... Milliarden US-Dollar verdiente, ist seit Jahren Kult. Er wird wie ein Popstar gefeiert und irgendwo zwischen Klimaretter, genialisch verpeiltem Professor und schillerndem Querdenker verortet. Der gebürtige Südafrikaner arbeitet wie ein Besessener daran, beim Weltraumtourismus die Nase vorn zu haben. Da fragt man sich natürlich, wie die Frau gestrickt sein muss, die es an der Seite dieses Exzentrikers länger als einen halben Tag aushält. So einer kommt nicht abends um sechs nach Hause, drückt seiner Frau einen sanften Willkommenskuss auf den Mund, saugt die Wohnung und badet die Kinder. Nein, einer wie Elon Musk will die Welt sofort und unbedingt mit etwas Noch-nie-Dagewesenem aus den Angeln heben und schläft im Schlafsack in der Firma, um den richtigen Moment für die grandiose Idee nicht zu verpassen. Dennoch gibt es tatsächlich sogar drei Frauen, die es länger mit ihm ausgehalten haben. Die größte Ausdauer bewies seine erste Ehefrau, die kanadische Schriftstellerin Justine Musk, heute 49, mit der Elon Musk acht Jahre verheiratet war.
„Ich bin das Alphatier in der Beziehung“, flüsterte Elon Musk seiner ersten Frau bei der Hochzeit zu
Normalerweise erfährt man von den Ex-Frauen mächtiger Männer ja eher selten, wie sich das Genie in den eigenen vier Wänden verhalten hat. Dafür sorgen meist Unmengen von Geld und eine Ver-schwiegenheitserklärung, die mit der Scheidung verteilt wurden. Justine Musk dagegen hat in ihrem Blog, in Interviews sowie in Elon Musks Biografie (Ashlee Vance: „Tesla, PayPal, SpaceX – Wie Elon Musk die Welt verändert“, Finanz- Buch Verlag) eine Menge Erfrischendes über die Zeit mit dem Ex ausgeplaudert und damit tiefe Einblicke in seine Psyche gewährt.
Die beiden lernen sich an der Queen’s University in Kanada kennen. Justine Wilson, wie sie damals noch hieß, findet diesen Elon Musk reichlich uncool, als er sie anspricht. Damals, mit 20, träumt die Literaturstudentin von einem Mann à la James Dean: „Ich mochte poetisch, rebellisch, gequält – einen Romeo in Lederjacke.“ Doch dieser geleckte Wirtschaftsstudent wirkt unbeholfen, geradezu linkisch, und sie lässt Elon Musk abblitzen. Aber er bleibt dran. „Ein Nein ist für diesen Mann keine Antwort, er ist wie der Terminator. Er nimmt etwas in den Blick und sagt: ‚Das wird mir gehören‘“, äußert sie in der Biografie. Fragt sich nur, warum Justine Wilson dann doch zu Elon Musk zieht. Vielleicht auch deshalb, weil er da schon Zip2, seine erste lukrative Dotcom-Firma, im Silicon Valley auf baut. Sprich: Der einst so tollpatschige Nerd ist mittlerweile reich. 1999 verkauft er Zip2 für 307 Millionen US-Dollar; gemäß seines Anteils ist Elon nun 22 Millionen US-Dollar schwer. „Ich bin das Alphatier in dieser Beziehung“, f lüstert er seiner frischgebackenen Frau bei der Hochzeit zu. Ihr Mann, so erfährt sie später, war in der Schule in Pretoria ein Außenseiter, der jahrelang von Klassenkameraden zusammengeschlagen wurde. Solche Leute entwickeln oft einen stählernen Ehrgeiz, um sich aus dem tiefen psychischen Loch herauszuhieven. Auch Elon Musk hat sich sein Selbstwertgefühl offenbar mit Fleiß, Verzicht und durchgearbeiteten Nächten erkauft, seine Millionen dienen ihm als Rüstung, die ihn unangreif bar macht. Ihm kann keiner mehr was, erst recht keine Frau. Ein wirklich souveräner Mensch ruht in sich, Elon Musks durch Status erworbenes Selbstwertgefühl dagegen ist fragil, wackelig, ohne echtes Fundament. So einer wertet andere ab, um sich selbst zu erhöhen. Justine Musk solle weniger lesen und unbedingt blonder werden, verlangt er. Sie gehorcht, lässt sich ihre dunklen Haare heller färben. Ein Fehler. Klar, dass einer wie Elon Musk schnell den Respekt verliert, wenn jemand Schwäche zeigt. Klar auch, dass er nicht zufrieden ist. „Viel zu dunkel! Nimm Platin“, hakt er nach. Systematisch verunsichert er sie. „Ich bin deine Frau, nicht deine Angestellte“, sagt sie. „Wenn du meine Angestellte wärst, würde ich dich feuern“, kontert er.
