Zu fast jeder Jahreszeit sieht man Forellen ziemlich lustlos unter derWasseroberfläche umherziehen. Häufig handelt es sich umkapitale Fische . Diese Forellen beißen sowieso nicht, meinen viele Angler. Sie beißen doch, sagt Waldemar Merdian.
Forellen, die unter der Oberfläche umherziehen, gelten als unfangbar. Aber mit einer angepassten Taktik bekommt man sie dennoch an den Haken.
Die Oberflächenmontage von Waldemar fällt einfach aus: Pose, Glas, Dreifachwirbel und ein (unbeschwertes) zwei Meter langes Vorfach mit einem Teigpropeller als Köder.
Nicht wild drauf los angeln, sondern Ausschau halten nach den Fischen! Eine Pol-Brille ist dabei äußerst hilfreich.
D ie brauchst Du gar nicht anzuwerfen, die beißt sowieso nicht“. Diesen Satz bekommt man häufig zu hören, wenn eine Forelle knapp unter der Wasseroberfläche durch das Gewässer zieht. Nicht selten sind es kapitale Salmoniden, die sich so verhalten. Und viele Angler halten diese Fische für unfangbar, denn sie jagen nicht hungrig jedem Köder nach oder tauchen ab in die Tiefe, in der die Angler ihre Köder anbieten. Aber auch diese scheinbar lustlosen Forellen lassen sich zum Biss verleiten, wenn man sie gezielt und mit der richtigen Methode beangelt.
Zwei Dinge sind essenziell für eine erfolgreiche Vorgehensweise: Man braucht zum einen die richtige Montage und muss zum anderen hartnäckig sein. Beginnen wir mit der Montage. Wenn die Forellen flach stehen bzw. knapp unter der Wasseroberfläche scheinbar lustlos umherziehen, macht es keinen Sinn, im Mittelwasser oder gar in Grundnähe zu angeln. Die Fische werden nicht abtauchen, um den Köder aufzunehmen. Es ist also enorm wichtig, an oder ganz knapp unter der Wasseroberfläche zufischen. Bei einem Happen, der sich in greifbarer Nähe der Fische befindet und mit wenig Aufwand zu schnappen ist, werden auch träge Salmoniden schwach.
FLACH SCHLEPPEN
Um die Fische zum Biss zu reizen, angelt Waldemar aktiv und setzt eine Montage ein, die für das Schleppen an der Wasseroberfläche ausgelegt ist. Eine Feststellpose mit zwei oder drei Gramm Tragkraft wird auf der 0,20er-Hauptschnur fixiert. Dann folgt ein Glaskörper, der die Pose austariert. Man kann anstelle des Glaskörpers auch Blei verwenden. Allerdings setzt Waldemar lieber Glas ein, da dieses Material im Wasser nur etwa halb so viel wiegt wie Blei. Er kann so die Montage mit mehr Gewicht ausstatten und dadurch weiter werfen.
Unterhalb des Glaskörpers befindet sich ein Silikon-Stopper. Er schützt den Knoten, mit dem die Hauptschnur am Dreifachwirbel (mit oder ohne Karabinerwirbel) angebracht wird. Und jetzt kommt der entscheidende Bestandteil der Montage, das Vorfach. Es ist zwei Meter lang und hat einen Durchmesser von 0,18 Millimeter. Auf diesem Vorfach befestigt Waldemar in den meisten Fällen kein Blei. Das lange und unbeschwerte Vorfach hat zur Folge, dass der Köder beim Schleppen nicht absinkt, sondern direkt an der Wasseroberfläche läuft – also genau dort, wo sich die trägen Forellen aufhalten. Nur wenn sich die Salmoniden etwas tiefer unter der Oberfläche aufhalten, kommt ein leichtes Bleischrot auf die Schnur. Das Schrot darf nicht schwerer als 0,2 oder 0,3 Gramm ausfallen. Sonst wird der Köder in die Tiefe gerissen und ist für die Forellen uninteressant.
Hat man Fische ausgemacht, werden sie gezielt angeworfen. Aber Vorsicht: Wer die Montage direkt an den Fisch pfeffert, wird nichts fangen. Lieber die Forelle etwas überwerfen und dann den Köder in ihr Sichtfeld ziehen.
