... Tausend Videos aus dem aktuellen Programm. Weiterer großer Bereich: „Arte Concert“ mit Konzerten aus Pop, Rock und Klassik.
Schwerpunkte
Arthouse-Filme, europäische Original-Serien („Borgen“, „Diener des Volkes“). Wie im Programm werden auch in der Mediathek Themenschwerpunkte gesetzt (z. B. „Vampire“). Besonders viele Dokumentationen und Reportagen über Tiere, Natur, ferne Länder und Kulturen im Bereich „Entdeckung der Welt“, außerdem unter „Wissenschaft“ und „Geschichte“.
Verfügbarkeit
Filmklassiker in Zeitfenstern zwischen einigen Wochen und mehreren Monaten. Dokus und Konzertmitschnitte oft länger. Jede Livesendung lässt sich zum Anfang zurückspulen.
Angebot
Etwa 90.000 Videos aus dem Programm des ZDF, von ZDF Info, ZDF Neo, 3sat, Phoenix, Arte und KiKa. Die Programme im Livestream lassen sich bis zu 180 Minuten zurückspulen.
Schwerpunkte
Neben Filmen, Serien, Nachrichten, Sport und beliebten Retro-Sendungen („Traumschiff“, „Silas“) sind Comedy und Satire stark vertreten („heuteshow“, „ZDF Magazin Royale“).
Verfügbarkeit
Wie in der ARD-Mediathek (siehe l.) ist die „Verweildauer“ durch staatliche Bestimmungen geregelt: mindestens sieben Tage, bis zu zwölf Monate.
Der „Tatort“ ist natürlich ganz vorn dabei. Knapp 8,4 Millionen Menschen gucken den Krimi im Schnitt am Sonntagabend um Viertel nach acht im Ersten – etwa eine Million später am Abend, am nächsten Tag oder irgendwann in den folgenden zwei Wochen. Seit die ARD vor 15 Jahren ihre Mediathek startete, müssen die Zuschauer keinen Videorekorder mehr bändigen oder pünktlich vorm Bildschirm sitzen, um die Kommissare bei der Arbeit zu sehen. Tatsächlich ist „Sendung verpasst?“ bis heute eine der meistgenutzten Funktionen in den Mediatheken aller Öffentlich-Rechtlichen.
Doch das genügt den Sendern nicht mehr. „Wir wollen die Mediathek umfassend ausbauen“, sagt Dr. Eckart Gaddum, Leiter der Hauptredaktion Digitale Medien beim ZDF, das bereits 2001 seine Mediathek ins Netz stellte. „Zu viele jüngere Zuschauer wissen gar nicht, was wir schon heute zu bieten haben. Das wollen wir ändern.“ Sophie Burkhardt, stellvertretende Programmdirektorin der ARD und als Channel-Managerin verantwortlich für die Mediathek der gesamten Sendergruppe, sieht die Plattformen dabei in einer guten Position: „Wir müssen den Vergleich mit unseren Konkurrenten nicht scheuen. ARD und ZDF sind relevante Player im deutschen Streamingmarkt.“ Für ihre Mediathek möchte sie nicht nur die jungen Zuschauer gewinnen, die mit Netflix & Co. aufgewachsen sind, sondern alle, die vom „normalen“ TV dorthin abwandern könnten.
Schon seit einigen Jahren bauen die Öffentlich-Rechtlichen deshalb stetig ihre Onlinepräsenzen aus. Mit Serien, die schon vor dem linearen TV-Start komplett im Netz zu sehen sind. Mit exklusiven Dokumentationen, mit Dutzenden paralleler Sportkanäle bei Ereignissen wie Olympia. Nicht zu vergessen der riesige Fundus an Sendungen aus dem Archiv: vom „Traumschiff“ bis zum Schimanski-„Tatort“. Was es in den Mediatheken von ARD, ZDF und Arte Neues gibt, erfahren Sie künftig jede Woche auf einer neuen Doppelseite in Ihrer HÖRZU (siehe Seite 38/39).
Mit bis zu 150.000 verschiedenen Sendungen ist allein das Angebot in der ARD-Mediathek um ein Vielfaches größer als das der kommerziellen Anbieter Netflix und Amazon Prime Video zusammen: Die beiden kommen auf je 5000 bis 6000 Videos.
