Die Z9 stattet Nikon mit einem neuen, selbst entwickelten BSI-Sensor aus. Er liefert die gleiche Menge an Pixeln wie schon die Z7/Z7-II-Modelle. Doch der neue Sensor ist nach dem Stacked-Prinzip aufgebaut und hat wie entsprechende Sensoren einiger Sony-Kameras oder der Canon R3 Prozessoren sowie Speicherpuffer integriert. Dies ermöglicht ein sehr schnelles Auslesen der Daten als Basis für den Autofokus bei Verfolgung und Gesichtererkennung, den neuen Sucher, die Seriengeschwindigkeit und die Videoleistung.
Ebenfalls auf das Thema Geschwindigkeit zahlen der neue Expeed-7-Bildprozessor und zwei Slots für die schnellen CFe- (Typ B)/XQD-Speichermedien ein. Diese Kette ermöglicht der Z9 lange RAW-Bildserien mit 1000 Aufnahmen und bis zu 20 B/s inklusive AF-Nachführung, aber auch Videos mit 8K-Auflösung. JPEG-Serien sind mit 30 B/s bei voller Auflösung möglich. RAWs nimmt sie mit 14-Bit Farbtiefe auf. Nikon führt zudem ein zweites RAW-Format ein, dessen Speicherbedarf etwa auf ein Drittel reduziert ist.
Elektronischer Verschluss
Den Sensor baut Nikon beweglich ein, sodass die Kamera bereits im Alleingang Verwacklungen in fünf Orientierungen ausgleichen kann.
In Bezug auf den mechanischen Verschluss zeigt sich Nikon mutiger als Canon bei der EOS R3, denn Nikon baut ihn in der Z9 gar nicht mehr ein. Laut Nikon verhindert die extrem hohe Auslesegeschwindigkeit des Sensors einen sichtbaren Rolling-Shutter-Effekt und macht den mechanischen Verschluss überflüssig. Mit dem elektronischen Verschluss kann die Kamera zwischen 1/32 000 und 30 Sekunden lang belichten. Zudem arbeitet sie damit völlig lautlos.
Die Empfindlichkeit der Kamera reicht im erweiterten Modus von ISO 32 bis 102 400, nativ sind es ISO 64 bis 25 600. Die ISO-Auto-Einstellung kann der Fotograf individuell einstellen.
Autofokus mit 3D-Tracking
Das Hybrid-AF-System hat insgesamt 493 AF-Messfelder, 405 gehören zum Auto-Segment. Die Empfindlichkeit reicht von –6,5 bis +19 LW. Die Algorithmen zur Erkennung von Menschen, Gesichtern, Augen und anderen Objekten stützen sich auf maschinelles Lernen – Nikon verwendet den Begriff „Deep-Learning-KI“. Die „KI“ soll beispielsweise Gesichter vor Überbelichtung schützen.
Zurück ist das 3D-Tracking für die schnelle und präzise Erfassung sowie die zuverlässige Verfolgung von bewegten Objekten und Personen im Raum. 3D-Tracking ist nur im Foto-Modus verfügbar. Laut Nikon bietet die Z9 dank des Z-Bajonetts eine 100-mal schnellere Datenkommunikation mit dem aufgesetzten Objektiv, als es noch mit dem F-Bajonett möglich war. Allerdings seien auch die modernsten F-Objektive bereits für diesen Datenfluss ausgelegt, wenn sie per Adapter am Z-Bajonett eingesetzt werden.
Die Augenerkennung funktioniert sowohl im Foto-Modus als auch beim Filmen. Motivverfolgung ebenso, allerdings beim Filmen nicht mit dem genaueren 3D-Tracking.
Video mit 8K
Die Nikon Z9 ist eine Kamera für beides: Foto und Video. Das Highlight der Videofunktionen ist die Aufnahme in 8K-Auflösung mit bis zu 60 B/s als RAW-Video – wenn 2022 das Update verfügbar ist. Diese Videos speichert die Nikon Z9 dann sogar intern bis zu einer Laufzeit von 125 Minuten. Auch 30 B/s mit mehreren Stunden als Aufnahmezeit verspricht Nikon mit dem Update. Aber auch mit der aktuellen Firmware sind bereits 8K-Videos mit 24 Vollbildern pro Sekunde möglich. Filme in 4K oder Full-HD kann die Kamera mit bis zu 120 B/s aufnehmen.
