... Starterfeld in die Qualifikationen. Lediglich in den traditionell stark mit Briten besetzten Klassen Super Gas, Super Comp und Competition Eliminator waren die Teilnehmerfelder deutlich kleiner, und auch in den Top-Klassen der FIA merkte man das Brexit-bedingte Fehlen bekannter Top Teams.
Hier fehlten aber nicht nur britische Teams, sondern vor allem auch Teams aus Nordeuropa – allen voran Schweden, da sie dieses Jahr gar nicht erst an den FIA-Europameisterschaften teilnahmen. Dies liegt daran, dass gerade für die schwedischen Teams bei der Teilnahme an Läufen in Großbritannien unglaublich hohe Kosten durch den Brexit anfallen, die kaum zu stemmen sind, denn alle Teams müssen eine Bürgschaft für das vorübergehend auf der Insel verwendete Material hinterlegen. Sind diese Kosten zum Beispiel für deutsche Teams durch Hermes-Bürgschaften gedeckt, ist dies in Schweden noch nicht geregelt. Entsprechend müssen die schwedischen
Teams zehn Prozent des Warenwertes (also Fahrzeug, Renntransporter usw.) als Sicherheit für die Einfuhrabgaben hinterlegen, die anfallen würden, sollten sie ihr Equipment spontan in GB verkaufen. Bei einem Top-Fuel-Team stellt diese Sicherheitsleistung gleich mal mehrere Zehntausend Euro dar. Und diese Summen haben die Teams einfach nicht, so stark sind die Sponsorenunterstützungen nicht. In diesem Jahr traten daher bei den NitrOlympX nur fünf Top Fueler an, und auch die Pro Stocker waren mit drei Teams extrem dünn besetzt.
Das alles tat der Stimmung aber keinen Abbruch. Auch die Strecke, die in Hockenheim ja nun mal nicht permanent präpariert ist, war auf den Punkt wieder auf der Höhe, und so konnten erneut einige Bestzeiten gesetzt werden. Und da nicht nur der Wettergott es besonders gut meinte im Vergleich zu 2019 und kaum Regenunterbrechungen zu vermelden waren, sondern auch der Fehlerteufel sich sehr zurückhielt, konnten die Rennen zügig durchgeführt werden. Wenn da nicht die Zeitnahmeampel noch ein wenig rumgezickt hätte, könnte man fast von einer perfekten Durchführung sprechen, was dem neuen Rennleiter Yasin Özer natürlich sehr gelegen kam. Er trat 2022 die Nachfolge von Jerry Lackey an, der sich in den wohlverdienten Ruhestand zurückgezogen hat. Wobei er dem
neuen Rennleiter noch mit Rat und Tat zur Seite stand.
Auf spannende Qualifikationsrennen am Freitag und Samstag folgte dann die bewährt actiongeladene Nightshow am Samstagabend, in der sich wieder spektakuläre Läufe der Jet Dragster mit anderen beeindruckenden Attraktionen abwechselten.
Der Sonntag stand dann wieder gewohnt im Zeichen der Finalrunden. Bei den Top Fuelern setzte sich zum Beispiel Jndia Erbacher nicht nur mit einer 3,892 Sekunden in der Qualifikation an die Spitze des Teilnehmerfeldes, nachdem sie im ersten Qualifikationsdurchgang spektakulär quer über Strecke ging und ihren Boliden nur mit viel Geschick einfangen konnte. Sie schaffte mit 489,98 km/h auch die schnellste Geschwindigkeit auf der Rico Anthes Quartermile an diesem Wochenende. Leider fand in diesem Jahr kein krönender Abschluss mit dem Finale der Top Fueler in gewohnter Weise statt, sondern es war ein sogenannter "Bye Run". Also ein Lauf ohne Gegner für Susanne Callin. Antti Horto konnte wegen Materialmangels nicht an den Start gehen. Ja, auch die FIA-Top Teams haben mit extremen Lieferschwierigkeiten zu kämpfen in dieser Zeit.
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Die anderen Klassen blieben hingegen spannend bis zum Schluss und hielten so manche Überraschung parat. Zuweilen auch für die Teilnehmer selbst. So hat Jens Könnecke in den Super Pro ET nicht wirklich mit seinem Sieg rechnen dürfen, trat er doch mit Ersatzmotor an, der mit seinem Getriebe nicht abgestimmt war auf die Achsübersetzung. Dennoch setzte er sich im Feld durch.
Nun ist es also vollbracht. Das Wochenende ist vorbei, und einige der
Teams machen sich auf den direkten Weg zu den FIA Finals in Santa Pod. Zumindest die, die es sich leisten können und sich noch eine Chance auf den EM-Titel ausrechnen. Für alle anderen und auch die Teams, die dieses Jahr noch aus bekannten Gründen pausieren, gilt das gleiche wie für uns hier in der Redaktion: Warten auf den August 2023 und die nächste Auflage dieser genialen Show!
Text & Fotos: Ralf Werth
Ergebnisse
FIA Top Fuel Platz 1 – Susanne Callin Platz 2 – Antti Horto Platz 3 – Jndia Erbacher
· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · FIA Top Methanol Platz 1 – Jonny Lagg Platz 2 – Sandro Bellio Platz 3 – Silvio Strauch
· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · FIA Pro Mod Platz 1 – Michel Tooren Platz 2 – Andres Arnover Platz 3 – Daniel Vegter
· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · FIA Pro Stock Platz 1 – Jimmy Alund Platz 2 – Stefan Enryd Platz 3 – Michael Malmgren
· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Competition Eliminator Platz 1 – Robin Sattler Platz 2 – René Ehrismann Platz 3 – Bernd Rudolph
· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Super Comp Platz 1 – Enrico Bailo Platz 2 – Gerd Habermann Platz 3 – Markus Ochsner/
Arndt Putzmann
· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Super Gas Platz 1 – Stefan Reffelrath Platz 2 – Stephan Blauwitz Platz 3 – Pascal Czieschowitz/
Oscar Scappocin
· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Super Pro ET Platz 1 – Jens Könnecke Platz 2 – Stefan Eisenhauer Platz 3 – Frank Römer /
Tindra Christensen
· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Pro ET Platz 1 – Gerd Habermann Platz 2 – Philipp Daud Platz 3 – Janine Petzold /
Martin Weikum