... zusammengestellten Teams riesengroß ist, mache ich auch keinen Hehl. Doch die Entwicklung gibt mir auch zu denken. Ich glaube, dass solche Wechselarien – sollten sie in Zukunft normal werden – der Liga langfristig schaden werden. Stellt euch vor, ihr seid Fans von Charlotte oder OKC. Die Gesichter der Franchise – einfach weg. Oder die, zugegeben nun bestens davon gekommenen, Pels: Da fordert der Franchise-Player mitten in der Saison lautstark einen Trade, sein Abschied schon seit Monaten beschlossene Sache.
Natürlich kann ich auch die Baller verstehen. Kemba und AD zum Beispiel wollen Playoffs spielen – absolut nachvollziehbar. Und auch die Teams müssen schauen wo sie bleiben. In Oklahoma macht ein Rebuild Sinn. Am Ende des Tages muss man feststellen, dass Identifi kation verloren geht. „Russ” war OKC. „Kemba” war Charlotte. Fans ist nichts wichtiger als die Identifi kation mit der eigenen Franchise, und die ist nun mal auch an Spieler gebunden. Die Mentalität der Stars hat sich in meinen Augen geändert. Die Mode, alle paar Jahre zum nächsten Superteam zu wechseln um möglichst viele Ringe abzustauben, statt die eigene Franchise zu Ruhm und Ehre zu führen, muss man akzeptieren. Mögen aber nicht! Stellt euch vor, Dirk hätte nach der Finals-Niederlage 2006 und dem niederschmetternden Erstrundenaus 2007 einen Trade gefordert. Zum Beispiel zu den Lakers, oder nach Cleveland. Oder sich 2010 als Free Agent einem Team mit einem oder besser noch zwei Stars angeschlossen um endlich einen Titel zu holen. Heute ist das Standard, sogar im Erfolgsfall (Kawhi, KD) ziehen die Sternchen der Liga weiter. Nichts gegen Veränderung, aber ein bisschen mehr Loyalität würde der NBA gut zu Gesichte stehen.
ENDLICH WIEDER AUSGEGLICHEN!
Die Playoffs inklusive Finals sind das Highlight jedes Basketballjahres – doch nicht viel weiter dahinter kommt für mich die Free Agency. Das große Rätselraten, welchen Superstar es wohin zieht, die unzähligen „Breaking News” und Gerüchte, die Vorfreude auf die komplett neuen, spannend zusammengestellten Teams: So ist es schon im Juni und Juli kaum abzuwarten, bis endlich die neue Saison beginnt! In diesem Sommer ging es dabei besonders verrückt zu, langjährige Aushängeschilder wie Russel Westbrook oder Kemba Walker wechselten den Klub, gute Teams wie beispielsweise Utah oder Portland wurden mit ihren Moves zu geheimen Titelfavoriten – und vor allem ist das Fünf-Allstar-Lineup der Golden State Warriors endlich Geschichte! Dafür haben mit den Nets, Lakers und Celtics drei der vier „Big-Market-Teams” (über die Knicks hüllen wir den Mantel des Schweigens) nun Teams zusammen, die defi nitiv ein Wörtchen um die NBA-Finals mitreden werden!
Spätestens seit dem Zusammenschluss von Pierce, Garnett und Allen anno 2007 ist der gängige Trend in der NBA: Superstar sucht sich Superstar, um die bestmögliche Chance auf den Titel zu haben. Das sorgt zwar dafür, dass es Teams wie Charlotte oder Oklahoma City gibt, die nun gänzlich ohne Star dastehen und so auch ein Stück weit Identität verlieren. Das ist für die einzelnen Klubs natürlich schade, jedoch gibt es seit Bestehen der NBA in jedem Jahr Teams, die um die goldene Ananas spielen und in Form von hohen Draftpicks sogar dafür belohnt werden. Und ist es nicht als neutraler Basketballfan viel schöner, zehn richtig guten Teams mit zwei Superstars zuzusehen, als mitleidig darauf zu hoffen, dass eines von etlichen semiguten Teams die eine Übermannschaft aus Golden State schlägt? Der Wechsel-Wahnsinn im Sommer hat der NBA eine Ausgeglichenheit zurückgebracht, über die wir uns spätestens zum Start der Playoffs alle freuen werden.
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