... Erfordernisse der Praxis die Investition in ein zusätzliches Ausbildungsjahr, um über den Titel des Gärtnermeisters hinaus auch den des Gartenbautechnikers zu erwerben? An der Staatlichen Meister- und Technikerschule für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim fand zu dieser Fragestellung Anfang März eine Informationsveranstaltung für Fortbildungswillige statt.
Dutzende aktuelle und ehemalige Studierende haben sich am 10. März in Veitshöchheim an der Staatlichen Meister- und Technikerschule zum jährlichen „Informationstag zum Schulbesuch“ getroffen. Im Vordergrund stand dabei der Austausch mit für das Schuljahr 2018/19 bereits angemeldeten und weiteren Fortbildungsinteressierten.
Die persönlichen Erfahrungen der Veitshöchheimer Studierenden und Absolventen machten dabei deutlich: Die seit 2014 stufenweise Veitshöchheimer Ausbildung, hat sich bewährt. Sie macht es seitdem möglich, das erste Fortbildungsjahr mit der Meisterprüfung, ein zweites zusätzliches mit der Technikerprüfung abzuschließen. Im Rückblick, waren sich die Gesprächspartner einig, war der Besuch der Veitshöchheimer Fachschule, ob ein- oder zweijährig, „gut investiertes Geld, um sich im vielseitigen Berufsbild Gärtner eine zukunftsstabile Existenz aufzubauen“.
Mangel an Führungskräften
Ob Gärtnermeister oder Gartenbautechniker, die Ausbildungszahlen sind im gesamten Süden – Bayern, Baden-Württemberg, Hessen – alarmierend. Bayern, wo die Veitshöchheimer Meister- und Technikerschule ihren Sitz hat, hat 2017 gerade einmal 144 Zierpflanzengärtner, 36 Baumschulgärtner, aber 423 Garten- und Landschaftsgärtner ausgebildet. In Baden-Württemberg waren es in derselben Reihenfolge 87, 33 und 402, in Hessen 54, zwölf und 204 Gärtner.
Der Leiter der Veitshöchheimer Meister- und Technikerschule, Arved von Mansberg, hat auf der Basis der in Süddeutschland ausgebildeten Gärtner anhand langjähriger Erfahrungswerte hochgerechnet, wie viele von ihnen sich wahrscheinlich auf den in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen verfügbaren Meister- und Technikerschulen zur Fortbildung einfinden werden. Für den Techniker entscheiden sich pro Jahrgang etwas weniger als die Hälfte der Meisterschüler. Träfe das auch für die Ausbildungsjahrgänge 2018/20 und 2019/21 zu, so würden in diesen Jahren jeweils in ganz Süddeutschland gerade einmal 20 Gartenbautechniker im Zierpflanzenbau, sieben Baumschultechniker und 100 GaLaBau-Techniker für die Branche ausgebildet werden.
Die Fachschule in Veitshöchheim ist bundesweit die Einzige, die in zwei Ausbildungsjahren die Doppelqualifikation Gärtnermeister plus Gartenbautechniker ermöglicht.
Betonte Bandbreite
Während dabei das erste Jahr auf die gärtnerische Betriebsführung hin ausbildet wird, geht es im zweiten Jahr um Unternehmens- und Personalführung, Marketing, Mathematik und Englisch. Und es wird spartenübergreifend fachlich vertiefend ausgebildet, in Warenkunde, Sortimentsentwicklungen, Pflanzenverwendung und Dienstleistungsentwicklung.
In der Praxis haben fertig ausgebildete Gartenbautechniker bisweilen einen schweren Stand. Vom Berufsstand irgendwo zwischen Gärtnermeister und Diplom-Ingenieur oder Bachelor eingereiht, haben sie in den Augen der Gartenbauunternehmen ein unscharfes Berufsprofil. Nach 50 Jahren Technikerausbildung in Deutschland sind sie in ihrer Heimatbranche auch heute nicht einmal in deren Tarifvertrag verankert.
Schwerer Stand in der Branche
Unter vorgehaltener Hand heißt es in Verbandskreisen auf die Frage, warum die Technikerausbildung dort seit je keine Unterstützung erfährt: „Wir wollen nicht, dass die von der Branche ausgebildet werden und dann als Techniker in den dritten Absatzweg, zu den Baumärkten, abwandern.“ In Baumarktkreisen, denkt man da ganz anders: „Es ist einfacher aus einem Gärtner einen Kaufmann als aus einem Kaufmann einen Gärtner zu machen – deswegen nehmen wir so gerne ausgebildete Gartenbautechniker.“
Für die nächsten Jahre sieht von Mansberg eine neue Zielgruppe für die Ausbildung zum Gartenbautechniker – sogenannte Quereinsteiger. Das sind Praktiker, deren Abschluss als Gärtnermeister schon eine Weile her sein mag, die aber für sich erkennen, dass sie breiter ausgebildet sein müssten, um beruflich zu bestehen oder voranzukommen.