... Weihnachtsbaumverband (CTGCE), auch als nationaler Verband selbst sind die polnischen Kollegen offiziell erst seit einigen Wochen registriert. 22 Betriebe mit meist um die 50 Hektar haben sich zusammengeschlossen. Vorerst möchte der neue Verband aber keine dänischen Produzenten als Mitglieder und auch keine Betriebe unter zehn Hektar, weil diese angeblich zu wenig professionell arbeiten. Produzenten, die nur Pachtflächen haben, werden auch nicht akzeptiert.
Der frisch gebackene Präsident des Verbandes, Marcin Kłopociński von Perfect Green, lud die europäischen Kollegen in das Hauptproduktionsgebiet nahe Koszalin ein. Das Klima wenige Kilometer entlang der Küste ist günstig, deshalb befinden sich 80 Prozent der Produzenten im Umkreis von rund 50 Kilometern. Weiter südlich Richtung Warschau können keine Nordmanntannen mehr produziert werden, selbst in Danzig ist es wieder zu trocken.
Die vier Plantagen von vier Vorstandsmitgliedern des Verbandes, die den Teilnehmern der Sommertagung in den zwei Tagen gezeigt wurden, werden nach ähnlichen Grundsätzen bewirtschaftet. Im Geschäft sind die meisten erst seit rund zwölf Jahren, viele sind auch Quereinsteiger aus anderen Berufsfeldern.
2018 gab es gleich drei Probleme: Wintertemperaturen bis minus 20 Grad, Trockenheit seit rund 60 Tagen und ein sehr später Spätfrost Anfang Juni mit minus vier Grad. Ähnlich wie in großen Teilen Europas ist heuer der Winter direkt in den Sommer übergegangen – mit entsprechenden Auswirkungen(siehe auch Seite 16 dieser Ausgabe) . Die Herbstaufforstungen aus 2016 sehen zwar etwas besser aus, lange halten aber auch sie ohne Regen nicht mehr aus. Marcin Kłopociński, er bewirtschaftet in Słonino über 100 Hektar, verzeichnet bereits über zehn Hektar Ausfall. Hinzu kommt der Standort, ein reiner Sandboden mit wenig Wasserspeicherkapazität. Bei den anderen Produzenten sind die Standorte etwas lehmiger und daher besser.
Praktisch alle Betriebe arbeiten mit Nordmanntanne (Herkünfte Ambrolauri, Bordjomi und Apsheronsk), Blau- und Rotfichte. Aufgrund der Trockenheit wird teilweise auf die Triebverkürzung verzichtet, angeblich werden derzeit vier verschiedene Methoden beziehungsweise Substanzen dafür untersucht. Mehr will Kłopociński nicht verraten, und dies sind nicht die einzigen Geheimnisse bei der Produktion.
Auch Fragen zur Unkrautbekämpfung oder Düngung bleiben meist unbeantwortet. Einzig die Geschäftsführerin von ORFO (Bedzino, gehört einem Dänen) gibt schriftliche Informationen. Sie düngen zweimal mit je 200 Kilogramm 27–5–5 und 18–16–0 und behandeln die Bäume mit vier Kilogramm Schwefel und 0,4 Liter Fastac. Außerdem präsentiert der Betrieb einen Herkunftsversuch mit vier Plantagenherkünften aus Dänemark und einer Ambrolauri-Herkunft. Die Unterschiede von vier bis fünf Tagen bezüglich des Austriebs sind aber eher zu vernachlässigen.
Die Unkrautregulierung erfolgt in der Regel chemisch. Teilweise sind schwere Spritzmittelschäden sichtbar, offensichtlich durch Glyphosat. Die Bäume stehen teils sehr dicht, wodurch die Qualität oft leidet und die verbliebenen Bäume nach der Ernte bei dem plötzlichen Freistand auch sehr viele Frostschäden aufweisen.
Die wirtschaftlichen Bedingungen sind in Polen sehr günstig. Bei einem Netto-Stundenlohn von elf Zloty (rund drei Euro) und nur 500 Euro Mindestlohn sind die Lohnkosten wesentlich niedriger als in Österreich oder Deutschland. Als Arbeiter werden häufig Ukrainer eingesetzt, Polen sind eher selten bereit, diese Arbeit zu machen.
Einige der Produzenten leben im über 400 Kilometer entfernten Warschau und sind nur zu den Hauptarbeitszeiten vor Ort. Kłopociński hat daher rund 100 Kameras an Hochständen montiert, um alles im Blick zu haben. Auch der sehr gut gemachte Zaun soll einiges Unheil verhindern, bei Wildschweinen auf der Suche nach den vielen Maikäfer-Larven nicht immer erfolgreich.
Bei Rotfichte wird zu 100 Prozent formgeschnitten, bei Nordmanntanne teilweise. Dadurch entstehen sehr dichte Bäume, ähnlich wie in Amerika.
Die Vermarktung basiert auf dem typischen dreiklassigen System. Genaue Zahlen über die Anzahl an Bäumen in Polen oder die Vertriebswege gibt es nicht, wahrscheinlich werden rund 50 bis 60 Prozent über Ketten, 15 bis 20 Prozent über Gartencenter und der Rest über Stände vermarktet. Direktverkauf ab Fläche oder Hof sind eher unbekannt.
Die Vertriebswege der vier Produzenten sind hauptsächlich der Handel. Die Bäume gehen an sowohl kleinere als auch größere Abnehmer und einige Stände in Warschau. Auch in Polen ärgert man sich über teils extrem niedrige Preise von 9,99 Euro in den Ketten, deshalb ist man über einige dänische Mitanbieter nicht besonders erfreut.
Marktanalyse
Noch sind Vorhersagen über den Markt 2018 schwierig, aber es ist in Dänemark und Deutschland ein Wille zu höheren Preisen vorhanden, und zwar von einem Euro bei der ersten Qualität und 0,5 Euro bei der zweiten. Bei der dritten Qualität werden dagegen weiter zu große Mengen bei schlechten Preisen befürchtet. Es gibt Gerüchte über Einkaufspreise von nur 3,50 Euro für einen großen Discounter in Deutschland Nord und Süd, der in Österreich nach einer Saison wieder mit dem Baumverkauf aufgehört hat. Der Verkauf soll dann mit 9,99 Euro pro Baum erfolgen. Schade, dass diese Schleuderei weiter stattfindet.(ks)
Fazit
Die polnischen Kolleginnen und Kollegen hatten ein sehr abwechslungsreiches Programm für die Gäste aus dem Europäischen Weihnachtsbaumverband organisiert. Leider sind nur etwa 40 Teilnehmer gekommen. Die Tagung 2019 findet von 26. bis 28. Juni in Niederösterreich statt.
(ks)