... umzusetzen, fällt dagegen unendlich schwer. Niemand mag Vorreiter sein. Föderalismus und EU erleichtern es, dem anderen den Schwarzen Peter zuzuschieben. Auf Bundesebene wurde vor Jahren die Definition des „Problemwolfs“ beauftragt. Bis jetzt ohne diese, lavieren Bundesländer zwischen Wölfen, die sich Menschen annähern, solchen, die wiederholt Herdenschutzmaßnahmen überwinden, und jenen, die man als Nutztierspezialisten überführen möchte. Entscheidet jemand mutig, ein wirklich auffällig agierendes Tier zum Abschuss freizugeben, folgen sofort Shitstorm und Unterschriftensammlung, Anzeigen und Drohungen. Die Folge: Es wird gar nicht mehr gehandelt. Und jene, die zu Recht auch für sich Lösungen einfordern, fühlen sich abgehängt und glauben denen, die einfache Lösungen anbieten, egal ob illusorische oder illegale. Betroffene Gruppen schaukeln sich gegenseitig hoch – zu grenzwertigem Umgang. Das schafft Spaltung. Übelmeinende unterstellen, so könne die Politik warten, bis man sich geeinigt habe. Sollte es zu direkten Schäden an Menschen kommen (indirekte, die es allerorten gibt, werden nicht als solche gewertet), ist dies allein dem politischem Aussitzen des Themas zuzuschreiben. Es muss auch anders gehen. Die FFH-Richtlinie enthält Verschlechterungsverbote, nicht nur für den Wolf, sondern für alle Arten, die ihr unterliegen. Gleichermaßen muss Tierschutz für alle beteiligten Tierarten gelten. Es muß nachgedacht und zügig gearbeitet werden. Gruppen und Verbände setzen sich trotz aller Unterschiede zusammen und erarbeiten auf kleinstem gemeinsamen Nenner konstruktive Vorschläge für Landes-, Bundesund EU-Ebene. Die Vorarbeit ist längst geleistet. Wenn die Politik will, kann sie sofort handeln!
Guckt erschöpft: Hütehunde sollen den Schutz von Schafherden alleine stemmen.
JA
Sebastian Koerner
Tierfilmer bei Lupovision
Wölfe fühlen sich in unseren an Schalenwild reichen Kulturlandschaften pudelwohl. Und auch wir Menschen kommen mit den früher gefürchteten Raubtieren heutzutage gut klar, wie die mittlerweile 18 Jahre Wolfserfahrung in der Lausitz belegen. Voraussetzung dafür ist, dass wir durch ein konsistentes Monitoring gut über die alten neuen Nachbarn Bescheid wissen und Problemwölfe, die sich anschicken, für Menschen zur Gefahr zu werden, entschlossen „managen“. Entscheidend für das Zusammenleben mit den grauen Huftierjägern ist es, Schafe und andere nicht wehrhafte Weidetiere effektiv zu schützen. Althergebrachte Methoden wie der Einsatz von Herdenschutzhunden und moderne Technik wie zum Beispiel Elektronetzzäune helfen, Wolfsübergriffe auf ein akzeptables Maß zu begrenzen. Den Mehraufwand der Nutztierhalter muss die Gesellschaft tragen. Der Herdenschutz sollte in bisher noch wolfslosen Regionen schon vor der Rückkehr der Wölfe gefördert werden. Wenn die Politik dies beherzigt und Ängste nicht schürt, sondern ihnen durch sachliche Information begegnet, können wir in heutiger Zeit gut mit dem Stammvater unserer Haushunde leben.
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