... Bereiche Video-Editing, 3D und VFX. Der Hersteller verfügt mit zahlreichen Referenzinstallationen bis in den Industriebereich über einen guten Stand am Markt. Unser Testgerät ist das Tower-Modell Audio C1 ultra, das unter dem BegriffEinsteiger-Workstation fungiert. Es wird mit vorinstalliertem, auf das Einsatzgebiet optimiertem Betriebssytem (Win 10 Pro, 64 Bit) ausgeliefert. Grundsätzlich kann man sich bei der Bestellung dabei zwischen unterschiedlichen Prozessorvarianten entscheiden (basic, advanced, ultra) und wunschgemäß mit RAM bestücken lassen.
Innenleben
Die Tower-Hardware ist funktional und hochwertig. Laut eigenen Angaben betreibt XI-Machines bei der Auswahl, Konfiguration und abschließenden Tests einen hohen Aufwand. Der große Tower mit zwei USB-Topanschlüssen wird mit Tastatur und Maus geliefert und beherbergt ein hochwertiges Asus-Motherboard, das auf Intels Chipsatz Z370 setzt. Es arbeitet mit einer Core-i7-8700K-CPU, die sechs Rechenkerne nebst Hyperthreading und eine Taktung von 3,7 GHz bietet. Die DDR4- RAM-Bestückung liegt bei 16 GB und kann bis auf 64 GB ausgebaut werden. Angetrieben wird das System von einem hochwertigen 450-Watt-Netzteil. Statt dedizierter Grafikkarte setzt der Audio C1 auf die Onboard-Grafiklösung Intel UHD Graphics 630 mit Display-Port 1.2, HDMI und DVI-Anschlüssen. Per Display-Port lassen sich dabei auch 4K-Bildschirme mit 60 Hz betreiben. Für die essenzielle Kühlung kommen ein beachtlicher CPU-Kühlkörper sowie vier Lüfter zum Einsatz. In unserem Fall war zudem das optionale Silent-Kit verbaut. Tatsächlich ist das Betriebsgeräusch des Rechners sehr leise, wenn auch nicht völlig unhörbar. Beim Massenspeicher setzt XI-Machines auf eine rasante M.2-Festplatte (256 GB) für das Betriebssystem, das in der Tat herrlich schnell startet. Für Audiodaten wurde eine aufpreispflichtige Ein-GB-SSD-Festplatte (S-ATA) ergänzt, während man auf ein optisches Laufwerk verzichtet hat. Ansonsten gibt es reichlich Platz für Erweiterungen: 3 x PCie x16, 4 x PCIe x1, 2 x M.2, 6 x SATA, 4 x USB 3.1, 2 x USB 2.0 und GBit-LAN. Th underbolt 3 ist bei Bedarf als günstige Tochterplatine nachrüstbar. Für Massenspeicher bietet das Gehäuse Platz für 3 x 5,25”-, 4 x 3,5”- und 1 x 2,5”-Laufwerke.
>> Der Audio C1 ultra liefert tatsächlich die gewünschte hohe Rechenleistung sowie sämtliche andere Eigenschaften, die man sich von einen Studiorechner erhofft. <<
Praxis
Abseits der hervorragend geringen Geräuschentwicklung interessiert uns vor allem Performance des Rechners. Dabei ermittelten wir zunächst die allgemeine Rechenleistung mit Cinebench 15.03. Für die CPU ergab sich hier ein Wert von 1402 cb, während die Grafikleistung mit 65,10 fps eher moderat ausfällt. Das System verfügt eben (bewusst) über keine dedizierte Grafikkarte, die sich natürlich jederzeit nachrüsten lässt. Im Test mit hundert Prozent Last lief die angemessen gekühlte CPU ohne Th rottling bei voller Taktrate. Die Messung der DPC und ISR Werte ergab Werte zwischen 50 und 100 μs, die wir als gut bewerten und die auch im Einsatz mit geringen Puffergrößen von Audio-Interfaces unkritisch sind.
