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Der »Blockchain-Visionär«


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founders magazin - epaper ⋅ Ausgabe 35/2022 vom 31.03.2022

Wissen

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Bildquelle: founders magazin, Ausgabe 35/2022

David Glades hat das Potenzial dezentraler Finanzsysteme früh erkannt, an richtiger Stelle investiert und erntet noch heute die Früchte der Blockchain. Seit 2014 gibt er sein Wissen als Berater an seine Kunden weiter. Im Interview nimmt er Stellung zu aktuellen Debatten um Kryptowährungen und verrät seine Prognose für deren weitere Entwicklungen.

Auf deiner Webseite liest man, dass du bereits vor sieben Jahren den heutigen Bitcoin-Kurs vorausgesagt hast. Wie bist du damals auf das Thema Kryptowährung gekommen?

Ich habe mich immer schon für innovative Technologien im Anfangsstadium interessiert, weil ich einfach gemerkt habe, dass man als Investor den größten Ertrag erzielen kann, wenn man Zukunftstrends vor der Masse erkennt und früh dabei ist. 2014 hat mich ein Kollege auf Bitcoin aufmerksam gemacht und ich habe sofort das Potenzial der Blockchain, das Protokoll, auf dem Bitcoin aufbaut, erkannt. Damals gab es neben Kryptowährungen als Zahlungsmittel kaum Anwendungsfälle, aber ich wusste, dass sich in diesem Markt sehr schnell neue Use-Cases entwickeln werden, da zahlreiche Konzernchefs, Investoren und auch Entwickler begonnen hatten, diese Technologie ernsthaft zu studieren. Darum habe ich es mir auch zur Lebensmission gemacht, so viele Menschen wie möglich über diese dezentrale Revolution aufzuklären und es entstand mein bekannterer Name »Blockchain-Visionär«.

Ganz ehrlich, war das damals Glück oder doch Kalkulation? Wie ist es bei solch einem volatilen Vermögenswert überhaupt möglich, eine fundierte Kursvorhersage zu treffen?

Ich würde sagen, ein bisschen von beidem. Dass ich so früh auf die Blockchain aufmerksam wurde, verdanke ich einem Gespräch, aber die Tatsache, dass ich meinen gesamten Fokus dieser Technologie gewidmet habe, und zwar ausnahmslos bis heute, ist alleine meiner starken Überzeugung und meinem Durchhaltevermögen geschuldet. Ich hatte Bilder: Christian Wolf, privat nach meinen Marktanalysen einfach erkannt, wie klein dieser Markt war, welches Problem durch die Blockchain gelöst wird und wie viel Kapital noch in diesen Markt fließen wird. Daher war für mich die Volatilität vollkommen irrelevant, da diese nur eine kurzfristige Schwankung im Preis symbolisiert. Worauf ich mich fokussiert habe, war, den Wert zu evaluieren und dieser ist über die ganzen Jahre stark angestiegen. In den Divergenzen von Wert und Preis liegen die Opportunitäten guter Investoren.

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Die Blockchaintechnologie mit ihren scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten ist in letzter Zeit in aller Munde und polarisiert. Besonders hinsichtlich des Energieverbrauchs hat der Bitcoin Imageprobleme, gerade erst ist er deswegen nur knapp einem Verbot in der EU entgangen. Wie stehst du zu der Klimadebatte um Bitcoin und was muss deiner Ansicht nach unternommen werden?

Der Ressourcenaufwand ist von sogenannten Proof-of-Work Blockchains tatsächlich weitaus höher als von anderen Proof-of-Stake Chains. Man muss jedoch festhalten, dass nahezu alles, was wir tun, Strom benötigt und wir generell eine Energiewende hin zu nachhaltigen Ressourcen vorantreiben müssen. Bitcoin ist hier keine Ausnahme, wird jedoch sehr gerne in den Medien in ein falsches Licht gerückt. Wenn man sich neueste Studien genau ansieht, wird man merken, dass ein großer Teil der Miner, jener Marktteilnehmer, die Bitcoins kreieren, mit nachhaltigen Energiequellen arbeiten.

