... und Gemüse essen. Wer bei der Auswahl zusätzlich auf die Farbe achtet, kann gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: In leuchtend gelb-orangen Sorten steckt auch viel vom Schutzvitamin Betacarotin, der wichtigsten pflanzlichen Vorstufe von Vitamin A.
Für die Versorgung mit Vitamin B1 genügt Rohkost aber nicht: Die besten Quellen sind Vollkornprodukte und Schweinefleisch. Beides gehört deshalb regelmäßig auf den Speiseplan. Perfekt ergänzt wird dieser durch Milch und Milchprodukte. Sie liefern das für den gesunden Stoffwechsel wichtige Vitamin B2.
AUF DIE MISCHUNG KOMMT ES AN!
Wer sein Kind vielseitig und abwechslungsreich ernährt, macht also alles richtig. „Vitaminmangel kann bei einer gut gemischten Kost eigentlich nicht entstehen“, sagt Dagmar von Cramm.
Aber für Babys gelten Sonderregeln. Vitamin K zum Beispiel kann von Neugeborenen noch nicht selbst gebildet werden. Diese Fähigkeit erwerben Babys erst nach ein paar Monaten. Deshalb bekommen sie unmittelbar nach der Geburt Vitamin- K-Tropfen. Ähnliches gilt für das Knochen- und Knorpel-Vitamin D: Unter Einfluss des Sonnenlichts wird es in der Haut gebildet. Weil die Babyhaut aber noch sehr dünn und empfindlich ist, darf sie nicht direkt der Sonne ausgesetzt werden. Deshalb sollten Babys im ersten Lebensjahr ergänzend mit einem Vitamin-D-Präparat versorgt werden. Winterbabys können im zweiten Lebensjahr sogar noch einen Nachschlag vertragen; bei Sommerbabys genügt nach dem ersten Jahr der tägliche Ausflug an die frische Luft.
SO KOMMEN OBST & GEMÜSE AN!
Nicht alle Kinder sind von Anfang an große Fans von Apfel, Möhre & Co. Mit diesen Tricks können Eltern ihr Interesse wecken:
AUSFLUGSDOSE
Draußen toben macht Bärenhunger. Vollkornbrothäppchen, ein Schluck Milch sowie Rohkost füllen die Speicher schnell wieder auf. Und die Lust auf Kuchen, Süßigkeiten oder Fast Food kommt gar nicht erst auf.
TROCKENFRÜCHTE
Obst sorten wie Äpfel, Birnen, Bananen, Wein trauben oder Aprikosen schmecken Kindern auch getrocknet ausgezeichnet. Auch in dieser Form enthalten sie viele Vitamine.
SCHNIPPELN
In einen ganzen Apfel zu beißen, überfordert viele Kinder. Bieten Sie aber Obst und Gemüse in appetitlich kleine Stückchen geschnitten an, greifen die meisten gerne zu. Ein bunt gemischter Obst- und Gemüseteller kann so zu einer festen Nachmittagseinrichtung werden.
EIN BISSCHEN SAFT UND EIN SCHUSS ÖL
Präparate mit Vitamin K und D sind für Babys also durchaus sinnvoll – alle anderen Vitamine lassen sich aber problemlos über die Ernährung abdecken. Dabei sind ein paar einfache Kniffe hilfreich: Ein Schuss milder Orangen- oder Apfelsaft an den ersten Babybrei bringt eine Extraportion Vitamin C auf den Löffel. Das stärkt die Abwehrkräfte und verbessert gleichzeitig die Eisenaufnahme.
VITAMIN C
Neugeborene bekommen genügend Vitamin C über die Muttermilch. Sobald Beikost zugefüttert wird, sollten Obst, Gemüse und etwas Saft die Versorgung sichern.
VITAMIN K
Bei den beiden Vorsorgeuntersuchungen U2 und U3 erhalten Babys eine Gabe Vitamin K.
Säuglingsnahrung ist mit diesem Vitamin ausreichend angereichert.
VITAMIN A UND BETACAROTIN
Kleinkinder und Babys speichern wenig Vitamin A. Für Ausgleich sorgt betacarotinreiches Gemüse sowie ab und zu etwas Leberwurst.
VITAMIN B1
Vitamin B1 wird für den Aufbau von Muskel- und Nervenzellen sowie für den Stoffwechsel benötigt. Es steckt in Vollkornprodukten; Baby-Getreidebreien wird es zugesetzt.
VITAMIN B2
Säuglinge sind über Muttermilch und Flaschennahrung ausreichend damit versorgt. Bei einer Unverträglichkeit von Milch sind später Hefeflocken aus dem Reformhaus eine gute Alternative.
FOLSÄURE
Während des Wachstums brauchen Kinder besonders viel Folsäure. Dieses Plus kann damit angereichertes Speisesalz liefern.
