... TV-Star Daniel Roesner, bekannt vor allem als Kommissar Paul Renner aus der RTLSerie „Alarm für Cobra 11“.
Wir befinden uns auch nicht in einer Autowerkstatt, sondern auf dem Gelände der Firma „action concept“ in Hürth bei Köln, die die „Cobra 11“-Folgen produziert. Seit 2016 spielt Roesner (35) hier neben Schauspielkollege Erdog˘an Atalay die Hauptrolle als harter Autobahn-Cop. Im Frühjahr kündigte er seinen Ausstieg an. Die Staffel, die gerade läuft, ist also seine letzte. Pläne für die Zeit danach hat er bereits. Und da kommt wieder der alte T3 ins Spiel.
Bis er die Serie verlässt, nutzt der Schauspieler die Möglichkeiten auf dem Produktionsgelände, um sich aus dem alten Bulli sein individuelles Reise- mobil zurechtzuzimmern. Damit will er dann ab Herbst vornehmlich durch den Süden Europas fahren. Italien, Frankreich, Spanien, Portugal. Auf eine feste Wohnung verzichtet er dabei komplett. „Das Reisemobil wird mein Zuhause“, sagt Roesner.
Oben der T3 ohne Kabine, wie Daniel ihn kaufte. Unten links die alte Innenausstattung des Tischer-Aufbaus. Rechts: Roesner in Action – diesmal als Reisemobilbastler
Kaffeepause: Parallel zu den Dreharbeiten seiner letzten „Cobra“-Staffel baute Daniel Roesner den T3 um
Für den Schauspieler ist diese Lebensform nicht neu. „Die Reiselust habe ich von meinen Eltern geerbt“, sagt er. Mit denen vagabundierte er als Kind in den Ferien durch Europa. Und viele Jahre seines Erwachsenenlebens verbrachte Daniel in unkonventionellen Behausungen oder gleich in einem mobilen Heim.
Erinnerungen an die Mitte der 2000er- Jahre, easy living an kalifornischen Stränden: „Als ich an der New York Film Academy in Hollywood meine Schauspielausbildung gemacht habe, habe ich in einer Strandhütte am Meer gewohnt. Später in Deutschland meist in einem umgebauten Bus.“ Monate verbrachte der TV-Star, der auch ein ausgezeichneter Surfer ist, am Nordseestrand von St. Peter-Ording. Dann Touren quer durch Deutschland. Bis seine Eltern irgendwann meinten, der Junge brauche jetzt doch mal langsam einen festen Wohnsitz – und ihn überredeten, eine Wohnung in Berlin zu nehmen. Roesner: „Ich hab’s versucht. Aber nach einem Monat bin ich wieder in den Bulli gezogen.“
Um sein künftiges, neues Leben zu verwirklichen, werkelte Daniel Roesner über Monate an dem T3. „Ich habe ihn von einem alten Kumpel gekauft, der ihn ursprünglich selbst umbauen und dann als Reisemobil verkaufen wollte. Mir war aber sofort klar: Der Wagen ist genau das Richtige für mich. Mit 3,5 Tonnen Gewicht kann ich ihn mit meinem normalen Führerschein fahren – und dann hat er auch noch dasselbe ,Baujahr‘ wie ich, 1984. So ein Gefährt hat einfach Charakter. Und ich kann alles so gestalten, wie ich es mir vorstelle.“
Als Erstes kamen die Decken raus, weil sie im Laufe der Jahre angeschimmelt waren. Dann baute Daniel Dusche und WC ein, installierte einen neuen Wassertank, Gasanschluss und Heizung, ver- kleidete den Innenraum komplett neu, legte einen neuen Boden. Wo er das gelernt hat? „Mein Vater war ein leidenschaftlicher und begnadeter Bastler“, erzählt er. „Schon als Kind habe ich mit ihm zusammen immer an irgendetwas herumgeschraubt, irgendwas umgebaut. So eignet man sich mit der Zeit automatisch einiges an.
Daniel Roesner nutzt die Werkstatt der Produktionsfirma für den Umbau (Fotos Mitte). Für den Innenausbau verwendet er hauptsächlich Hölzer aus ¤nachhaltiger Produktion
Blick vom Heck ins Innere. Die alten, angeschimmelten Decken sind ausgebaut, Wasser- und Gasanschluss schon gelegt
Freundin Cara-Sophie wird Daniel auf seiner Reise begleiten. Ebenfalls immer dabei: ein Bündel Talismane, darunter die alte Armbanduhr seines Großvaters
Freundin Cara-Sophie wird Daniel auf seiner Reise begleiten. Ebenfalls immer dabei: ein Bündel Talismane, darunter die alte Armbanduhr seines Großvaters
Wichtig ist ihm bei seinem neuen rollenden Zuhause eine nachhaltige Bauweise. So benutzt er beispielsweise für die Verkleidung der Duschwände statt Glasfaser natürliche Leinfaser, die anschließend verharzt wird. Den 112-PSMotor will er auf Pflanzenölkraftstoff umbauen. „Der Wassertank stammt aus einem alten Boot und ist aus Edelstahl“, erzählt er. „Einige Zierelemente mache ich mir aus einer ausgemusterten Mahagonitreppe. Außerdem verwende ich nur leichtes Pappelsperrholz. Das wächst schnell nach. Den Tisch will ich aus Buhnenholz zimmern, das ich in England aus dem Meer gezogen habe. Auf Plastik versuche ich so weit es geht zu verzichten“, sagt der Schauspieler, der auch Surfbretter herstellt und dabei ebenfalls möglichst viel auf natürliche Materialien setzt. Gefertigt werden die Roesner-Bretter in Costa Rica – seinem nächsten Ziel.
Denn die Pläne des Noch-Action-Stars gehen weiter. Die Reise durch den Süden Europas will er nutzen, um nach einem geeigneten Katamaran Ausschau zu halten, mit dem er und seine Freundin Cara- Sophie (23) dann zusammen quer über den Atlantik zu der Karibikinsel segeln, später vielleicht weiter in die Südsee. Ein Traum. Auch wenn er seine TV-Karriere dabei im Blick behält. „Ich werde erst mal wieder die Freiheit genießen, bleibe aber für Angebote offen. Wenn sich etwas Geeignetes ergibt, muss man halt neu planen“, sagt der Schauspieler.
Für den notwendigen Schuss Glück auf seinen Wegen – ob zu Lande oder auf dem Wasser – sorgt übrigens ein ganzes Bündel Talismane, die Daniel Roesner stets begleiten. Momentan hängen sie am Rückspiegel des T3-Mobils: Die alte Armbanduhr seines Großvaters, ein selbst gefundener Hühnergott vom Nordseestrand, ein Gedicht des Schriftstellers Peter Härtling mit dem Titel „Glück“ sowie ein Bund weißer Salbei. Sein Rauch soll nach dem Glauben indianischer Ureinwohner böse Geister vertreiben. Bei allem, was er demnächst vorhat, kann das nicht schaden.
René Weihrauch