... Menschen heißt Spanien. So steht es im neuen Bloomberg Health Index (l.). Aber was ist dort besser als bei uns? Genauer: Isst man dort besser? Forscher sind sich nämlich weltweit einig: Hauptfaktoren für Gesundheit sind Lebensstil und Ernährung. Es lohnt sich also zu fragen, warum es in Japan so viele über 100-Jährige gibt und in Schweden so selten Diabetes. Dr. Matthias Riedl von den NDR-„Ernährungsdocs“ hat die Speisepläne der gesündesten Länder untersucht. In seinem Buch „Artgerechte Ernährung“ (GU, 216 Seiten, 19,99 Euro) zeigt er, was wir von anderen Tellern stibitzen sollten. Motto: Lernen von den Besten. Und das mit Genuss!
Granatäpfel schützen die Zellen sogar besser als grüner Tee
Spanien: Ruhige Mahlzeiten fürs Herz
Knoblauch beugt Rheuma vor und bessert den Blutdruck
Spanier werden am ältesten: Ihre Lebenserwartung liegt mit 83 Jahren drei Jahre über dem EU-Durchschnitt. Wesentlich seltener als den Deutschen machen ihnen Rheuma und Herz-Kreislauf-Beschwerden zu schaffen. „Ihr Rezept“, so Ernährungsprofi Dr. Riedl: „Siesta und kleine Essensportionen aus der vielfältigen Gemüseküche.“ Die lange Pause lässt jedem genug Zeit, zur Ruhe zu kommen. „Das senkt den Stresshormonspiegel und ist auch gut für die Verdauung“, so Riedl. Gegessen wird ohne Hast, man springt nicht sofort auf, wenn man fertig ist. Essen ist in Spanien Genuss und Entschleunigung mit Zutaten bester Qualität.
Dr. Riedls Diagnose
„Die Bewohner Spaniens habenwesentlich seltener Rheuma , Rückenleiden oder Herz-Kreislauf-Beschwerden.“
Italien: Sardische Küche für ein langes Leben
Das süße, sorglose Leben? Von wegen. Seit Jahrzehnten stagniert in Italien das Wirtschaftswachstum, es herrscht Jugendarbeitslosigkeit, der Staat hat immense Schulden. Trotzdem werden die Menschen hier enorm alt. Auf Sardinien etwa leben besonders viele über 100-Jährige (31 pro 100.000 Einwohner in der Provinz Nuoro, in Deutschland nur 19). Dann darf’s zum Frühstück auch mal ein Keks sein. „Die beliebten, einfachen Gerichte der italienischen Küche bestehen oft aus wenigen Zutaten“, so Dr. Riedl. „Sonnengereiftes Gemüse, aromatische Kräuter, reichlich hochwertiges Olivenöl gelten als kulinarische Garanten für ein langes, gesundes Leben.“ Und dazu ein Glas Wein. Eines wohlgemerkt.
Kaffee regt mit Koffein die Hirndurchblutung an
Dr. Riedls Diagnose
„Eine mediterrane Kost senkt das Körpergewicht besser als eine fettarme Diät.“
Artischocken senken mit Bitterstoffen den Cholesterinspiegel
Olivenöl hilft mit Polyphenolen den Arterien
GESUNDHEIT
Japan: Die Fitformel für die Zellen
Shiitake gilt als Heilpilz, der Tumoren hemmt
Reis ist Teil fast jeder Mahlzeit. Doch sind die Portionen klein
Den Magen nur zu 80 Prozent zu füllen ist eine selbstverständliche Tradition in Japan. Hara hachi bu heißt diese Mäßigung. Japaner sind deutlich gesünder als andere Nationen und bis ins hohe Alter schlank. Dort erreichen 55 pro 100.000 Einwohner ein biblisches Alter. „Es ist erwiesen, dass Fasten und ein leichtes Hungergefühl die Zellen jung hält“, weiß Dr. Riedl. Japaner bevorzugen leichte Speisen und lieben Suppe, auch zum Frühstück. Algen kommen oft auf den Tisch. Ihr Fucoidan zerstört sogar Krebszellen! Karg ist die Küche trotz kleiner Portionen nicht: Zur Essgewohnheit gehört ein Streben nach Perfektion: ausgezeichneter Geschmack, perfekter Anblick, erlesenes Geschirr. „Tokio hält die meisten Michelin-Sterne der Welt“, so Dr. Matthias Riedl. „Mehr als Paris!“