Auch ein Schuss Pflanzenöl darf nicht fehlen, denn darin steckt viel vom Schutz-Vitamin E. Außerdem sichert das Öl die Versorgung mit lebenswichtigen Fettsäuren, die das Baby zum Beispiel für die Gehirnentwicklung braucht. So schlecht das Image von Fett in puncto Kalorien auch sein mag – für große und kleine Rohkostfans spielt es eine wichtige Rolle. Denn die fettlöslichen Vitamine A, Betacarotin, D, E und K können ihre Aufgaben am besten erfüllen, wenn sie zusammen mit etwas Fett aufgenommen werden. Es dient quasi als Transportmittel im Körper. So rundet ein kleines Glas Milch oder ein dünn bestrichenes Butterbrot eine rohe Karottenmahlzeit perfekt ab.
EXTRA-SCHUTZSCHILD FÜR DEN KÖRPER
Angst, dass es mit den Vitaminen auch mal zu viel des Guten werden könnte, brauchen Eltern nicht zu haben. Bei den fettlöslichen Vitaminen kann es zwar theoretisch zu Überdosierungen kommen, weil sie im Körper gespeichert werden, über ganz normales Essen ist das allerdings so gut wie ausgeschlossen.
Mit zugesetzten Vitaminen in Lebensmitteln sollten Eltern dagegen vorsichtig sein. Oft werden eher minderwertige Produkte wahllos mit Vitaminen kombiniert, in der Hoffnung, die Nahrung damit insgesamt aufzuwerten. Wenn Eltern unreflektiert zu diesen Produkten greifen, kann es tatsächlich zu Überdosierungen kommen – das gilt erst recht für Vitaminpillen & Co. (siehe auch Interview rechts).
Vitamine aus natürlichen Produkten sind eindeutig gesünder. In Obst und Gemüse stecken neben Vitaminen und Mineralstoffen nämlich auch Farb-, Duft-, Geschmacks- und Aromastoffe – und diese sekundären Pflanzenstoffe entfalten ganz besondere Schutzwirkungen im Körper.
INTERVIEW
Antje Gahl, Ernährungswissenschaftlerin und Expertin bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, rät Eltern, auf normale Kost zu vertrauen (www.dge.de)
„VITAMINTABLETTEN SIND FÜR KINDER NICHT GEEIGNET“
BABY&CO: Eltern sind oft besorgt, ob ihre Kinder genügend Vitamine bekommen. Woran können sie erkennen, dass bei ihren Kindern alles in Ordnung ist?
ANTJE GAHL: Insgesamt ist die Nährstoffversorgung heute ausreichend – das haben aktuelle Studien gezeigt. Eltern müssen sich also keine Sorgen machen. Wenn Väter und Mütter ihre Kinder genau beobachten und von Anfang an auf die Gesundheitsvorsorge achten, erkennen sie, ob ihre Kinder sich wohlfühlen. Allerdings zeigen sich Ernährungskrankheiten im Kindesalter häufig nicht. Deshalb ist es schwierig, Fehlernährung zu erkennen. Alarmsignale sind beispielsweise Erschöpfung, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Zahnschäden, Appetitlosigkeit und Über- oder Untergewicht.
Worauf sollten Eltern bei der Vitaminversorgung ihrer Kinder besonders achten?
Sie sollten besonders die kritischen Vitamine wie A, D, E und Folsäure im Augen behalten und mit Gemüse, Brot, Kartoffeln, Rapsöl und Vollkornprodukten mehr pflanzliche Lebensmittel – vor allem Gemüse – auf den Speiseplan bringen. Obst ist häufig nicht das Problem. Wichtig sind regelmäßige Mahlzeiten und ein abwechslungsreiches Lebensmittelangebot, bei dem nicht immer das Gleiche auf den Tisch kommt.
Was können Eltern außerdem tun?
Gerade im Wachstum ist genügend Folsäure wichtig. Deshalb sollten Eltern ihren Kindern viel Kohl-und Blattgemüse anbieten wie Brokkoli und Spinat. Auch Weizenvollkornbrot ist eine gute Folat-Quelle. Der Vitamin-D-Bedarf ist über Lebensmittel nicht so einfach zu decken. Wenn Eltern dafür sorgen, dass ihre Kinder jeden Tag mindestens eine Viertelstunde an die frische Luft kommen, lässt sich aber die Vitamin-D-Eigenproduktion in der Haut anregen.
Und was halten Sie von künstlichen Vitaminen?
Kinder brauchen zwar eine Extraportion an Vitaminen – aber über die Ernährung und bitte nicht über bunte Pillen und Produkte. Vitamintabletten sind für gesunde Kinder nicht notwendig.