... Ruhrgebiet die höchste Bienendichte in Nordrhein-Westfalen. Die Stadtimkerei war vor allem nach dem Krieg sehr wichtig. In Großstädten wie Berlin, Hamburg oder München wurde mit den Hauptbaumarten Ahorn, Linde und Robinie in Kombination mit den Obstbäumen in Hausgärten kostbarer Honig gewonnen.
Jasminum nudiflorum: früher und guter Beflug.
Derzeit erfährt die Imkerei eine Renaissance dieser Idee. Schlagworte wie „Urban Gardening“ oder auch „Urban Beekeeping“, das Imkern auf Dächern, beherrschen die Gazetten und sind vielleicht nur ein Modetrend, vielleicht aber auch eine Entwicklung hin zu einer nachhaltigeren Lebensweise im kommunalen Bereich.
Zudem wird der Klimawandel die Pflanzungen in den Hausgärten in Zukunft vermutlich noch stärker beeinflussen, als das bisher bereits der Fall ist. Das Hauptkriterium ist dabei die Trockenheitsverträglichkeit von Bäumen, Sträuchern und Obstgehölzen. Diese ist genetisch bedingt und steht oft im Zusammenhang mit der Herkunft der jeweiligen Pflanze. Die Mischung aus geeigneten traditionellen Gartenpflanzen mit robusten Arten und Sorten aus den verschiedensten Regionen dieser Erde ergibt eine Vielfalt im Garten, die optisch, aber auch ökologisch überzeugen kann.
Die Vielfalt zählt
Salix caprea ‘Mas’: wichtige Bienenweide im Frühjahr.
Beobachtungen an Gartengehölzen haben eindeutig gezeigt, dass verschiedene von ihnen beispielsweise von Honigbienen, Wildbienen, aber auch zahlreichen Schmetterlingsarten beflogen werden. Dabei machen diese Insekten häufig keinen Unterschied zwischen Alt oder Neu beziehungsweise zwischen heimischen oder nicht heimischen Pflanzen, um ihre Bedürfnisse zu stillen.
Mit steigender Anzahl unterschiedlicher Pflanzen, die trotz zunehmender Hitze noch üppig blühen und kräftiges Laub entwickeln, vergrößert sich das Nahrungsangebot im Garten, und wir schaffen für unsere Zukunft wichtige Lebensräume auch auf kleinen Flächen. Je vielfältiger das Blütenangebot, desto größer ist auch die Vielfalt an Insekten, denn je mehr Blüten in einem Garten vorhanden sind, desto mehr Insekten werden satt. Um diese durch das Jahr zu bringen, ist eine gewisse Blüten-Konstanz vom Frühjahr bis zum Herbst erforderlich. Eine einzelne Staude kann keinen Hummelstaat ernähren; eine Linde bringt ihn durch den Juni, aber nicht mehr durch den Juli.
Diese Ausführungen zeigen auf, mit welchen Gehölzen das Nahrungsangebot für Bienen im zeitigen Frühjahr verbessert werden kann. Dabei darf man neben den Honigbienen nicht die Wildbienen inklusive der Hummeln vergessen. Diese sind bei viel niedrigeren Temperaturen als die Honigbiene unterwegs und übernehmen deswegen bei schlechtem Wetter während der Obstblüte eine ganz wichtige Aufgabe. In unseren Regionen sind rund 560 Arten an Wildbienen heimisch, wobei jedoch nach neuesten Zählungen festzustellen ist, dass einzelne, wenige Arten komplett verschwunden sind und insgesamt die Populationsdichte einen Trend nach unten aufweist. Übrigens: Das Abnehmen der Populationsdichte bei Insekten gilt in der Folge auch für Vögel insgesamt und muss von der Gesellschaft sehr ernst genommen werden.
Ökologie und Ökonomie
Ohne Bienen und Insekten können wir nicht leben. Sie bestäuben die Mehrzahl aller Wild-und Nutzpflanzen und sorgen so für die Artenvielfalt auf der Erde. Ganz viel von dem, was wir essen, ist von Insekten abhängig. Zahlreiche von ihnen wie Bienen, Käfer oder Fliegen werden durch Pollen (Eiweiß) und Nektar (Kohlehydrate) von Blüten angelockt. Zudem helfen uns viele Arten gegen Blattläu-se, Spinnmilben und Co. Blütenreiche Gärten stabilisieren somit nicht nur das biologische Gleichgewicht, sondern ermöglichen auch reiche Ernten in Landwirtschaft und Kleingarten.
Sehr gut als Bienenweide geeignet: Cornus mas.
Prunus cerasifera, durchgetriebene Unterlage.
Einordnung der Gehölze
Die Tabellen zeigen das Ergebnis der Arbeiten unseres Instituts an der LWG Veitshöchheim im Zusammenhang mit Bäumen und Gehölzen im Zeichen des Klimawandels, unter besonderer Berücksichtigung für deren Wert für Bienen im Allgemeinen. Dabei wurden eigene Beobachtungen mit Erfahrungsberichten von Bienenfachleuten und Imkern ergänzt und ein Abgleich der Daten erstellt.
