Es ist die glorreichste Stadt, die ich je gesehen habe; sie erweist allen Fremden die höchsten Ehren und regiert sich selbst mit der höchsten Klugheit.“ So beschreibt der französische Botschafter Philippe de Commynes im Jahr 1495 die Lagunenstadt. Die Weltoffenheit, die der Diplomat lobt, ist ein wichtiger Bestandteil ihrer Erfolgsgeschichte: Die Venezianer sind Händler und Kauf leute, Gelassenheit im Umgang mit Fremden gehört zu ihrem Geschäft. Doch wie wurde aus einer Flüchtlingssiedlung auf Sandbänken eine kosmopolitische Metropole, Hauptstadt einer reichen Republik, die in ihrer Glanzzeit weite Teile des Mittelmeerraums beherrschte?
Salzwasser als Fundament eines mutigen Stadtstaats
Im Jahr 452 stürmen Attilas Hunnen Aquileia, eine strategisch und wirtschaftlich bedeutende Stadt der römischen Provinz Venetien und Istrien. Wer kann, rettet sich auf die Inseln in der nahen Lagune. Das Marschland ...