Titel Hunger auf die Stadt
Ich kam 2003 nach Berlin. Überall in der Stadt klebten Sticker, auf denen stand: Verschwende deine Jugend. Das hatte ich schon hinter mir.
Ich hatte sie verschwendet für Goldketten und Gasknarren. Für Pieper und Taxifahrten. Für Fila-Anzüge. Für Air Max und Jordans. Mit Messerstechereien und Dealen unter freiem Himmel. Vor Spielhallen und Jugendzentren, auf Stromkästen, in Hauseingängen und im Linienverkehr. In Bussen, in die wir uns setzten, wenn es regnete und die sich wie wir im Kreis drehten. In Gerichtssälen und einem Körper, der zu schwach war, meinen Herrschaftsanspruch zu unterstreichen. In Ablehnung, Scham und Verachtung. Auf Speed, LSD und auf Bewährung. Mal breitbeinig und mit großer Geste. Und dann wieder angsterfüllt und voller Selbstzweifel.
Aber jetzt war 2003.
Ich war in eine Kreuzberger WG gezogen. Blind. Hatte weder die Wohnung noch meine Mitbewohner ...