... Vor fünf Jahren versprach der Konzernherr, er werde den Betriebsgewinn (Ebit) hochtreiben, von damals rund drei Milliarden Euro auf fünf Milliarden Euro im Jahr 2020. Allein: Der Weg ist beschwerlicher als gedacht.
Mal kam ein selbst angerichtetes IT-Desaster bei der Frachtsparte in die Quere, dann wieder verdarben teure Blütenträume – vom vermeintlichen WhatsApp- Rivalen Simsme bis zum selbst gebauten E-Mobil StreetScooter – das Zahlenwerk. Jedenfalls fehlt zum großen Ziel noch ein gehöriges Stück: 2018 lag das Ebit bei knapp 3,2 Milliarden Euro.
Appel aber scheint entschlossen, seinen Plan mit allen Mitteln zu retten – selbst wenn er dafür florierendes Geschäft opfern muss. Anfang des Jahres verkaufte er für 700 Millionen Euro das China-Geschäft seiner Lagerhaussparte DHL Supply Chain. Mit dem schönen Effekt, dass er das Ergebnis in diesem Jahr um 426 Millionen Euro Buchgewinn aufpeppen kann.
So soll es offenbar weitergehen. Diskret sucht der Bonner Konzern jetzt einen Käufer für die Afrika-Aktivitäten der Supply- Chain-Sparte. Die Post ist in der Lagerlogistik Marktführer auf dem afrikanischen Kontinent. Kenner schätzen den Umsatz der Regionalgesellschaft auf rund eine halbe Milliarde Euro. Ein Verkauf könnte ähnlich wie beim China-Schacher wohl mehrere Hundert Millionen Euro Buchge winn einbringen - pünktlich im Jahr 2020, wenn Appel seine fünf Milliarden Euro Ebit vorweisen muss. Die Post will dazu nicht Stellung nehmen.
Das Manöver ist intern umstritten. Mittelmanager murren und weisen auf das große Potenzial in Afrika hin, gerade in der Logistik. Ein Veto ist trotzdem nicht zu erwarten. Der Nieder - länderOscar de Bok (52) ist gerade erst zum Supply-Chain- Vorstand befördert worden, da kann er nicht gleich meutern.
Seinem Chef ist wohl selbst mulmig. Frank Appel setzt sich dem Verdacht aus, er rette seine Bilanz auf Kosten der Zukunft und zulasten der Lagerabteilung (siehe Grafik „Stabiler Ertrag“). Umso mehr müht er sich um geschickte Rhetorik. So wird der Verkauf der China-Tochter als „Partnerschaft“ de klariert, obwohl die Post ihren Ableger offenbar komplett hergibt. Sie soll zwar noch für zehn Jahre „Partnerschaftsgebühren“ erhalten, außerdem dürfen die Chi nesen die Post-Marke DHL nutzen. Das Sagen hat aber allein der einhei - mische Investor S.F. Holding.
Erst allmählich dringt durch, welche Nachteile der China-Deal bringt. Besonders eine Personalie sorgt in der Bonner Zentrale für Kopfschütteln. Der langjährige Post-ManagerYin Zou hat mit dem Handel die Seiten gewechselt und arbeitet künftig für S.F. Ein schwerer Verlust.
Yin Zou, aus Peking stammend und mit Uniabschlüssen in Chemie und Wirtschaft, gilt als brillanter Kopf. Er diente Frank Appel schon als Stabsstellenleiter, als dieser noch Logistikvorstand war und im Jahr 2005 die Übernahme des britischen Logistikers Exel einfädelte, für 5,5 Milliarden Euro. Aus Exel wurde später DHL Supply Chain.
Von Vaterstolz auf die Sparte ist bei Appel nichts zu spüren. Er sieht sie wohl eher als Steinbruch.