INTERVIEW
Schule: Vor zehn Jahren war die Hoffnung groß, die Digitalisierung würde die Gesell- schaft demokratischer machen. Haben sich diese Hoffnungen erfüllt?
Marina Weisband: Sie waren auf jeden Fall naiv. Ich habe gedacht, das Internet macht uns automatisch demokratischer, offener, besser. Doch einige wenige Konzerne haben den Markt sehr schnell erobert. Der Austausch findet heute hauptsächlich auf Werbeplattformen statt, mit allen Nachteilen wie der Radikalisierung von Sprache und Nachrichten. Es vernetzen sich nicht nur demokratisch gesinnte Menschen, sondern auch Rechtsradikale. Wir haben es mit Problemen zu tun, die die Demokratie heute zusätzlich bedrohen, statt zu stärken.
Sie sagen, je mehr Digitalisierung desto mehr Demokratiebildung brauchen wir.
Das Internet ist selbst kein Demokratieverstärker, auch kein Antidemokratieverstärker. Es verstärkt einfach alles, was wir hineingeben, weil ...