... paar Jahre Erfahrung im nachhaltigen Schnittblumenanbau, andere waren noch auf der Suche nach passendem Ackerland“, erzählt Chantal. Mit der Gruppe tauscht sie sich bis heute regelmäßig über Anbau-Listen, Vermarktungsstrategien, KundInnen-Akquise sowie SaatgutlieferantInnen aus. Mit der Zeit ist die Bewegung deutlich gewachsen. Mittlerweile haben sich der jungen Frau im deutschsprachigen Raum mehr als 160 FlowerfarmerInnen, FloristInnen und BlumengärtnerInnen angeschlossen, um nach den Leitlinien – Nachhaltigkeit, Saisonalität und Regionalität – Schnittblumen und Pflanzen anzubauen. Für Chantal ein echter Meilenstein und auch ein Teil des Traums, den die kleine Gruppe aus Marl verwirklichen wollte.
DOCH WAS BEDEUTET NUN „SLOWFLOWERS“ GENAU?
„Das können alte Blumensorten aus dem Bauerngarten sein oder spezielle Arten, die nicht lange transportiert werden können. Oft haben die Blumen einen besonderen Duft. Außerdem dürfen sie geschwungene Stiele haben – für ein naturnahes, f lorales Design“, weiß Chantal. Denn wie bei Obst und Gemüse, das nicht „perfekt“ aussieht, kommen auch Blumen, die seltsam geformt scheinen und nicht der Norm entsprechen, oft gar nicht in den Blumenfachhandel.
SLOWFLOWER RICHTLINIEN:
• Keine Pestizide
• Düngen nur mit organischem Material
• Kein Einsatz von genmanipulierten Pflanzen
• Möglichst nachhaltig produziertes Saatgut
• Verpacken möglichst ohne Einmal-Plastik
• Keine Steckmasse
• In Kreisläufen zu wirtschaften so gut es geht
Mit ihrem eigenen Unternehmen „Erna Primula – Blumen Studio“ hat sie von Anfang an das Konzept nachhaltigen Blumenschmucks umgesetzt. „Dies beinhaltet für mich die Verarbeitung von regionalen und ökologischen Blumen bis hin zum kompletten Ersatz von Einmalplastik in der Verarbeitung und Verpackung, also dem Verzicht von Steckschaum, Heißk leber und Tesafilm.“
NACHHALTIGER PFLANZENANBAU
Seit etwa vier Jahren baut sie auf einer Fläche von ca. 2.300 Quadratmetern über 150 verschiedene, saisonale Blumenarten an. „Um nachhaltig zu arbeiten, setzen wir ausschließlich organische, also keine chemisch-synthetischen Düngemittel ein. Auf Herbizide, Fungizide und Pestizide verzichten wir bewusst. Stattdessen setzen wir auf eine Pflanzung im Freiland, in Mischkulturen, auf Nützlinge und auf Pflanzen-stärkungsmittel. Außerdem kommt viel Handarbeit bei der Pf lege hinzu“, erklärt die Blumengärtnerin. Große Freude bereiten ihr jedes Jahr ihre über 70 duftenden englischen Gartenrosen und ab dem späteren Sommer auch die Dahlien und Chrysanthemen. Diese nutzt sie dann unter anderem für Brautsträuße und Hochzeitsf loristik. Aus ihrer großen Auswahl an einjährigen Gattungen, die sich prima für den Schnitt eignen, wie Kosmeen und Löwenmäulchen, zieht sie eigenes Saatgut, welches die junge Unternehmerin dann in ihrem Onlineshop verkauft.
„Slowflowers können alte Blumensorten aus dem Bauerngarten sein. Oft haben die Blumen einen besonderen Duft. Außerdem dürfen sie geschwungene Stiele haben – für ein naturnahes, florales Design.”
„Um nachhaltig zu arbeiten, setzen wir ausschließlich organische, also keine chemisch-synthetischen Düngemittel ein. Auf Herbizide, Fungizide, Pestizide verzichten wir bewusst.”
Wer sich jetzt fragt, ob das nachhaltige Anbauen im eigenen Garten, auf der Terrasse oder sogar dem Balkon klappt, dann lautet die Antwort: Ja! Ein Tipp der Slowf lowers-Expertin: „Für einen Start auf dem Balkon empfehle ich, ein paar Samen von einjährigen Pf lanzen für den Sommerf lor zu säen. Darüber hinaus lassen sich Rosen, Dahlien und Chrysanthemen sowie Christrosen einpf lanzen. Im Herbst sollte man dann die Frühjahrsblüher-Zwiebeln stecken. Dazu am besten noch ein paar Kräuter pf lanzen, die können prima in der Küche ver wendet und gleichzeitig als Schnittgrün genutzt werden. So kann man das ganz Jahr über ein paar tolle Schnittblumen ernten.“ Wer es jedoch bevorzugt, Slowf lowers direkt beim Erzeuger zu kaufen, kann zum Beispiel im Internet bei der Slowf lower-Bewegung und bei der föga e.V. (Fördergemeinschaft ökologischer Zier- & Gartenpf lanzen) Produzierende für nachhaltige Zierpf lanzen aus der Region suchen. Außerdem empf iehlt Chantal immer das direkte Gespräch mit den Verkaufenden, so ist man beim nachhaltigen Einkaufen immer auf der sicheren Seite.
BUCHTIPP
Das Buch bietet zahlreiche DIYs und praktische Tipps für BlumenliebhaberInnen und Garten-EinsteigerInnen. Chantal Remmert und Grit Hartung, Slowflowers – Wilde Gärten und ungezähmte Bouquets, 224 Seiten, Format 18 x 25 cm, Hardcover, Haupt Verlag, 34 Euro.