Ist sie Täterin oder das Opfer von Machtkämpfen?
AUSGANG UNGEWISS Die Angeklagte mit ihrem Verteidiger Michael Stephan
ANGEKLAGT Die Oberstaatsanwältin Elke M. soll u. a. vor dem Landgericht Leipzig falsch ausgesagt haben
GROSSER FUND Die Polizei in Leipzig sprengte 2015 ein weltweites Drogennetz
Es ist ein bemerkenswerter Prozess, der gerade vor dem Leipziger Landgericht verhandelt wird. Auf der Anklagebank sitzt die bisher sehr erfolgreiche Staatsanwältin Elke M. Doch jetzt wird der einstigen Mafia-Jägerin Falschaussage und Rechtsbeugung vorgeworfen. Bei einer Verurteilung droht ihr nicht nur eine Freiheitsstrafe oberhalb eines Jahres, was gleichbedeutend mit der Entlassung aus dem Staatsdienst und dem Verlust ihrer Pensionsansprüche wäre. Sie dürfte außerdem in den kommenden fünf Jahren auch nicht als Rechtsanwältin arbeiten. Doch wird es wirklich dazu kommen?
Schwere Vorwürfe. Der Fall ist nicht so klar, wie er vielleicht auf den ersten Blick scheint. Ist Elke M. Täter oder das Opfer von Machtkämpfen? Die 53-Jährige wird beschuldigt, 2015 einen Drogenprozess zu Unrecht eingestellt zu haben, um einen Kronzeugen zu schützen. Er soll mit zwei Kilo Crystal gehandelt haben. Außerdem soll die erfahrene Oberstaatsanwältin vor dem Landgericht Leipzig drei Fragen uneidlich falsch beantwortet haben. Die Angeklagte bestreitet die Vorwürfe. Bei der Einstellung des Verfahrens gegen den angeklagten Drogenhändler habe es sich um ein Missverständnis gehandelt. Sie ging nach eigener Aussage davon aus, dass ihre Kollegen in Gera sich um den Fall kümmern, da sie den Mann wegen anderer Vergehen anklagten. Die Falschaussage bestritt sie und gab an, zum Zeitpunkt der Befragung stark überarbeitet gewesen zu sein.
Private Rätsel. Stimmt es, was sie sagt? Die Strafanzeige gegen die Oberstaatsanwältin soll von der 8. Kammer des Gerichts gekommen sein. Und ausgerechnet mit dem Vorsitzenden dieser Kammer soll Elke M. früher eine private Beziehung gehabt haben. Was zum Zerwürfnis zwischen beiden führte, blieb im Prozess bislang ungeklärt. Will der Richter etwa die Karriere von Elke M. zerstören? Hat man Angst, was alles ans Licht kommt? Teile der sächsischen Justiz sollen viel getan haben, um das Verfahren gegen die Mafia-Jägerin zumindest in Teilen einzustellen. Ohne Erfolg.
Langer Prozess. Mit Spannung wird das Urteil erwartet. Doch der Prozess wird viel länger dauern, als zunächst vorgesehen. Es gibt Termine bis zum 5. November. Der Vorsitzende der 8. Kammer, der den Stein gegen Elke M. ins Rollen brachte, und seine Stellvertreterin dürfen angeblich nicht an der Hauptverhandlung teilnehmen.
TV-Tipp
Das Strafgericht
Reality TV
FR 18.10. 7.10 Uhr
NITRO
Fotos: picture alliance, Ralf Seegers (2)