Interessanter ist natürlich der Praxisbetrieb des Systems mit Audio-Software. Für diesen Zweck kam ein Focusrite Clarett 4 Asio-Audio-Interface über USB 2.0 zum Einsatz. Unter Cubase 9.5.03 nutzte ich den mitgelieferten Demosong mit 44,1 kHz bei minimalem Asio-Puffer von 16 Samples (in/out: je 2,04 ms). Die diversen Audio spuren, Instrument- und Audioinstanzen ließen sich dabei völlig knackfrei reproduzieren und jederzeit um etliche Instanzen des Steinberg-Faltungshalls Reverence ergänzen. Im zweiten Test betrieb ich Ableton Live 10.0.4 mit einer Abtastfrequenz von 192 kHz. Bei einer Asio-Puffergröße von 64 Samples (3,26 ms Gesamtlatenz) lief der Rechner auch hier anstandslos und knackfrei bis zu einer Live-Lastanzeige von 80 Prozent – sogar über Stunden. Das System blieb dabei für Eingaben flüssig ansprechbar. Schließlich ermittelte ich unter Live exemplarisch die mögliche Ausbeute an Plug-ins: Bei 44,1 kHz und 64 Samples Asio-Puffer konnte ich ungefähr 200 Live-Reverbs im HQ-Modus öffnen, ehe es bei einer Live-Lastanzeige von 70 Prozent zu knacken begann. Dazu ein Hinweis: Entsprechende Knackgeräusche sind keinesfalls klar dem Rechner zuzuordnen, sondern können auch durch die Software und die Asio-Treiber verursacht werden. Bei einem anderen Audio-Interface kann sich der Wert und damit die Anzahl möglicher nutzbarer Plug-in also durchaus ändern. Zusammenfassend liefert der Testrechner tatsächlich die erwünschte hohe Rechenleistung sowie alle anderen Eigenschaften, die man sich von einen Studiorechner erhofft. Dank der zahlreichen Schnittstellen ist das System zudem umfassend erweiterbar, etwa durch Audio-Interfaces oder DSP-Prozessorkarten, und dürfte so auch noch nach Jahren nutzbar sein.
KEYS AUTOR: DPC-WERTE
Leon Herbers, Produktmanager Audio bei XI-Machines, zum Thema DPC-Latenzwerte: „Das Internet steckt voller Fehlinformationen. Der Wahn nach DPC-Werten unterhalb von 50 μs ist tatsächlich eher unbegründet. Diese Werte spielen erst eine Rolle, wenn ein System seine Leistungsgrenzen erreicht. Mit großen Asio-Puffern, etwa bei beim Mischen, spielt ein Prozess, der mit 50 μs eingreift, ohnehin keine Rolle. Aber auch bei niedrigen Puffergrößen, etwa Latenzen von 2–4 ms, stellt die Fluktuation der DSP-Bearbeitung selbst eine größere Einschränkung dar. Allein, in der CPU-Spitzenwertanzeige des Windows Task Managers ist dies aufgrund einer gemittelten Darstellung nicht zu erkennen. Hingegen liegt man mit Asio-Lastanzeigen, die neben der Last der Echtzeitprozesse auch die Asio-Puffer miteinbeziehen, deutlich näher an der Wahrheit. Hier sieht man klar, dass die Last, die von Plug-ins auf die CPU ausgeht, einen deutlich höheren Einfluss hat als DPC-Aufrufe von anderen Prozessen, die unter 1 ms liegen. So gibt es letztlich keinen Unterschied in der Leistung. Ob 20 oder 800 μs – man kann bei niedrigeren Latenzen kein einziges Plug-in mehr laden.“
FAZIT
Wer eine performante, leise und erweiterbare Audio-Workstation auf Windows-Basis sucht, dürfte bei XI-Machines fündig werden. Hier investiert man in ein sinnvoll optimiertes, vorkonfiguriertes System und kann nach der Installation von Audio-MIDI-Interface und Produktions-Software direkt und sorgenfrei mit der Tonproduktion loslegen. Dass man hier etwas mehr Geld in die Hand nimmt als bei einer Bestellung von Einzelkomponenten im Internet, die man selbst zusammenbaut und abstimmen muss, liegt auf der Hand. Entsprechende Basteleien mag man mögen, bei XI-Machines entscheidet man sich hingegen für abgestimmte Arbeitswerkzeuge, die man sich natürlich leisten wollen und können muss – kompetenter Support inklusive. Dieser Aufpreis ist für das Herzstück des digitalen Studios meines Erachtens gut angelegt …
Das Gehäuse des Audio C1 Ultra bietet Platz für bis zu vier 3,5-Zoll-Festplatten..