... BILD-Informationen einflussreiche Aufsichtsratsmitglieder dem Trainer des FC Schalke 04 ihr Vertrauen aus. Das klare Ziel: mit Tedesco die Zukunft bestreiten. Doch die Zweifel, dass der Vizemeister-Trainer die Kurve kriegt, sind seit dem blutleeren Auftritt drei Tage später in Mainz gestiegen. Das West-Derby gegen Fortuna Düsseldorf wird zum Schicksalsspiel für Tedesco!
Tritt Schalke ähnlich grottenschlecht auf wie zuletzt in der Liga, ist der Coach wohl nicht mehr zu halten. Denn der Vizemeister spielt seine schlechteste Saison seit 1982/83, damals stieg Schalke ab. Aktuell ist S04 Tabellen-14. Eine weitere Pleite würden die Fans nicht mehr akzeptieren. Schon in Mainz gingen sie auf die Barrikaden. Te desco weiß, dass er mehr denn je in der Pflicht steht.
Er sagt zu SPORT BILD: „Es war schon ein riesiger Vertrauensbeweis des Klubs, mich mit 31 Jahren zum Trainer zu machen. Dieses Vertrauen spüre ich seit meinem Amtsantritt unverändert. Das war und ist alles andere als selbstverständlich. Und natürlich wollen wir das auch zurückzahlen.“
Darum erhöht Tedesco den Druck, so eine Leistung wie in Mainz will er nie mehr sehen. „Das war ein absolut enttäuschender Auftritt, da gibt es auch überhaupt nichts zu relativieren. Wir müssen da auch gar nicht groß über taktische Dinge sprechen, uns haben in dieser Partie schlicht die Basics gefehlt. So etwas sollte sich nicht mehr wiederholen“, sagt Tedesco. Auch wenn er festgestellt hat, dass das ganze Theater um den mittlerweile zurückgetretenen Manager Christian Heidel in den vergangenen Wochen für Unruhe gesorgt hat: „Natürlich hat das Thema die Mannschaft beschäftigt – aber es wäre zu einfach, das als Alibi zu nehmen.“
Dem Deutsch-Italiener, seit 2017 Schalke-Trainer, ist die aktu-elle Krise anzusehen. Er sieht nicht mehr so unverbraucht aus wie bei seinem Amtsantritt. „Ich glaube, die Diskussion hatten wir auch schon mal, als wir auf Platz zwei standen“, redet Tedesco den Umstand klein. Doch er gesteht: „Unabhängig von irgendwelchen Bildern ist es aber doch logisch, dass so eine Situation einen nicht kalt lässt, das wäre ja auch schlimm.“
Frustrierte Schalker nach dem 0:3 in Mainz: Kutucu, Bentaleb, Harit und Oczipka (v. l.). Zweiter von rechts: der Mainzer Gbamin
Schalke-Trainer Tedesco ist von der Krise gezeichnet. 2017 kam er von Zweitligist Aue zu S04
0,5 MILLIONEN EURO
Tedesco kam 2017 von Erzgebirge Aue zum FC Schalke 04. Der Revier-Klub zahlte eine Ablöse in Höhe von 500 000 Euro an den Zweitligisten
Um seinen Job zu retten, muss er zurzeit mehr als klassische Traineraufgaben erledigen. Tedesco musste zum Beispiel den Spielern die Nachricht übermitteln, dass Heidel zurückgetreten ist. Nach dem Spiel in Mainz trommelte er alle zum Mannschaftskreis auf den Platz zusammen und informierte sie über den Entschluss des Managers. Heidel war nicht dabei. Dass er dort fehlte, kam in Spieler-Kreisen nicht gut an. Es war ohnehin kein Einzelfall, dass sich Heidel zuletzt oft zurückhielt. Somit fehlte Tedesco, der von Heidels Entschluss auch erst am Freitagabend im Mannschaftshotel im direkten Gespräch erfuhr, die Unterstützung – auch in der Kabine.
Tedesco: „Es ist klar, dass die Stimmung besser ist, wenn man erfolgreich ist“
Auffällig: Schalkes Mannschaft besteht aus mehreren Grüppchen, steht nicht mehr so eng zusammen. Tedesco: „Es ist doch klar, dass die Stimmung besser ist, wenn man erfolgreich ist. Das ist in jedem Klub der Welt so. Wir arbeiten aber weiter jeden Tag von morgens bis abends daran, um Schalke wieder in die Spur zu bringen – und zwar alle gemeinsam. Wir sind auch überzeugt davon, dass wir das hinbekommen.“
Wenn nicht, ist auch die Ära Tedesco bei S04 bald beendet, obwohl sein Kontrakt 2018 vorzeitig bis 2022 verlängert wurde.
Gefährlich: Auf Schalke gibt es bereits Gedankenspiele, wer als neuer Trainer für die neue Saison infrage kommen könnte. Bruno Labbadia (53) wurde gehandelt. Doch sollte Jonas Boldt (37), der als neuer Kaderplaner oben auf der Liste steht (siehe Seite 16), kommen, wäre der Noch-Wolfsburg-Trainer kaum erste Wahl.
Heißer Kandidat wäre dann Roger Schmidt (51), der zurzeit den chinesischen Erstligisten Beijing Guoan betreut. Dort steht er bis Dezember 2019 unter Vertrag, kassiert im Jahr rund acht Mio. Euro netto Gehalt, besitzt aber eine Ausstiegsklausel. Bereits 2017 beschäftigte sich S04 mit Schmidt, Heidel lehnte ab.
Das könnte sich nun ändern. Denn Boldt und Schmidt kennen sich aus gemeinsamen Leverkusener Zeiten, sie haben einen sehr guten Draht. Und: Schmidt ließ bei Bayer attraktiven Fußball spielen und führte den Verein zweimal in Folge (2015 und 2016) in die Champions League.
SCHALKE – DÜSSELDORF
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