichen Lebensraums, bis sie Glück hatten: In derselben Gegend ist auch der Panda heimisch – und die Schutzmaßnahmen der chinesischen Behörden für ihn brachten gleichsam Kollateralnutzen.
Kleiner Soldatenara: Indikator für Zerstörung
Für illegale Tierhändler ist der farbenprächtige Papagei ein Geschäft. In seiner Heimat – etwa am Amazonas und in Mexiko – ist sein Verschwinden ein Hinweis auf die Gefährdung wichtiger Ökosysteme: Rodungen für Plantagen, Staudammprojekte und die Erzgewinnung dezimieren Urwälder und gefährden die grüne Lunge des Planeten.
Panda: Das Gesicht, das aufrüttelte
Putzig und fotogen: Der Riesenpanda ist seit 1961 die Identifikationsfigur für Umweltschutz. Der WWF erkor damals ihn als Wappentier. In seiner Heimat China wird mit Entschlossenheit nicht nur für sein Überleben gekämpft: Der Bambusbär ermahnt das Land quasi daran, der Umweltzerstörung engagiert und an vorderster Front zu begegnen.
Foto: Tim Flach/Knesebeck Verlag
FotoS: Tim Flach/Knesebeck Verlag
Foto: Tim Flach/Knesebeck Verlag
Quellen: IUCN Red List, Version 2018-1; WWF: „Living Planet Report 2018: Aiming Higher“; Ashraf Elewa (Hrsg.): „Mass Extinction“, Springer, Berlin, Heidelberg 2008
Fotos: Tim Flach/Knesebeck Verlag
Fotos: Tim Flach/Knesebeck Verlag
Foto: Tim Flach/Knesebeck Verlag