Und wenn es nach uns geht, darf der gern genau so aussehen wie der ID.Life. Zumal das millionenschwere Einzelstück nicht nur serienreif wirkt, sondern für ein Modellbau-Unikat auch schon erstaunlich gut fährt. Zwar nur knapp über 30 km/h – aber das ist eine reine Sicherheitsmaßnahme, er könnte schneller. Unter dem Blech steckt ansatzweise die zukünftige Serientechnik, quasi die Basisvariante des Modularen Elektrobaukastens, hier aber mit 234-PS-Frontantrieb.
Überraschung Nummer eins: Dass aus dem Lenkrad ein Steuerhorn wie im Flugzeug wurde, merkt man beim Fahren überhaupt nicht, der Life lässt sich damit problemlos steuern.
Überraschung Nummer zwei: Kein Kombiinstrument, kein Bildschirm in der Mitte, keine Lenkstockhebel, keine Spiegel – fehlt da nicht was? Nein! Das Head-up-Display ersetzt die Tachoanzeigen, Kameras die Spiegel, auf dem Lenkrad gibt’s ein paar Touch Tasten (unter anderem für den Blinker), und das Handy wird zum Infotainmentsystem, hält magnetisch an der Mittelkonsole. Es gibt eine eigene App, die erkennt, wenn der Motor gestartet wird, und dann in ein Fahrmenü umschaltet. Das alles wirkt durchdacht, funktioniert intuitiv.
„Ich wollte ein Auto bauen, das die Leute sympathisch finden!“
Jozef Kabaň, Chefdesigner
Aber: Fahren ist nicht alles. Per Knopfdruck in der App wird der ID.Life zum Kino, vor der Windschutzscheibe fährt eine Leinwand aus, die Vordersitze lassen sich flach legen, die Rückbank nach hinten lehnen. Lümmelnd und Film guckend lässt sich die Wartezeit an der Ladesäule überbrücken. Und vielleicht überzeugt das Autokino sogar die coolen Kids von der Tanke, vom tiefergelegten 3er-BMW auf den ID.Life umzusteigen. Zumal auch die PlayStation problemlos angeschlossen werden kann.
Nicht ganz so problemlos funktioniert übrigens das Dach. Wie die Fronthaube ist es aus Luftkammer-Folie (aus PET-Flaschen) mit Reißverschlüssen. Klingt simpel, ist beim Prototyp aber noch recht fummelig zu öffnen. Wenn das aber die einzige Baustelle für die kommenden Jahre bleibt, erteilen wir die Baugenehmigung sehr gern.
FAZIT
MICHAEL GEBHARDT
Klein, aber geräumig, mit ordentlicher Reichweite von 400 Kilometern, nachhaltigen Materialien, sympathischem Design und pfiffigen Ideen. Auch wenn es Letztere nicht alle in die Serie schaffen: Solche Autos brauchen wir!
URTEIL ★★★★★
★★★★ = sehr gut, ★★★ = gut, 111 = befriedigend, ★★ = ausreichend, ★ = mangelhaft