Wo es in der Literatur möglich war, konnte bei einzelnen Gehölzen für das Nektar-(N) beziehungsweise Pollenangebot (P) der Wert zwischen 1 und 4 vergeben werden, wobei 4 die Bestnote ist und der Wert 1 etwas Nektar oder etwas Pollen bedeutet. Allgemein kann festgestellt werden, dass sich insgesamt der Blühbeginn einzelner Gehölze in den letzten Jahren verfrüht hat. Hat die Vielzahl der Apfelsorten früher meist erst ab Mai geblüht, so ist es derzeit der April, in dem die Apfelblüte stattfindet.
Aufbau des Bienenvolks
Die „Entwicklungstracht“ reicht je nach Jahr und Region unterschiedlich von Mitte Februar bis Mitte April. Hierfür sind Bäume und Sträucher geeignet, die vor den Kirschen und Äpfeln blühen (Tabelle 1). Sonstige Bienenpflanzen in dem Zeitraum sind zum Beispiel Schneeheide, Schneeglöckchen, Krokus, Blausternchen und andere Zwiebelpflanzen des Frühlings. Wegen der kühlen Temperaturen sind es, wie bereits erwähnt, meist Hummeln und Wildbienen, die jetzt aktiv sind.
Aber auch Staaten bildende Tiere wie die Honigbienen sind auf die frühe Kost angewiesen: Im zeitigen Frühjahr erbrüten die Bienenvölker die Bienengeneration eines Jahres und benötigen eingetragenes Futter zur Eigenversorgung; es wird noch kein Honig gewonnen. Die vor dem Obst blühenden Bienengehölze werden somit ausschließlich für den Aufbau des Bienenvolks benötigt. Dabei kommt dem Pollen, dem männlichen Blütenstaub, als Eiweißnahrung für die Brut beziehungsweise das Brutgeschäft, eine große Bedeutung zu.
Die Winterbienen, die mit der Königin überwintert haben, ziehen die erste Bienengeneration im Frühjahr auf. Sie benötigen Eiweiß, das aus körpereigenen Reserven und aus den Pollenvorräten im Volk gedeckt wird. Diese sind begrenzt, daher müssen die Bienen bereits im März und April große Mengen Pollen sammeln.
Die Scheinhasel wird gut beflogen.
Die erste Bienenweide
Hummeln auf Ribes sanguineum.
Haselnüsse stellen „das“ frühe Pollenangebot dar. Winter-Schneebälle werden über einen relativ langen Blütezeitraum gut beflogen, ähnliches gilt für den Winter-Jasmin. Ein unterschätztes Bienengehölz istLonicera purpusii , das Winter-Duftgeißblatt. Gleichzeitig wird bei den BäumenFraxinus angustifolia ‘Raywood’ als Pollenlieferant beflogen. Es folgt die Kornelkirsche, eine gute Bienenpflanze, die sich mit der frühenSalix caprea überschneidet.
Nahezu alle Weiden haben eine besondere Stellung. Von ihnen profitieren Bienen enorm, denn sie liefern das Futter für die erste Brut. Obwohl Weiden in der Regel zweihäusig getrenntgeschlechtlich sind, gibt es reichlich Pollen (gelbe Kätzchen mit Staubgefäßen) und Nektar. Zwischen den frühen Weiden (meist Salweide) und den späteren Weiden (meistSalix alb ta ) ergänzen in der freien Landschaft nur wenige Gehölze das Blütenangebot. Wichtig sind die häufig verwilderten WW Kirschpflaumen, die ersten weißen Blüten, abgelöst und ergänzt von Schlehen und dem Spitzahorn, der oft zeitgleich mit Vogelkirschen und Trauerweiden wunderbare Frühlingsbilder liefert. Alle genannten Pflanzen müssen unbedingt erhalten, besser noch verstärkt gepflanzt werden.
Gegenstücke für kleinere Gärten sind die ungefüllten Sorten aus der Frühlingskirschen-Gruppe, zum Beispiel ‘Accolade’ oder ‘Fukubana’, aber auch früh blühende Mandeln, Pfirsiche und Aprikosen. Mit den japanischen Ahornen, Scheinhasel und Felsenbirne gibt es Gehölze, die Ökologie und gehobenen Gartengestaltung miteinander verbinden. Und seit ich gesehen habe, wie gut Mahonien und Zierjohannisbeeren beflogen werden, messe ich ihnen einen wesentlich höheren Stellenwert bei. Mit der Apfelblüte ist in vielen Regionen ein großes Blütenangebot für die Bienen vorhanden, häufig ergänzt durch Löwenzahn. Spätestens, wenn der Raps auf den Feldern dazu kommt, ist für die Insektenwelt eine deutliche Entspannung zu verzeichnen.