... nächsten Tage waren für mich schwer, alleine im Zimmer, ohne Blick in die Zukunft. Bis eines Tages meine Mama vorschlug: ‚Wie wäre es mit zwei Babykatzen?‘ Ich dachte mir, das meint sie doch nicht ernst, aber aus dieser Idee wurde schnell Realität. Wir fuhren zu einem Tierschutzverein, welcher Katzen aus einem illegalen Zuchtbetrieb in Polen gerettet hatte. Als mein Blick auf eine kleine graue Katze mit strahlenden orangenen Augen fiel, wusste ich, dass das mein Schutzengel ist. Ich habe es gespürt. Wir nannten die beiden Tinka und Nelly. Nelly und ich hatten von Anfang an eine besondere Bindung. Siewurde meine beste Freundin und half mir stark zu bleiben, weil ich nun jemand hatte, für den es sich zu leben lohnte (abgesehen von meinen Eltern natürlich). Ich kam auf eine neue Schule, lernte neue Freunde kennen und es schien so, als würde alles besser werden. Bis auf den Tag, als sich der Vorfall mit den Schnittwunden wiederholte. Ich lag also in meinem Zimmer auf dem Boden, da mir durch den Blutverlust schwindelte und brachte keinen Ton raus. Bis Nelly von meinem Bett sprang und sofort gemerkt hat, dass etwas nicht stimmt. Sie schleckte an meinem Gesicht und fing an laut zu miauen. Meine Eltern kamen in mein Zimmer und dachten, dass Nelly nur raus möchte, bis sie mich fanden und sofort ins Krankenhaus fuhren. Die Ärzte meinten, ich hatte sehr viel Glück, denn hätten meine Eltern mich nicht gefunden, wäre es wahrscheinlich schlecht für mich ausgegangen. Nelly hat mir das Leben gerettet. Dieser Vorfall ist nun drei Jahre her. Ich habe mich sehr gut entwickelt und meine Depressionen wurden über die Jahre weniger. Heute habe ich einen sehr guten Freundeskreis gefunden, einen Freund seit neun Monaten und bin sogar gerade dabei, mein Abitur zu machen. Ich kann sehr stolz auf mich sein, dass ich mein Leben um 180 Grad umgekrempelt habe. Doch all dies wäre niemals ohne Nelly geschehen. Durch sie habe ich eine zweite Chance gekriegt und konnte diese nutzen.
Dafür, dass Nelly nicht nur im kritischen Augenblick, sondern immer genau erspürt, wie es ihrer Timea geht, und ihr den Lebensmut zurückgegeben hat, verleihen wir Nelly den Titel „Ehrenkat ze 2022“. Natürlich wünschen wir auch Timea alles Gute für ihre Zukunf t – sie kann wirklich stolz auf sich und ihre Nelly sein!
2. Platz: Luisa von Jenny Kleffel
Luisa – ein tapferes Kätzchen mit Sonne im Herzen – hat eine bewegt e Vergangenheit und verlor dennoch nie ihre Lebensfreude. Jenny Kleffel erinnert sich: „Luisa – damals hieß sie noch Blümchen – wurde in Ungarn im August 2013 geboren. Als Kätzchen wurde sie dort in einen Verkehrsunfall verwickelt und von einer Pflegestelle aufgenommen. Herr Peter Reisner, Leiter und Besitzer der ‚Katzenpension Reisner‘, war wieder einmal mit einer Futterspende aus Deutschland in Ungarn und saß bei seiner dortigen Ansprechpartnerin Anikó im Wohnzimmer, als plötzlich ein getigertes Kätzchen mit unnatürlich weit nach links weggestrecktem Vorderbeinchen an ihm vorbeisauste. Es fehlte das nötige Geld für eine weitergehende Behandlung. Und so kam es, dass Herr Reisner Blümchen auf seine Heimreise mitnahm. Es folgte eine wahre Tierarzt-Odyssee, die Blümchen sehr tapfer und geduldig meisterte und an deren Ende sie endlich – dank mehrerer Orthesen und Operationen – wieder auf allen vieren laufen konnte. Wegen ihrer extrem empfindlichen Ballen kam jedoch Freigang mit Herrn Reisners anderen Katzen nicht infrage. 2016 machte mein alter Kater Josef Urlaub in der ‚Katzenpension Reisner‘ und da entdeckte ich sie! Sie war und ist für mich die strahlendste Katze, neben meinem Josef, die ich je kennenlernen durfte. Blümchen bekam ein neues Zuhause bei uns und wurde fortan Luisa genannt. Das war ein schwerer Abschied für Herrn Reisner, doch er wollte immer das Beste für Blümchen. Luisa war von Anfang an ein Sonnenschein, eine kleine liebevolle, fürsorgliche, lebensfrohe und geduldige Katze, die sich durch ihr Handicap in keinster Weise auch nur einen Funken Freude nehmen ließ und lässt.
Als unser unser lieber Kater Josef 2018 verstarb und kurz darauf die schüchterne Susi aus dem spanischen Tierschutz bei uns einzog, bewies Luisa einmal mehr ihr großes Herz: Luisa zeigte unserer kleinen Susi, wie man sich putzt, wie lecker ein schönes Essen schmecken kann, wie herrlich es ist, in der Sonne zu liegen. Ganz langsam und mit Luisas Unterstützung konnte sich Susi auf Menschen einlassen.“
Für ihre Tapferkeit, aber auch die Freude, die sie in das Leben so vieler Menschen und Katzen gebracht hat, verleihen wir Luisa den Titel „Ehrenkat ze 2022“. Unsere Hochachtung gilt darüber hinaus auch Menschen wie Herrn Reisner und all jenen, die sich tagtäglich für den Tierschutz im In- und Ausland einset zen.
3. Platz: Hades von Katja Stiefenhöfer
In guten wie in schlechten Zeiten: Kater Hades gibt seiner Menschen-Familie ganz viel Liebe zurück. Katja Stiefenhöfer erzählt:
„Hades ist vor ziemlich genau zwei Jahren aus dem Tierschutz aus der Ukraine zu uns gekommen. Er ist unser kleiner Corona-Held: In einer Situation, mit der niemand so richtig umzugehen wusste und in der uns – als jungem, aktivem Pärchen – so manches Mal die Decke auf den Kopf gefallen wäre, hat er unser Leben in jeder Sekunde bereichert. Seine Katzenvideos haben binnen kurzer Zeit „die Runde gemacht“ und auch meinen Eltern und Schwiegereltern den Tag erhellt. Als im letzten Jahr mein Vater an Krebs erkrankt ist, hat die Zeit, als er sich um Hades als ,Urlaubsvertretung‘ kümmern durfte, ihn richtig aufgebaut und die Verantwortung ihn stolz gemacht. Dass Hades auch medizinische Unterstützung braucht, hat zu Solidarität geführt und zu einer besseren Akzeptanz der eigenen Situation (der Kater braucht ja auch jeden Tag Medikamente). Hades ist ein kleiner Seelenkater und das Beste, was uns passieren konnte. Wir würden immer wieder einem „armen Tropf“ aus dem Tierschutz ein neues Leben ermöglichen, Hades zeigt uns jeden Tag, wie dankbar er uns dafür ist.
Weil er seine Familie durch turbulente Zeiten begleitet und ihr Mut gegeben hat, verleihen wir Hades den Titel „Ehrenkatze 2022“.