... Ella ihren Weg gehen kann und sogar einen echten Prinzen findet, muss eine Fee das eine oder andere Machtwort sprechen.
Disney lieferte erst 2015 eine prunkvolle „Cinderella“-Adaption mit Lily James, aber ohne Gesang. Hier steuert Titelheldin Camila Cabello, die 2019 mit Shawn Mendes den Sommerhit „Señorita“ sang, eigene Songs bei. Das Fantasy-Musical verlegt das Märchen zwar nicht in die Gegenwart, setzt aber moderne Glanzlichter.
FANS VON: „Die Schöne und das Biest“ (2017), „Verwünscht“
Glamour und Selbstbewusstsein
Feministische Ansätze gab es bereits: Im Klassiker „Drei Haselnüsse für …“ und in „Auf immer und ewig“ (bei Disney+) zeigt das unterschätzte Aschenbrödel dem Prinzen, wo es langgeht. Letzterer kommt sogar ohne Zauberei aus, ebenso die Teenie-Variante „DJ Cinderella“ (bei Netflix). Der Clou dieser neuen Version: „Pose“-Star Billy Porter verkörpert die allererste nichtbinäre Fee – und die bis dato glamouröseste.
„Aschenputtel“ ist das Außenseiter*Innen-Märchen schlechthin. Lässt man Feenstaub und Magie außen vor, bleibt ein Plädoyer für innere Werte, denn der äußere Schein kann trügen.
Gleiches Recht und gleiche Chancen für alle! Das gilt natürlich auch für die LGBTQ- Gemeinschaft. Billy Porter hängt scherzhaft ein „XYZ“ an, damit sich auch wirklich niemand ausgeschlossen fühlt. Der 51-Jährige bleibt locker, obwohl er die längste Zeit mehr Ablehnung als Zuspruch erfahren hat. „Trotzdem bin ich mir immer treu geblieben. Auch als das, was ich bin und wofür ich stehe, nicht gefragt war“, sagt Porter. „Ich hatte eben schon immer Style! Und ich bin fest davon überzeugt, dass Kunst etwas bewegen kann – in den Köpfen und in den Herzen.“ Dass es dabei nicht allzu ernst zugehen muss, belegt folgender Filmdialog zwischen Fee und Ella: „Du willst also zu diesem Ball?“ – „Ja-ha, ich habe doch gerade vor zwei Minuten davon gesungen.“
Die Idee zu „Cinderella“ für die nächste Generation hatte Entertainer James Corden, der in seiner „Late Show“ regelmäßig Stars zum „Carpool Karaoke“ abholt. Hier begnügt sich Produzent Corden mit Nebenrollen: als Diener und Zaubermaus. Den König in seinem bunten Reich gibt „Mamma Mia!“-Bariton Pierce Brosnan.
Magie und Pophits
Regisseurin Kay Cannon wiederum war mit der „Pitch Perfect“-Reihe erfolgreich, in der College-Außenseiterinnen als A-cappella-Truppe Bellas durchstarten. Auch „Cinderella“ hat Pophits wie „Sweet Dreams“ von den Eurythmics oder Beyoncés „Single Ladies“ im Repertoire. „Aschenputtel“ zeitgemäß zu vertonen liegt übrigens im Trend: Kürzlich brachte Musicalpapst Andrew Lloyd Webber („Cats“) seine „Cinderella“-Produktion auf die Bühne – mit dem schwulen Männerchor London Gay Men’s Chorus.
Ulrike Schröder/Anke Hofmann
FILMFACTS
GB/USA 2021 D Camila Cabello, Billy Porter, Pierce Brosnan, James Corden, Idina Menzel, Minnie Driver, Nicholas Galitzine B + R Kay Cannon FSK 6 k. A.
*PROGNOSE: Märchen können wahr werden — für alle! Poppig und einen Tick subversiv
Märchen-Magie für die nächste Generation