Für professionelle Anwender ist die Unterstützung von Apple ProRes 422 HQ interessant – dieses Format ist aber nur bis 4Kp60 verfügbar. Das oben angesprochene Update soll 2022 Nikons eigenes N-RAW-Format mitbringen, mit dem die Dateigröße nur noch halb so groß wie bei ProRes 422 sein soll.
Sucher und Monitor
Eine spannende technische Neuheit hat der OLED-Sucher zu bieten. Seine Auflösung bleibt mit 1 230 000 RGB-Pixeln unter dem aktuellen Maximalwert, aber auf dem ausgezeichneten Niveau der Z7/Z6-Modelle. Auch die 0,8-fache effektive Vergrößerung – ein sehr guter Wert – erreichen die Z7/Z6-Kameras bereits. Neu ist die Dual-Stream-Technologie: Die Bilddaten laufen vom Sensor über zwei parallele Schaltkreise zum Sucher und auf die Speicherkarte. Durch die getrennten Wege kann der Sucher optimal ohne Unterbrechung mit Daten versorgt werden. So zeigt er auch bei Serienaufnahmen keine kurzen Aussetzer mehr. Außerdem soll der Sucher mit 3000 cd/m 2 laut Nikon der derzeit hellste im Markt sein.
Der Monitor ist vertikal und horizontal in vier Richtungen bis zu 90 Grad neigbar und zudem berührungssensitiv. Die Touchfunktionen schließen die AF-Feld-Steuerung und -Bedienung ein. Das Display ist 3,2 Zoll groß und hat eine Auflösung von 700 000 RGB-Bildpunkten. Nikon entschiedet sich also für die im Einsatz flexiblere Lösung und verzichtet auf den Punkt für „maximale Gehäusestabilität“.
Robust und handlich
Die Z9 ist die größte spiegellose Nikon – und mit einem Gewicht von 1340 Gramm deutlich schwerer als die Z7/Z6- Modelle, die rund 700 Gramm wiegen, und nur 100 Gramm leichter als die D6. Allerdings ist sie kompakter gebaut als die Nikon D6, bietet aber auch einen integrierten Vertikalgriff und soll sogar robuster sein. Ihr Chassis ist aus einer Magnesiumlegierung gefertigt. Der Body ist aufwendig gegen Wettereinflüsse abgedichtet.
Bei der Tastenbelegung hat sich Nikon für eine Kombination aus Z- und D6-Konzepten entschieden, die Nikon-Nutzer nicht ins Grübeln bringt. Das Angebot an mechanischen Bedienelementen ist groß und ermöglicht die schnelle und zielgerichtete Kontrolle der Einstellungen.
Vorne neben dem Bajonett sitzen drei programmierbare Fn- Tasten. Oben gibt es rechts vom Sucher ein Schulterdisplay für die Anzeige wichtiger Aufnahmeparameter. Neben dem Auslöser sind Direktzugriffe auf ISO-Einstellungen, Belichtungskorrektur sowie die Video-Start/Stop-Taste und ein Einstellrad platziert. Auf der anderen Seite befindet sich die doppelstöckig aufgebaute Schaltzentrale für Belichtungsprogramme, Bracketing, Blitz und Aufnahmebetriebsarten.
Auf der Rückseite ballen sich die Bedienelemente auf der rechten Seite, um die Bedienung mit einer Hand zu erleichtern. Die wichtigsten Elemente sind der doppelt vorhandene Joystick, ein weiteres Einstellrad sowie die Wippe und die i-Taste fürs Schnellmenü. Weil die Z9 auf professionelle Workflows ausgerichtet ist, ist die Kamera nicht nur mit GPS, USB Typ C, Wi-Fi (2,4 und 5 GHz) und Bluetooth ausgestattet, sondern unterstützt überdies kabelgebundene LAN-Verbindungen.
Wadim Herdt
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