Eine genaue Köderführung ist wichtig. Man muss den Köder ganz nah am Maul der Forelle vorbeiführen. Dann wird auch ein träger Fisch plötzlich aggressiv.
BISSE PROVOZIEREN
Als Köder kommt in den meisten Fällen ein Teigpropeller zum Einsatz. Er macht beim Einkurbeln ordentlich Radau und provoziert Bisse. Anstelle des Teigpropellers kann man auch zwei Bienenmaden in L-Form auf den Haken ziehen. Die beiden Larven erzeugen beim Schleppen ebenfalls lockende Druckwellen.
Eine stattliche Forelle hat den Teigpropeller an der Oberfläche genommen und Waldemars Rute befindet sich in Kampfbiegung.
Diesen Fisch hatten andere Angler schon abgeschrieben. Waldemar blieb hartnäckig – es hat sich gelohnt!
Die Forelle hat den Köder voll genommen. Aber häufig inhalieren die Fische den Köder auch nur – und spucken ihn sofort wieder aus. Ein sofortiger Anhieb ist also äußerst wichtig. Der Haken hängt dann meist vorne im Maul.
Besser zu groß als zu klein. Waldemar hat immer einen Kescher im XL-Format dabei. So kann er die gehakten Fische sicher einnetzen.
So mancher Angler ging an diesem Tag als Schneider nach Hause – Waldemar hingegen konnte zwei echte Klopper verbuchen.
AUSDAUER ZAHLT SICH AUS
Wie schon erwähnt, ist die Montage ein wichtiger Bestandteil der Erfolgsstrategie, aber es kommt auch auf Beharrlichkeit an. Was ist damit gemeint? Mitunter braucht es schon einige Würfe, um einen Biss zu bekommen. Man muss die träge Forelle so lange provozieren, bis sie gar nicht mehr anders kann als zuzuschnappen. Waldemar geht folgendermaßen vor: Er beobachtet aufmerksam das Gewässer und hält nach Fischen Ausschau, die an der Wasseroberfläche umherziehen. Dafür ist eine Pol-Brille von großem Vorteil. Sie entspiegelt die Wasseroberfläche und ermöglicht einen besseren Blick ins Gewässer. Häufig sind die Forellen nicht einzeln, sondern in kleinen Trupps unterwegs.
Hat Waldemar die Fische ausgemacht, überwirft er sie und führt die Montage dann ins Sichtfeld der Fische. Wichtig ist, dass der Teigpropeller möglichst nah am Maul der Forelle vorbeiläuft. Die Beute muss eben leicht zu schnappen sein. Großartig hinterherschwimmen werden die Fische dem Teigpropeller meist nicht. Befindet sich der Köder ganz nah bei der Forelle, ist höchste Konzentration gefragt: Anvisieren und zuschnappen – das erfolgt oft in Sekundenbruchteilen. Die Gefahr ist groß, dass der Fisch den Köder nur kurz inhaliert und dann sofort wieder ausspuckt. In diesem Fall muss man sofort einen Anhieb setzen, sonst ist die Chance vertan und die Forelle höchstwahrscheinlich erst einmal verschreckt. Wer diese Technik zum ersten Mal ausprobiert, wird wahrscheinlich den ersten Biss verschlafen oder verschlagen. Aber man bekommt schnell ein Gefühl für den richtigen Zeitpunkt des Anhiebs. Dann ist die Rute krumm und Sie können Ihrem skeptischen Mitangler sagen: „Beißt nicht – gibt’s nicht“.
Großforellen-Gewässer in der Eifel
Waldemar Merdian und Gregor Bradler besuchten für diesen Artikel die Barweiler Mühle in der Eifel. Die Gewässer der Anlage mit Unterkünften direkt am Wasser bieten sich sowohl für einen Tagesausflug als auch für einen Kurzurlaub an. Adresse und Kontakt: Barweiler Mühle Barweiler Mühle 2 53534 Barweiler Tel. 0 26 91-76 84 Website: www.barweilermuehle.de
Text und Fotos: Gregor Bradle