Misosuppe enthält pflanzliches Eiweiß und Algen
Dr. Riedls Diagnose
„Leichtes Hungergefühl hält die Zellen jung.“
Skyr ist ein Milchprodukt mit viel Protein
Schweden: „Husmanskost“ gegen Diabetes
Preiselbeeren tun dank vieler Vitamine den Knochen gut
Nicht nur bei Wohlbefinden und Gesundheit schneidet Schweden überdurchschnittlich gut ab, auch bei Bildung und Umwelt. Wichtig ist „Lagom“, das richtige Maß, beim Genuss wie im Alltag. „Beim Essen ist es der Moment, wenn man angenehm gesättigt ist“, so Dr. Riedl. Die Gerichte sind einfach: Kartoffeln, Fisch, Wildfleisch, Pilze und Waldbeeren ergeben wohlschmeckende „Husmanskost“. „Der Verzehr von Seefisch und Rapsöl könnte Grund dafür sein, dass man hier weniger Diabetes und Schlaganfälle zählt.“
Dr. Riedls Diagnose
„Schweden lieben Süßes , aber nur an einem Tag in der Woche!“
Walderdbeeren sind reich an Eisen und Flavonoiden
Island: Fermente für den Darm
Wildlachs kommt direkt aus Islands Fjorden
Die sauberste Natur, der geringste Stresslevel der EU und dazu viel an Omega-3-Fettsäuren aus Lachs, Hering und Rotbarsch, die Gehirn und Gefäße schützen. Weil Importiertes teuer ist, wird mit Zutaten der Region gekocht, sogar mit Isländisch Moos, Flechten, die in die Suppe kommen. Fermentierte Lebensmittel gehören zur gesunden Tradition und helfen dem Darm. Beliebt ist das Roggenvollkornbrot Rúgbrauð mit darmschützenden Ballaststoffen, das es sogar als Dessert gibt.
Dr. Riedls Diagnose
„Ein wichtiger Vitalfaktor ist dasIsland-Moos.“
Singapur: Schlank mit Asiafood
Koriander bremst stille Entzündungen
Kurkuma fördert das Wachstum von Nervenzellen
Chilis haben mehr Vitamin C als Zitrusfrüchte!
Dr. Riedls Diagnose
„Übergewicht ist hier nahezu unbekannt.“
Israel: Hummus für die Nerven
Grapefruits schützen mit Lycopin die Arterien und vor Krebs
Von Israel kann man lernen, in angespannten Phasen entspannt zu bleiben. So ist das Zusammengehörigkeitsgefühl höher als im europäischen Durchschnitt, und Essen findet meist in Gemeinschaft statt. Viele biblische Speisen haben in Israel ihre Bedeutung behalten, besonders wichtig sind die Brotsorten. Sephardische Küche aus Spanien, Griechenland und der Türkei wurde um Orientalisches bereichert. Bulgur-Petersilien-Salat mit Zitronen-Olivenöl-Dressing ist erfrischend und liefert Sonnenvitamine, Baba Ganoush aus Auberginen und Sesampaste hilft mit Magnesium und Kalzium, besser mit Stress umzugehen und erholsam zu schlafen.
Schakschuka aus Tomate, Zwiebeln und pochierten Eiern
Dr. Riedls Diagnose
„Das israelische Frühstück ist üppig: frische Früchte, Eier, Schakschuka, Fisch.“
Schweiz: Käse für die Knochen
80 Prozent der Schweizer sind bei guter Gesundheit. Etwa 450 Käsesorten kommen von hier (gut für die Knochen), Rösti (aus Kartoffeln mit Schale) und Bircher-Müsli mit Nüssen.
Australien: Bush Food für den Blutdruck
Grandiose unberührte Natur, dazu eine riesige Auswahl frischer heimischer Zutaten von Mango bis Avocado, von Hummer bis Rindfleisch: Das hält die Australier gesund.
Norwegen: Eiweiß für den Stoffwechsel
Beste Wasserqualität und hoher sozialer Zusammenhalt sind Faktoren für die sehr hohe Lebenserwartung. Aus der Küche: Eiweiß aus Molke und Fisch senkt u. a. das Infarktrisiko
Petersilie hebt die Laune und fördert die Zellteilung mit Folsäure
Avocados für gute Augen und schöne Haut
Hummus stärkt Abwehr und Nerven
Sesam fördert gesunden Schlaf
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