... zu lernen und folglich weniger Flexibilität. Was braucht es stattdessen?
Zweites Element: Andere anerkennen für das, was sie tun. Das klingt so simpel und geht doch oft schief. Warum? Weil es uns im Alltag schwerfällt, andere überhaupt wahrzunehmen. Wer von Ihnen könnte den Gorilla im berühmten Basketballvideo loben? Genau, fast niemand, weil ihn die meisten eben nicht sehen.
Dazu passt die Story eines Gründers, der sein Top Team lobte, wo es ging, um es dann an eine Ausgründung zu verlieren. Empörend, oder? Bis ihm aufging, dass er sich nie bemüht hatte zu verstehen, was dem Team wirklich wichtig war. Es also nicht wirklich wertgeschätzt hatte. Hätte er gefragt, hätte er das Interesse an Ownership verstanden und befriedigen können.
Coaching ist keine Reparatur, sondern notwendiger Spiegel
Lernbereitschaft und Verständnis für das größere Ganze.
Drittes Element: Immer lernbereit und offen sein. Mal wieder ein No-Brainer. Oder? Frage ich meine Seminarteilnehmer, ob sie das sind, sagen alle: „Klar bin ich das.“ Und dann kommen Statements wie: „Mir liegt Storytelling einfach nicht“, oder „Ich kann halt keine Show“, oder „Ich bin, wie ich bin“. Gemütlichst haben sie sich im Gewohnten eingerichtet und sind wenig bereit, sich BEWUSST für die BEWUSST übernommene Führungsaufgabe zu ändern. Stattdessen wird Authentizität vorgeschoben.
DEMUTSVOLLE CEOS HABEN ERFOLGREICHERE START-UPS
Nur! Ebenso wie ich beim Erlernen von AI-Tools authentisch bleiben kann, kann ich das auch, wenn ich an der eigenen Art zu führen und zu kommunizieren arbeite. Oder?
Testen wir mal den Umfang des Lernbaren. Was meinen Sie? Könnten Sie Charisma lernen? Wenn es denn Ihrem Unternehmen helfen würde?
Klar können Sie. Lesen Sie mal bei Prof. Antonakis nach. Ein Kinderspiel? Na ja, Zeit und Energie braucht es schon – aber wer Investoren beindrucken will, muss sich die auch nehmen.
Viertes Element: Jeder ist nur ein kleiner Teil eines größeren Ganzen, endlich, leicht ersetzbar und sehr von Umständen und Glück begünstigt. Nur wer das verinnerlicht, gehört nicht zur Hälfte der Start-Ups , die scheitern, weil sie Produkte anbieten, die der Markt nicht braucht. Nur wer das verinnerlicht, gehört nicht zu den CEOs, die in Hybris und Arroganz abdriften.
VC Investor Shubhankar Bhattacharya sieht Demut gar als sine qua non für den Erfolg. Er erzählt die positive (und seltene) Geschichte zweier Entrepreneure, die trotz Exits von mehr als 100 Mio. $ ihre Perspektive nicht verloren. Der eine entschuldigt sich, dass er vorm Treffen auf Social Media nicht das Bild gecheckt habe, um ihn zu erkennen; der andere hatte wertschätzend all seine Artikel gelesen.
Was nun?
Die gute Nachricht: Demut lässt sich messen und lernen. Was muss man dafür tun? Zuerst ein wenig Kognitives: Von Stolpersteinen auf dem Weg zur Demut hören, Tools verinnerlichen und viele Beispiele gezeigt bekommen. Dann geht es ans tägliche Üben. Mit Wertschätzung für die anderen. Und auch für sich. Natürlich idealerweise mit einem Coach.
Also: Was nochmal bringt Demut den Start-Ups? Da wiederhole ich mich gerne: Messbar mehr Innovation. Eine bessere Fehlerkultur. Engagierteres Top- Team. Eine flexiblere Strategie. Bessere Beziehungen zu Investoren. Folglich insgesamt eine bessere Performance.
Da klingt Demut doch nicht mehr duckend und servil, sondern wie eine zwingende Ausstattung für alle, die Unternehmen erfolgreich lenken wollen!
Dr. Franziska Frank
Dr. Franziska Frank ist Visiting Lecturer an der ESMT Berlin. Ihr Thema: Direkte und indirekte Einflussnahme. Im März 2021 erschien ihr Buch „Mit Demut zum Erfolg – Leadership im 21. Jahrhundert“.