... anmutenden Objekte, die Arno Declercq aus massiver belgischer Eiche, amerikanischem oder kongolesischem Walnussholz oder Iroko aus Westafrika fertigt, an der Grenze zwischen Design und Kunst. Nicht nur, dass jeder Hocker, Stuhl oder Tisch ein skulpturales Einzelstück ist, dessen einzigartiger Charakter geprägt wird von der manuellen Herstellung und dem jeweils verarbeiteten Baum. Auch das aufwendige Finish führt dazu, dass kein Stück dem anderen gleicht: Arno bedient sich der japanischen «Yakusugi» beziehungs weise «Shou Sugi Ban»-Technik, bei der hölzerne Objekte mit der offenen Flamme eines Bunsenbrenners bearbeitet werden und so eine schwarz verkohlte Patina erhalten, die das Holz vor äusseren Einflüssen schützt. Diesen Brennvorgang, der mit grösster Vorsicht und Fingerspitzengefühl am fertigen Objekt ausgeführt wird, übernimmt im Studio Declercq Arnos Vater. Dieser hat ursprünglich an der renommierten Royal Academy of Arts in Antwerpen Mode studiert und unter anderem für den belgischen Modedesigner Dirk Bikkembergs gearbeitet. Nebenbei sammelt er seit über zwanzig Jahren afrikanische Stammeskunst – und steckte seinen Sohn auf Reisen und Ausstellungen mit seiner Begeisterung und Liebe zu Afrika an. Arno selbst, der ein Innenarchitekturstudium begann, aber nie abschloss, startete seinen beruflichen Werdegang mit einer Galerie für ethnografische Kunst und Design, bevor er 2017 anfing, selbst Möbel und Objekte zu gestalten.
Antike und ethnografische Kunst sind die wichtigsten Inspirationsquellen des jungen Designers. Aber auch Verteidigungsbauten und brutalistische Nachkriegsarchitektur inspirieren Arno Declercq – auch zu Objekten aus Bronze, wie etwa der massive Kerzenständer «Bunker», eines seiner ersten und bis heute meistverkauften Objekte. Nach und nach hat der junge Gestalter in den letzten Jahren basierend auf wenigen ikonischen Grundformen eine ganze Kollektion aus Hockern, Stühlen, Tischen und Bänken, Vasen, Schalen und Kerzenständern aufgebaut, die er nun in verschiedenen Dimensionen und Materialien dekliniert. So entstehen individuelle «costumized projects» auf Kundenwunsch, an denen der Gestalter selbst die grösste Freude hat. «Auch wenn mich Kund*innen mit Ideen kontaktieren, die auf den ersten Blick verrückt erscheinen, sage ich erstmal nie nein, sondern begreife es als Herausforderung, scheinbar nicht realisierbare Entwürfe Realität werden zu lassen», sagt der viel beschäftige Designer, der im letzten Jahr rund 700 Möbelstücke gefertigt und verkauft hat. «Das gibt mir mehr Abwechslung in meinem Arbeitsalltag und macht mir am meisten Spass.»
Aktuell arbeitet er in seinem knapp 300 Quadratmeter grossen Atelier in Zaventem bei Brüssel etwa an einer massgefertigten Kücheninsel für einen Schweizer Kunden als Variation aus dem «Zoumey»-Tisch aus Iroko-Holz, einem Bestseller der Kollektion. Den für den monumentalen Esstisch charakteristischen Wald aus Tischbeinen übersetzt Arno Declercq für diese Luxus-Kücheninsel in eine massive Unterkonstruktion aus insgesamt 1200 Kilogramm weisser amerikanischer Eiche, getoppt mit einer Arbeitsplatte aus Marmor. Dass eine solche Sonderanfertigung ihren Preis hat, versteht sich von selbst. Geld ist jedoch nichts, worüber Arno Declercq gern spricht. Wichtig ist ihm, avantgardistische, unverwechselbare Objekte jenseits des Mainstreams zu schaffen, die ihren Besitzern Freude bereiten – jeden Tag aufs Neue, viele Jahre oder vielleicht sogar ein Leben lang. Diese Wertschätzung seiner (Hand-) Arbeit auf höchstem Niveau, der Respekt vor seinem künstlerischen Schaffen, das ist es, was für den jungen Designer zählt. Und auch wenn er im April 2022 parallel zum Salone del Mobile eine Werkschau als Best-of aus fünf Jahren Studio Arno Declercq zeigen wird, geht er selbst nie auf Messen oder Ausstellungen, um sich die Arbeiten aktueller Gestalter*innen anzuschauen. «Mir ist es wichtig, mich nicht unbewusst beeinflussen zu lassen von den Entwürfen meiner Zeitgenossen», begründet er diese eiserne Regel. «Lieber schaue ich in die Vergangenheit. Und das rate ich auch anderen Designer*innen: Ihr solltet den Blick in die Vergangenheit wagen. Nur so entstehen pure, kraftvolle, neue Formen.» www.arnodeclercq.com
BESTSELLER & DESIGNIKONEN ARNO DECLERCQ
ZOUMEY TABLE: Der imposante Esstisch für 8 bis 12 Personen hat eine Tischplatte aus geflammtem und gewachstem afrikanischem Walnussholz und einen «Wald» aus massiven Iroko-Tischbeinen. In Benin, wo das Holz für den Tisch herkommt, wird dieses «der König des Walds genannt» – und ein Wald aus Iroko-Bäumen heisst «Zoumey».
FOUR LEG STOOL: Den Hocker aus massivem, geflammtem und gewachstem Iroko-Holz gibt es in verschiedenen Varianten.
BUNKER: Der Kerzenhalter aus geflammter und gewachster Eiche war eines der ersten Stücke der Kollektion und ist einer von Arnos persönlichen Favoriten.