... intuitives Essen von dem normalen Essen?
AWE Was wir für normal halten, ist nicht intuitiv. Viele essen z. B. zu festen Zeiten, nicht, wenn sie Hunger haben. Sie hören erst auf, wenn der Teller leer ist, nicht, wenn sie satt sind. Kinder können das noch.
Wir verlernen mit den Jahren dieses intuitive Essen?
AWE Ja. Wir verinnerlichen etwa Regeln, zum Beispiel: erst das Gemüse, dann der Nachtisch. Dadurch wird Essen oft an Belohnungen gekoppelt, so wie wir für gute Noten in der Schule Schokolade erhalten. Und dadurch lernen wir auch, dass wir einem Ideal entsprechen müssen. So verlieren wir immer mehr das Gefühl für unseren Körper.
Kann man dieses Gefuhl zuruckholen?
AWE Es ist wichtig, in sich hineinzuhören. Oft essen wir ja nicht aus Hunger, sondern aus ganz anderen Bedürfnissen, weil wir eine Pause brauchen oder mehr Schlaf.
Wie ist denn echter oder emotionaler Hunger im Alltag erkennbar?
AWE Echter, körperlicher Hunger ist geduldig. Er kündigt sich leise an und nimmt mit der Zeit zu. Zudem richtet sich körperlicher Hunger nicht auf bestimmte Lebensmittel. Emotionaler Hunger, also Hunger aus Langeweile, Frust, äußert sich durch ein plötzliches, drängendes Verlangen nach Essen und richtet sich auf ganz spezifische Lebensmittel.
Und dann?
AWE Versuchen Sie, auf die echten, körperlichen Hungersignale zu hören. Also dann essen, wenn die Konzentration nachlässt, eine leichte Benommenheit und ein flaues Gefühl in der Magengegend auftaucht.
Und wenn man nun aber sehr haufig Schokolade essen will?
AWE Es ist nur der Verzichtsgedanke, der Schokolade in Wahrheit interessant macht– die verbotene Frucht sozusagen. Spannend ist: Sobald ich sie mir erlaube, habe ich keinen Heißhunger mehr darauf.
Dr. Mareike Awe ist Arztin und Ernahrungsexpertin und hat intueat, ein Anti-Diat-Coaching, entwickelt (www.intueat.de).