Zudem ist das ARD-Angebot deutlich vielfältiger: „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, hochwertige Inhalte für alle Bevölkerungsgruppen anzubieten“, sagt Sophie Burkhardt. „Das reicht von spannenden Serien oder investigativen Dokus über relevante Unterhaltung bis hin zu mehrteiligen Doku-Serien.“ Dazu kommt die regionale Verankerung, die gerade bei den elf TV-Sendern der ARD eine wichtige Komponente ist: „Wir stehen in ganz besonderer Weise für wahrhaftige Nähe.“
Große Retro-Bereiche
Natürlich versuchen die Öffentlich-Rechtlichen, mit ihren „alten TV-Tugenden“ in den Mediatheken Nutzer zu finden und zu binden. Dazu gehören die Nachrichten in allen Varianten von „Tagesschau“ und „heute“. Auch die großen Retro-Bereiche dürften ältere Zuschauer anlocken. ZDF-Mann Gaddum: „,Fantomas‘, ,Die Wicherts von nebenan‘, ,Lukas‘ – das sind Archivschätze, die immer wieder genutzt werden.“ Ganz neu in der ZDF-Mediathek ist die komplette Reihe „Zur Person“, in der Publizist und Politiker Günter Gaus von 1963 bis 1966 in 32 Folgen große Persönlichkeiten befragte: von Hannah Arendt über Günter Grass und Willy Brandt bis zu Helmut Schmidt.
Der große Mediatheken-Überblick
Ab sofort in jeder HÖRZU! Siehe
Seite 38
Ein paar Details haben sich die Öffentlich-Rechtlichen aber auch bei der kommerziellen Konkurrenz abgeschaut, etwa die Personalisierung. Darauf setzt das Zweite in besonderem Maß: Alle, die sich mit Benutzername und Passwort anmelden, können Sendungen auf eine Merkliste setzen, sie auf dem Fernseher anfangen und auf dem Handy weiterschauen – oder umgekehrt. Außerdem bietet die Mediathek ihnen sozusagen ein individuelles Programm an: Basierend auf dem, was sie bislang gesehen haben, werden ähnliche Inhalte präsentiert und passend ergänzt. Der passionierte Krimifan bekommt dann nicht nur Krimis geboten, sondern auch das „heute-journal“ und Dokumentationen. Dass das ankommt, hat man ausgiebig getestet. „Wir entwickeln unsere Algorithmen selbst und zwar öffentlich-rechtlich. Und die Ergebnisse zeigen: Personalisierung treibt nicht nur die Gesamtnutzung an, sondern auch die Pluralität der genutzten Inhalte“, sagt ZDF-Experte Gaddum. Die Personalisierung erfolgt dabei, dank künstlicher Intelligenz, nicht nur automatisch, sondern lernt auch ständig aus dem Verhalten der Nutzer dazu. Übrigens: Die Anmeldung ist nicht Pflicht, man kann problemlos völlig anonym in den Mediatheken stöbern.
ARTE-Mediathek
ZDF-Mediathek
BR-Mediathek
Immer öfter werden Formate extra für die Mediatheken produziert. Manchmal kommen sie später dann auch ins lineare TV: „Aktuell wurden die Dokuserien ,Wer ist Ghislaine Maxwell?‘ und ,Techno House Deutschland‘ im Ersten platziert, obwohl sie ursprünglich für die Mediathek produziert und dort erstausgestrahlt wurden“, so ARD-Frau Burkhardt. „Aber hier soll definitiv noch mehr kommen.“
Ein Gesellschaftsphänomen
Auch die Mediathek von Arte hat, so Programmdirektorin Emelie de Jong, ein „klares Ziel“: „Auf allen Kanälen mit Inhalten präsent zu sein, die unseren Qualitätsanspruch erfüllen. Das bedeutet, dass wir eigens für jedes Medium konzipierte Inhalte produzieren: für TV, Mediathek, soziale Netzwerke.“ Dabei gehören Serien und große Dokumentationen zu den erfolgreichsten Formaten, etwa die vierteilige Reihe „Afghanistan, das verwundete Land“, die mehr als drei Millionen Mal angesehen wurde. „Die zweite Staffel der Serie ,In Therapie‘, die sich mit der Pandemie befasste, kann man mit ihren 30 Millionen Videoabrufen sogar als wahres Gesellschaftsphänomen bezeichnen.“ Etwa 60 Prozent aller Videoabrufe fallen bei Arte unter die Rubrik „Replay“, in der Zuschauer verpasste Sendungen finden.
Der deutsch-französische Kultursender ist stolz darauf, in der Mediathek besonders viele jüngere Zuschauer zu erreichen: „Das Durchschnittsalter ist mit 51 Jahren rund zehn Jahre jünger als das Publikum im linearen TV“, sagt Emelie de Jong. Besonderer Schwerpunkt bei Arte sind zudem die Mitschnitte von Opern, Pop- und Rockkonzerten, darunter etwa ein Prince-Auftritt aus den 1980ern, aber auch Acts aktueller Bands, unter dem Titel „Tempelhof Sounds“ etwa vom Berliner Festival auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens.