... nämlich gerade eines von den großen Sofakissen oben auf seine Burg drauf. Als Dach.
Das ist gar nicht so leicht. Denn er muss aufpassen, dass dabei nicht alles wieder zusammenkracht, was er gerade mit viel Mühe gebaut hat.
Das, was Papa weghaben will, das sind die Trümmer von Henris Legostadt, die er am Nachmittag in der Küche aufgebaut hatte, und die jetzt über den ganzen Fußboden verteilt rumliegen. Leider konnte die Legostadt dem Einschlag von Henris Fußball nicht standhalten.
»Hier weiß man überhaupt nicht, wo man hintreten soll«, schimpft Papa, und Henri hört, wie er die Teile mit dem Fuß zur Seite schiebt.
Manchmal ist Papa im Stress, wie er das nennt. Das bedeutet, dass er sich dann über Sachen ärgert, über die er sich sonst nicht aufregt.
Na ja, denkt sich Henri, nicht so schlimm.
So, jetzt hat der Turm von Henris Burg ein Dach.
Er setzt sich die Krone aus Pappe auf, die er im Kindergarten gebastelt hat und krabbelt unter den Sofatisch, weil es da in die Burg reingeht. Von dort klettert Henri aufs Sofa, und wenn er sich da draufstellt, dann kann er aus dem Turmfenster schauen. »Henri, jetzt bitte!«, ruft Papa. »Ich mag nicht alles zweimal sagen.«
Er kommt ins Wohnzimmer und bleibt fassungslos stehen. »Hier hast du ja auch alles auf den Kopf gestellt!« »Nein«, sagt Henri, »ich hab nur was auf den Tisch und auf das Sofa gestellt.«
Papa seufzt und schüttelt den Kopf. »Und was soll das werden, wenn’s fertig ist?« »Das ist eine Burg«, erklärt Henri. »Die ist schon fertig.« »Aha«, brummt Papa. »Und wer räumt das . jetzt alles wieder auf?« »Das kannst du einfach stehen lassen«, erklärt Henri großzügig, »ich will da morgen noch was anbauen.« »Ah ja, du bist hier jetzt wieder der King, oder was?«
Papa sieht Henri herausfordernd an. »Na ja …« Henri grinst. »Wart mal«, sagt er.
Dann verschwindet er in den Tiefen seiner Burg und kommt einen Augenblick später unter dem Tisch wieder hervorgekrabbelt. »Nimm mich mal hoch, bitte!« Henri streckt seinem Papa die Arme entgegen.
Papa seufzt. »Also komm«, sagt er und nimmt Henri auf den Arm. »Hier, Papa«, sagt Henri und setzt ihm seine Krone auf den Kopf. »Solange ich schlafe, kannst du der King sein.« »Oh!« Papa lacht. »Wie großzügig von dir.
Und was ist mit dem Lego in der Küche?« »Ähm«, Henri überlegt. »Okay, das räumen wir beide noch schnell zusammen auf.«
Papa zieht die Augenbrauen hoch. »Wieso wir beide?«, fragt er. »Ich bin doch jetzt der King.«
Henri grinst. »Noch nicht. Erst wenn ich schlafe.«
Renus Berbig lebt in Berlin und München. Er schreibt Geschichten und Hörspiele fürs Radio, wo er ein geheimnisvolles Doppelleben als Sonntagshuhn führt. Außerdem sind von ihm mehrere Kinderbücher erschienen, zuletzt das Bilderbuch »Tapetentier & Holzvogel« im Tulipan Verlag.
Christoph Kirsch, geboren 1971, gewann mit 7 Jahren einen Malwett bewerb bei Burger King und durfte ein Jahr lang umsonst dort essen. Schon damals erkannte er, dass er vom Zeichnen leben wollte. Seit 2002 lebt und arbeitet er als freier Illustrator in Barcelona. www.christophkirsch.eu