2002 stirbt ihr gemeinsamer Sohn Nevada im Alter von zehn Wochen an plötzlichem Kindstod. Elon Musk will nicht darüber sprechen, er wirft seiner trauernden Frau vor, ihn emotional zu erpressen. Kurz darauf besuchen sie eine Kinderwunsch-Klinik und bekommen in rascher Folge zuerst Zwillinge, dann Drillinge, ausschließlich Jungs.
Je mehr das Leben glitzert, desto leerer fühlt es sich für Justine Musk an. Sie leben mittlerweile in einer 560-Quadratmeter Villa in den Hügeln von Bel Air, haben fünf Hausangestellte, feiern mit Stars wie Leonardo DiCaprio, Sharon Stone, Lindsay Lohan. Justine Musk fühlt sich „wie ein Armreif, der nichts zu sagen hat“. Vor anderen macht sich Elon Musk über ihren Job lustig: Romane schreiben? Das sei nun wirklich keine Raketenwissenschaft. „Ich hatte mich in eine Trophy Wife verwandelt – und ich war scheiße darin“, konstatiert sie 2008. Doch noch immer geht sie nicht. Dafür reicht Elon Musk die Scheidung ein. Kurz darauf pf lückt er sich das nächste, deutlich jüngere Pf länzchen am Wegesrand: Talulah Riley.
„Elon ist sprunghaft. Manchmal aber auch frech, witzig und liebevoll“
Die britische Schauspielerin ist 23 und noch Jungfrau, als sie den 14 Jahre Älteren in London kennenlernt. Schon bald entwickelt sich das bekannte Muster: Schneewittchen-Typ Talulah Riley wird an Elon Musks Seite immer heller. Blond steht für unschuldig, mädchenhaft, schwarz für abgründig, gefährlich. Elon Musk verschafft es offenbar eine gewisse Befriedigung, die Frau an seiner Seite zu „entschärfen“ und nach seinem Willen zu formen.
Talulah Riley, die bereits mit 20 die Mary Bennet in der Romanverfilmung „Stolz und Vorurteil“ nach Jane Austen spielte, trifft mit ihrer Braves-Mädchen- Aura den Geschmack von Elon Musk. Sie ist sanft, emotional und hat viel Verständnis für ihn. „Wir versuchen gemeinsam, seine schreckliche Kindheit auszugleichen“, sagte sie zu Elon Musks Biografen Ashlee Vance. Mehr als Justine Musk ist sie aber durchaus in der Lage, ihrem Mann zu kontern. Jahrelang liefern sich die beiden ein atemloses Onoff-Spektakel. Sie ließen sich gleich mehrfach scheiden. „Es war hart, aber spannend“, konstatiert Talulah Riley. Und lukrativ. Nach der ersten Scheidung gab’s 16 Millionen US-Dollar, nach den beiden anderen dürfte es nicht weniger gewesen sein.
Der mächtige Mann wird älter, die Frauen an seiner Seite werden immer jünger. Kennt man. Grimes, 33, Elon Musks aktuelle Lebensgefährtin, wirkt wilder als ihre Vorgängerinnen. Die kanadische Popsängerin hilft ihm dabei, seine Ich-bin-ja-so-irre-hip-Attitüde formvollendet rüberzubringen. Ihr Look changiert irgendwo zwischen punkiger Rokoko-Prinzessin und futuristischem Cyborg-Girl, ihr Körper ist von Tattoos übersät, ihre Haare leuchten mal lila, mal giftgrün, doch auch sie erscheint nun oft mit blonder Wallemähne. Der Name des gemeinsamen Sohnes lautet: X Æ A-XII Musk. Hat irgendwas mit Elfen, Flugkörpern und künstlicher Intelligenz zu tun. Aber vor allem mit Elon Musks Devise: Hauptsache, spektakulär. Auch um seine inneren Defizite möglichst lautstark zu überspielen. „Ich bin von Natur aus obsessiv-zwanghaft. Wichtig ist es mir zu gewinnen, und zwar immer“, schrieb er mal in einer Mail an einen Freund. Talulah Riley, Ehefrau Nummer zwei, kennt ihn auch anders: „Elon ist sprunghaft. Manchmal aber auch frech, witzig und liebevoll.“ Erwischt man ihn mal nicht im Sieger-Modus, kann man offenbar seltene Momente echter Nähe mit diesem Mann erleben.