FRONTALANGRIFF Im vergangenen Jahr wurden neben Firmen auch Universitäten und Behörden durch Schadsoftware lahmgelegt
So werden Sie nicht zum nächsten Opfer
Die per E-Mail eingegangene Bewerbung sah genauso aus wie jede andere auch. Deshalb klickte der Geschäftsführer einer mittelständischen Firma in Brandenburg sie auch ohne Vorbehalte an. Was er nicht ahnte: Mit dem Öffnen des Dokuments hatten Hacker freie Bahn in das IT-Netzwerk seines Unternehmens. Innerhalb weniger Stunden legte ein Verschlüsselungstrojaner die Produktion für einen Tag lahm. Und damit nicht genug: Denn die Kriminellen drohten mit der Zerstörung der gestohlenen Daten und forderten Lösegeld.
Herausforderung. Der Angriff aus dem Internet ist kein Einzelfall. Nach einer neuen Allianz-Studie sind diese Attacken weltweit für Unternehmen zur größten Bedrohung geworden. Und für die Ermittlungsbehörden stellt die internationale Computerkriminalität eine große Herausforderung dar. Weder das geltende Recht noch die internationalen Kooperationsmöglichkeiten sind derzeit darauf ausgelegt, diese Art von Angriffen zu stoppen und zu verfolgen.
Fiese Attacke. Doch nicht nur Firmen sind im Visier der Internet-Erpresser. Die meisten Angriffe richten sich gegen gewöhnliche Internetnutzer. So wurde im vergangenen Jahr zum Beispiel eine 43-Jährige aus dem Raum Salzgitter durch einen Online-Flirt zum Opfer eines Erpressers. Ein Krefelder (48) soll unter Verwendung einer falschen Identität mit ihr gechattet haben. Dabei umgarnte er die Frau mit Liebesschwüren so geschickt, dass sie ihm sogar intime Bilder von sich schickte. Doch dann zeigte der angebliche Geschäftsmann sein wahres Gesicht. Als die Frau sich weigerte, ihm mit Geld aus einem finanziellen Engpass zu helfen, drohte er, ihren Angehörigen und Bekannten die freizügigen Fotos zukommen zu lassen. „Aus Angst und Scham“ gab sie ihm zunächst 4.000 Euro, doch nach einer weiteren bedrohlichen Geldforderung wandte sie sich dann doch an die Polizei. Die geht inzwischen davon aus, dass der arbeitslose Krefelder mindestens 25 andere Frauen auf ähnliche Weise erpresst hat. Dafür sitzt er jetzt in U-Haft.
Auch Privatpersonen sind ein lohnendes Ziel für die Hacker
Expertenrat. Die immer professioneller werdenden Erpresser-Mails bedrohen also nicht nur Unternehmer, sondern auch Privatpersonen. Experten raten Betroffenen, keinesfalls auf die Forderungen einzugehen. Öffnen Sie keine Anhänge und antworten Sie dem Absender nicht. Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei, denn Erpres- sung ist eine Straftat. Die meisten Bundesländer haben auch eine Internet-Wache, bei der Sie Ihre Anzeige online erstatten können (online-strafanzeige.de). Denn Tatsache ist, dass Erpresser sich nach erfolgter Zahlung oft erneut melden und mehr fordern. Nutzen Sie die Angebote der Anti-Botnet-Kampagne des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zur Säuberung infizierter PC-Systeme unter www.botfrei.de.
MILLIARDENSCHADEN BEFÜRCHTET
Fast zwei Drittel der Unternehmen in Deutschland wurden einer Studie zufolge schon von Hackern angegriffen. So wurde am 19. Dezember 2019 auch der niederbayerische Werkzeughersteller Einhell Ziel einer Cyberattacke. Doch nicht immer sind die Erpresser völlig Fremde. In einem Drittel der Fälle machen die Firmen laut Umfrage ehemalige Mitarbeiter verantwortlich
TV-Tipp
Aktenzeichen XY …Die Kripo bittet um Mithilfe MI 12.2. 20.15 Uhr ZDF
Fotos: AdobeStock, Einhell