NEUE NATIONALGALERIE
Bildquelle: Weltkunst, Ausgabe 190/2021
D ie Kunstwelt bietet kaum ein erhebenderes Gefühl, als die Stufen zur Granitterrasse der Neuen Nationalgalerie hinaufzugehen und sich dem Museum zu nähern. Auf dem 105 mal 110 Meter großen Plateau ist man der Wirklichkeit schon ein bisschen enthoben, während die Halle aus Stahl und Glas scheinbar alle Gesetze der Schwerkraft aufhebt. Die Dachplatte scheint über den Glasscheiben zu schweben, während sich die transparente Außenhülle zwischen feinen Profilen fast völlig entmaterialisiert. Innen und außen durchdringen sich, doch steigert sich die Erwartung, endlich einzutreten und die Riesenhalle, in die man die ganze Zeit schon hineinblicken kann, als Raumgefühl auf sich wirken zu lassen.
Ludwig Mies van der Rohe, der Meister der Formreduzierung und höchster Eleganz, überließ auch bei seinem späten Berliner Meisterwerk nichts dem Zufall. Er konnte seine Architektur mit einer ...