... das gigantische Amphitheater im Jahr 80 n. Chr. Danach war es rund 400 Jahre in Betrieb, und das nicht nur für Gladiatorenkämpfe.
Ein Tag im Kolosseum begann für die Zuschauer mit Tierhetzen. Aus allen Teilen des riesigen Reichs wurden dafür wilde Tiere nach Rom gebracht. Bären, Löwen, Tiger, Elefanten, Nashörner und Krokodile wurden aufeinander losgelassen oder mussten gegen Kämpfer antreten.
Zur Mittagszeit fanden häufig Hinrichtungen statt: Zum Tod Verurteilte wurden unbewaffnet wilden Tieren zum Fraß vorgeworfen, gekreuzigt oder mussten sich mit Schwertern gegenseitig umbringen. Am Nachmittag stand dann der eigentliche Gladiatorenkampf an. Die heute weitverbreitete Vorstellung, dass dabei Kämpfer wahllos mit irgendwelchen Waffen aufeinander einschlugen, ist allerdings ein von Hollywood geprägtes Klischee. In Wahrheit gab es klare Regeln, etwa zu den Kampfgeräten. Ziel war ein spannendes Duell gleich starker Gegner, wie Prof. Christian Mann weiß. Der Historiker der Universität Mannheim ist Experte für die Antike und Buchautor (u. a. „Die Gladiatoren“, C. H. Beck, 128 Seiten, 8,95 Euro). „Besonders gerühmt wurden nicht Gladiatoren, die ihre Gegner massakrierten“, so Mann, „sondern jene, die sie ohne Blutvergießen besiegten.“ Dennoch endeten im Kolosseum sehr viele der Kämpfe tödlich.
Noch brutaler waren die Seeschlachten, die Naumachien, in denen oft mit echten Schiffen historische Gefechte nachgestellt wurden. Bevor das Untergeschoss mit seinen Gewölben entstand, konnte dafür die gesamte Arena geflutet werden. Der Unterschied zu Gladiatorenkämpfen: Während dort auch Freiwillige auf der Suche nach Ruhm antraten, kämpften bei Naumachien allein Kriegsgefangene und verurteilte Verbrecher in einem Gemetzel ohne Gnade. „Das Volk erwartete vom Kaiser prächtige Spiele“, erklärt Prof. Mann. „Gab es sie nicht, führte das zu Unzufriedenheit.“ Und die konnte für den Kaiser lebensbedrohlich werden. Die grausamen Spektakel sind eine Reaktion darauf. „Die Römer“, so Mann, „haben das Töten als Entertainment betrieben“. Und das in technischer Perfektion.
FOTOS: DI LAURO/GETTY IMAGES, BORGIA/DPA PICTURE-ALLIANCE, ZINKEVYCH/LOURO/SHUTTERSTOCK (2); INFOGRAFIK: HOERZU