... immer veränderten. Hat die Politik genug daraus gelernt? Für FUNK UHR analysiert Terrorismus-Experte Elmar Theveßen (54) die Lage.
Wir spüren immer noch Angst und Schrecken
Die Angriffe der Terroristen lassen uns auch 20 Jahre danach noch oft erschrecken. Manchmal zucken wir zusammen, wenn wir am Himmel ein Flugzeug sehr nah an einem hohen Gebäude vorbeif liegen sehen. Viele Passagiere beobachten bis heute sehr genau, wer mit ihnen in die Maschine steigt. Könnte ein Entführer wie damals darunter sein? Noch immer ist unbegreif bar, dass es überhaupt so weit kommen konnte. Elmar Theveßen kennt den Grund: „9/11 geschah, weil Politik und Geheimdienste die Bedrohung durch Al Qaida dramatisch unterschätzt haben. Es war eine Mischung aus Ignoranz, Arroganz und Eifersüchteleien zwischen den Sicherheitsbehörden, die es Al Qaida ermöglichte, die Anschläge zu planen, vorzubereiten und auszuführen.“ Nach dem ersten Schock versuchten zumindest die Amerikaner, sich mehr zu schützen, zogen aus den Anschlägen Konsequenzen. Das Ministerium „Homeland Security“ wurde gegründet, jeder Einreisende wird bis heute bereits vor seinem Abf lug elektronisch überprüft. Doch reicht das?
„Die Aufmerksamkeit für die Terrorbedrohung ist vorhanden, auch eine viel bessere Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden auf nationaler und internationaler Ebene. Aber der Terrorismus der Al Qaida ist rund um den Erdball metastasiert, und auch mitten in die europäische Gesellschaft“, so Elmar Theveßen. Weder in Deutschland, noch in Europa gibt es aber zum Beispiel eine umfassende Sicherheitskontrolle bei der Einreise. Könnte sich 9/11 also wiederholen?
„Nicht auszuschließen, aber das Ausmaß der Planung für eine solch große Attacke macht eine frühzeitige Entdeckung möglich“, so Elmar Theveßen. „Ähnlich gefährliche Anschläge können aber jetzt mit Cyberwaffen ausgeführt werden. Die zu entdecken, ist viel schwieriger.“
Totale Sicherheit gibt es nur ohne Freiheit
Wie viel Schutz kann es also für uns geben? Elmar Theveßen: „Wenn wir hundertprozentige Sicherheit wollten, müssten wir unsere Freiheit aufgeben. Ein Kollege hat das mal gut formuliert: Die Demokratie ist die stärkste Herrschaftsform, weil sie so viele Freiheiten lässt. Wenn sie aber angegriffen wird, ist die Demokratie auch die schwächste, weil sie so viele Freiheiten lässt. Das ist der Moment, in dem die Demokratie auf ihre Bürger angewiesen ist. Sie müssen sich entschlossen jedem Extremismus und Autoritarismus entgegenstellen, ohne die eigenen Werte dabei zu verraten.“
Und was sollten Verantwortliche in Zukunft unbedingt tun, um die Welt ein Stück sicherer zu machen? Elmar Theveßen: „Eine Politik machen, die nicht Macht und Profit in den Mittelpunkt stellt, sondern Menschen.“
„9/11 war eine große Falle“