Man darf auch nicht vergessen, dass der Nutzen dieses Stromverbrauchs für viele Leute sehr groß ist. Ein zensurresistenter, digitaler Vermögenswert wie Bitcoin ermöglicht es den Leuten, Werte frei von Kapitalkontrolle zu bewegen. Das ist mit keinem anderen anerkannten Vehikel möglich, das zeigten zahlreiche Bank-Runs, Einfrierungen von Konten und viele andere zentralistische Versagen in Krisenzuständen der Vergangenheit. Auch wenn man den gesamten Energieaufwand des Finanzsektors zusammenzählen würde, mit dem ganzen Gelddrucken, E-Banking usw. käme man zu der Feststellung, dass er viel, viel größer ist als der Energieverbrauch von Bitcoin.

In den letzten drei Jahren hat sich die Zahl der Länder, in denen Kryptowährungen verboten sind, fast verdreifacht. Dazu gehören unter anderem Ägypten, Marokko und China. Wie sicher können wir uns in Deutschland noch mit dem Kryptohandel sein?

»In den Divergenzen von Wert und Preis liegen die Opportunitäten guter Investoren.«

Das ist nicht ganz richtig. In China wurde das Mining verboten und nicht per se alles, was mit Krypto zu tun hat. Innovation im Bereich Blockchain wird von der chinesischen Regierung sogar stark gefördert, nur wird versucht, eine zentralistische Form zu etablieren, um einen Machtverlust zu vermeiden. Ich bin der festen Überzeugung, dass ein generelles Verbot von Kryptowährungen ein Wettbewerbsnachteil für ein Land ist. Innovative Blockchain-Firmen, FinTech-Start-ups und auch Investoren werden folglich nach Alternativen im Ausland suchen, wo neue Arbeitsplätze entstehen werden, was letztendlich zu einem Wirtschaftswachstum führen wird. Das haben die meisten Banken und Länder bereits erkannt und fördern daher Regulation, anstatt Verbote auszurufen. Das ist meiner Meinung nach auch der richtige Weg, da es im aktuellen Adaptionsstadium der Blockchain auch rechtliche Klarheit braucht, um neuen Institutionen den Eintritt in den Markt zu ermöglichen. Ich bin stark davon überzeugt, dass auch Deutschland diesen Weg gehen wird.

Wie wird die Blockchaintechnologie die Business-Landschaft verändern?

Die Blockchain ermöglicht es uns, Transaktionen aller Art ohne eine Drittpartei automatisiert abzuwickeln. Wenn man sich nur überlegt, was das alleine im Bankensystem an Transaktionskosten einspart und welchen Wohlfahrtseffekt es haben würde, diese Einsparungen in Bereiche wie Bildung zu investieren, dann wird man alles tun, um die Adaption von Blockchain voranzutreiben. Es werden sehr viele Intermediär-Jobs durch die Blockchain überflüssig, doch wie auch in der Vergangenheit werden dadurch neue Berufe und Businessmodelle entstehen. Anwendungen wie DeFi, NFTs, Tokenisierung oder Digital Identity sind nur ein Bruchteil von dem, was alles kommen wird.

Inzwischen gibt es neben dem Bitcoin zahlreiche weitere Coins und ständig tauchen neue auf. Welche Kryptowährungen haben die besten Überlebenschancen und an welchen Kriterien machst du das fest?

Mehr als 95 Prozent der Projekte da draußen sind substanzlos und werden wieder von der Oberfläche verschwinden. Man sollte sich immer die Frage stellen, welches Problem ein Projekt versucht zu lösen und ob die Verwendung der Blockchain einen echten Vorteil bringt.

Ganz oft ist es nämlich der Fall, dass bei einem Projekt nur Versprechungen gemacht werden, wie sich der Preis des eigenen Coins entwickeln wird, ohne zu argumentieren, warum dies so ist. Ein Coin ist keine Aktie und muss einen gewissen Zweck erfüllen. Ist dem nicht so, kann zwar ein Projekt gut sein, aber wenn man den Coin dafür nicht benötigt, wird es auch langfristig kein gutes Investment sein.

Vielen Gründerteams geht es meist nur darum, Marketing zu betreiben und durch Verkauf des Coins Gewinne zu erzielen. Man muss wirklich genaue Recherchen anstellen, wer hinter einem Projekt steckt, welche Partnerschaften bestehen und was das Alleinstellungsmerkmal ist. Ich bin jedoch sicher, dass aktuell das neue Amazon, Google oder Facebook der nächsten Generation auf der Blockchain bereits entstehen und es nur eine Frage der Zeit ist, bis es so weit ist.

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